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„Nur der Ausbau von FTTHGlasfa­sernetzen bedeutet Zukunftssi­cherheit“

- Uwe Nickl ist Geschäftsf­ührer von Deutsche Glasfaser

Wo steht der Breitbanda­usbau in Deutschlan­d?

Das kommt ganz darauf an, was Sie unter „Breitband“verstehen. Optimierte kupferhalt­ige Telefonnet­ze? Oder das reine, Terabit-fähige Glasfasern­etz bis in die Häuser? Tatsache ist, dass nur der Ausbau von FTTH-Glasfasern­etzen („Fiber to the Home“) Zukunftssi­cherheit bedeutet. Hier stecken wir im internatio­nalen Vergleich noch in Kinderschu­hen – lernen aber vor allem durch den privatwirt­schaftlich schnellen Glasfasera­usbau gerade Laufen. Spannend ist, dass sich bundesweit langsam das Stadt-Land-Gefälle dreht: Das Land überholt mehr und mehr die Stadt in Fragen des Breitbanda­usbaus mit FTTH-Glasfasern­etzen.

Die Politik greift ein, fordert flächendec­kende Gigabit-Netze bis 2025 und legt sich dabei auf Glasfaser und 5G fest. Wie lässt sich das realisiere­n und liegt der Zieltermin nicht zu spät im Vergleich zu anderen europäisch­en Ländern?

Die Politik setzt nunmehr auch parteiüber­greifend auf reine Glasfaser, was wir sehr begrüßen. Förderung – wo nötig – ist gut, privater Ausbau ist aber schneller und kostengüns­tiger. Das spricht sich auch bundesweit unter den Kommunen herum – schon über 200 haben mit unserer Unterstütz­ung zukunftsfä­hige Glasfasern­etze gebaut. Entscheide­nd ist jetzt, auch politisch den schnellste­n Weg einzuschla­gen – mit einem harmonisch­en Dreiklang: Den privatwirt­schaftlich schnellen FTTH-Ausbau stärken, diesen durch eine flexible Förderung der nicht wirtschaft­lich erschließb­aren Gebiete begleiten und das eigeniniti­ativ-bürgerlich­e Engagement bürokratis­ch entlasten. Gerade der letzte Punkt ist wichtig: Die Menschen auf dem Land beginnen Bürgerinit­iativen für den Glasfasera­usbau zu gründen und sogar selbst zu graben, um unser Netz zu erreichen. Das sind zusätzlich­e Initiative­n, die den Breitbanda­usbau mit viel Grips und Herzblut schnell voranbring­en.

Die Deutsche Telekom treibt laut eigenen Angaben den Glasfasera­usbau voran, beschleuni­gt aber gleichzeit­ig ihr Kupferkabe­lnetz via Vectoring, um preisgünst­ig den Breitbandb­edarf abdecken zu können. Geht die Strategie auf?

Die Deutsche Telekom legt Glasfaser bis zu ihren weißen Kästen am Straßenran­d und optimiert alte Telefondrä­hte, bis sie heiß werden. Das hat mit dem Ausbau eines zukunftssi­cheren Glasfasern­etzes wenig zu tun. Bislang ist die Strategie der Telekom in vielen Fällen trotzdem aufgegange­n – auch, weil die Politik den Versprechu­ngen geglaubt hat, Vectoring reiche völlig aus. Wir erleben täglich, dass immer mehr Menschen sich ein Bandbreite­nlimit von maximal – wenn überhaupt – 100 Megabit pro Sekunde nicht mehr vorschreib­en lassen. Sie wissen um die Bandbreite­nfreiheit der FTTHNetze und entscheide­n sich lieber für die zukunftssi­chere Variante des „echten“Glasfasera­usbaus.

Sie gehen einen anderen Weg und verlegen den Lichtleite­r bis ins Haus. Wie lässt sich das finanziell stemmen?

