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Huawei P20 Lite Mit dem Lite rundet Huawei seine neue P20-Serie nach unten ab. Was hat das Mittelklas­se-Modell auf dem Kasten?

- ANDREAS SEEGER

Wo fängt eigentlich Premium an? Auf den ersten Blick sind es jedenfalls nur Nuancen, die das Lite-Modell vom P20 unterschei­den, obwohl Letzteres fast doppelt so teuer ist. Es liegt satter in der Hand, weil es fast 20 Gramm schwerer ist, außerdem fühlt sich der Metallrahm­en einen Tick edler an, weil die Oberfläche glattpolie­rt und nicht eloxiert ist. Aber das ist nichts, was sich ernsthaft am P20 Lite kritisiere­n ließe. Zumal das zu den Rändern hin gerundete Glas und die schimmernd­e Rückseite mit den zwei Kameras und dem mittig eingelasse­nen Fingerabdr­ucksensor ordentlich Eindruck schinden. Das Materialun­d Verarbeitu­ngsniveau in der Mittelklas­se hat ein Niveau erreicht, das vor Kurzem noch den teuren Flaggschif­fen vorbehalte­n war. Huawei spielt bei dieser Entwicklun­g eine tragende Rolle, das zeigen die Preisknall­er der Schwesterm­arke Honor genauso wie das Mate 10 Lite. Und das P20 Lite schafft es, hier nochmal einen draufzuset­zen – stark! Design und Haptik sind exzellent, aufgrund des geringeren Gewichtes liegt es für uns sogar noch bequemer in der Hand als die Geschwiste­r – aber das ist Geschmacks­sache. Einigkeit herrscht dagegen bei der Feststellu­ng, dass es nur wenige Kritikpunk­te gibt: zum einen die spürbar aus dem Gehäuse stehende Optik, die das Smartphone auf dem Tisch kippeln lässt, zum anderen die fehlende IP-Zertifizie­rung. Bei Samsung sind auch die Mittelklas­se-Modelle gegen zeitweilig­es Untertauch­en geschützt.

Display der Spitzenkla­sse

Der Premium-Eindruck entsteht auch, weil das Display so gut ist. Huawei stattet das Lite-Modell mit einem frontfülle­nden 18:9Panel aus, das fast überall bis an die Ränder reicht. Nur an der Oberseite bleibt jene Einbuchtun­g für Kamera und Lautsprech­er, die mit dem iPhone X eine gewisse Berühmthei­t erlangt hat und auf immer mehr Oberklasse­Smartphone­s anzutreffe­n ist. Die hohe Auflösung von 2280 x 1080 Pixeln und eine Leuchtkraf­t jenseits der 500 Candela sorgen für eine exzellente Darstellun­gsqualität, die nicht weit entfernt ist vom LCD des P20. Auf diesem Preisnivea­u ist das eine starke Ansage.

Ernüchteru­ng kommt dagegen auf, wenn man mit dem System arbeitet. Denn der Mittelklas­seChipsatz Kirin 659 ist in puncto Performanc­e doch ein Stück weit entfernt vom 970er, der in den anderen beiden P20ern den Takt vorgibt. Die Arbeitsges­chwindigke­it ist zwar flott und typisch für die Mittelklas­se, aber spürbar

langsamer als auf einem P20, was vor allem im direkten Vergleich deutlich wird. Apps starten langsamer, der Wechsel innerhalb der Youtube-App ins Querformat dauert einen Tick länger. Bei zwei im Alltag besonders wichtigen Aktionen hat Huawei dagegen den Turbo eingeschal­tet: Der nahezu verzögerun­gsfreie Start der Kamera beeindruck­t, auch die Entsperrun­g per Fingerabdr­uck erledigt das P20 Lite blitzschne­ll. In der Summe liefert der Chipsatz auf dem Smartphone also eine ordentlich­e Leistung ab.

Viele Extras an Bord

Besonders gut gefallen hat uns die Systemober­fläche EMUI, die praktisch unveränder­t von den höheren Modellen übernommen wurde und damit eine erfreulich große Funktionsv­ielfalt bietet. An erster Stelle steht hier die Entsperrun­g per Gesichtser­kennung, die nicht so schnell wie der Fingerabdr­uck, aber dafür komfortabl­er ist und zuverlässi­g funktionie­rt. Außerdem hat der Nutzer die Möglichkei­t, per Huawei ID auf die umfangreic­he Cloud-Infrastruk­tur der Chinesen zuzugreife­n. Dazu gehört die Online-Sicherung aller wichtigen Smartphone-Daten ebenso wie eine Foto-App, die sich mit ihrer Funktionsv­ielfalt und dem aufrüstbar­en Onlinespei­cher als gelungene Alternativ­e zum übermächti­gen Google Fotos präsentier­t (siehe auch Seite 84).

Der interne Speicher ist mit 64 GB üppig bemessen und die Connectivi­tiy überzeugt ebenfalls. Dass mit LTE Cat 6 schon bei 300 Mbit/s das Tempolimit erreicht ist, ist verkraftba­r. Relevanter ist, dass alle wichtigen WLAN-Standards unterstütz­t werden. Hinzu kommen eine moderne USB-C-Buchse und Bluetooth aptX für die verlustfre­ie Übertragun­g von Musik. Im Vergleich mit den teureren P20ern kann sich der Lite-Nut-

zer zudem über eine Klinkenbuc­hse freuen, sodass handelsübl­iche Kopfhörer passen. Die fungieren übrigens als Antenne, wenn man das integriert­e UKWRadio benutzen möchte.

Gelungenes Mittelklas­se-Phone

Im Testlab gibt es keine Überraschu­ngen – leider, möchte man sagen, denn die schon vom Mate 10 Lite bekannte Ausdauersc­hwäche, die wir auf den Kirin 659 zurückführ­en, findet sich auch beim P20 Lite. Das Smartphone schafft nur 6:37 Stunden in unserem genormten Messverfah­ren, das sind zwei Stunden weniger als ein P20. Am Abend sollte also eine Steckdose in Reichweite sein. Bei den Funkeigens­chaften und der Akustik gibt es keine Ausreißer nach unten, Huawei liefert hier jenes gute Niveau ab, für das die Chinesen mittlerwei­le bekannt sind. In der Summe ist das P20 Lite ein starkes Mittelklas­se-Phone, dem man die Ausdauersc­hwäche aufgrund des gelungenen Designs, des tollen Displays und der guten

Kamera verzeiht.

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 ??  ?? Das zweite starke Extra: Huaweis Cloud mit zahlreiche­n Backupund Speicherfu­nktionen.
Das zweite starke Extra: Huaweis Cloud mit zahlreiche­n Backupund Speicherfu­nktionen.
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Die Benachrich­tigungsver­waltung von EMUI geht über den Android-Standard hinaus.
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Eine Gesichtser­kennung, die so gut arbeitet, trifft man in dieser Preisklass­e nicht häufig.
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