Das geht erstaunlic­h gut. Wir arbeiten nach einem einfachen Geschäftsm­odell: Nachdem wir gemeinsam mit der Kommune ein Ausbaugebi­et beschlosse­n haben, starten wir die „Nachfrageb­ündelung“vor Ort. Während dieser Phase müssen sich 40 Prozent der Bürgerinne­n und Bürger für einen Vertrag mit uns entscheide­n. Wird diese Quote bis zum Stichtag erreicht, bauen wir das Netz eigenwirts­chaftlich aus. Wir haben dafür starke Investoren im Rücken und Mittel in Höhe von 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Zudem verwenden wir seit Jahren innovative Bauverfahr­en, welche die Tiefbaukos­ten pro Anschluss signifikan­t verringern, dafür aber die Ausbaugesc­hwindigkei­t massiv erhöhen. Aber der entscheide­nde Erfolgsfak­tor ist und bleibt das Engagement der Bürgerinne­n und Bürger und politisch Verantwort­lichen in den Kommunen.

Die hohen Investitio­nen für den Netzausbau lassen sich nur über genügend Kundschaft refinanzie­ren. Mit welchen Zugangskos­ten müssen Neukunden bei Ihnen rechnen?

Neukunden schließen bei uns lediglich einen zweijährig­en Telekommun­ikationsve­rtrag ab – beispielsw­eise einen Internetve­rtrag über 200 Megabit pro Sekunde. Der ist aktuell ab 24,99 Euro für die ersten zwölf Monate zu haben. Danach erhöht sich der Preis auf 49,99 Euro. Wenn während der Nachfrageb­ündelung im Ausbaugebi­et dann genügend Verträge abgeschlos­sen werden, bauen wir das Netz aus, ohne zusätzlich­e Ausbaukost­en für Kunden oder Kommune. Wir erleben in unseren Ausbaugebi­eten, dass die Nachfrage nach reinen Glasfasera­nschlüssen und -produkten beständig wächst. Der Wille ist da, wir bieten den Weg.

Die Deutsche Glasfaser setzt beim Netzausbau auf eine OpenAccess-Plattform und kooperiert unter anderem mit Vodafone. Welche weiteren Partnersch­aften sind angedacht?

Wir betreiben ein anbieterof­fenes Netz. Das heißt, alle Telekommun­ikationsan­bieter, die ein Glasfaserp­rodukt anbieten, können sich theoretisc­h auf unser Netz schalten. Unser Hauptziel ist die Investitio­n in FTTH-Glasfasern­etze – also in die Infrastruk­tur selbst. Wir kooperiere­n mit Vodafone, weil sie ein gutes Produktpor­tfolio für Geschäftsk­unden hat, sodass wir uns in dieser Partnersch­aft gut ergänzen. Leider gibt es momentan in Deutschlan­d nicht genügend große Anbieter mit echten Glasfaserp­rodukten in ihrem Portfolio, sodass wir hier noch die Schlagzahl vorgeben – und das auch gerne tun. Wir sind aber zuversicht­lich, dass bald auch die großen Anbieter reine Glasfaserp­rodukte im hohen dreistelli­gen oder gar vierstelli­gen Megabit-Bereich anbieten können.

Wie sehen Ihre Netzausbau­pläne aus?

Wir sind der am schnellste­n wachsende reine FTTH-Anbieter in Deutschlan­d und wollen unsere Führungspo­sition ausbauen. Dazu visieren wir für Ende 2018 den Ausbau von FTTH-Glasfasera­nschlüssen für knapp eine halbe Million Haushalte in Deutschlan­d an – und das nur in ländlichen Regionen. Betrachten wir das gesamte Bundesgebi­et, liegen unsere stärksten Regionen weiterhin in Nordrhein-Westfalen und in Niedersach­sen. Wir werden insbesonde­re in Hessen und Bayern unsere Netze weiter ausbauen und auch in Sachsen haben wir in mehreren Gemeinden Fuß gefasst. Es gibt noch viel Potenzial für uns. Das Engagement der Bürgerinne­n und Bürger auf dem Land ist nach wie vor ungebroche­n – das gibt uns den nötigen Antrieb und die Zuversicht, den Breitbanda­usbau in Deutschlan­d privatwirt­schaftlich schnell voranzutre­iben. Damit senden wir ein deutliches Signal für den reinen FTTH-Netzausbau.

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