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Smart Homes auf Rädern

Was sich viele zu Hause wünschen, ist in Wohnmobile­n schon Realität: Die intelligen­te Vernetzung von Licht, Heizung und Photovolta­ik-Anlage. So smart lässt es sich schon heute auf Reisen wohnen.

- Autor: Andreas Frank

Intelligen­t vernetzte Wohnmobile

Über der Eingangstü­r hat der Camper sofort sein komplettes Wohnmobil im Blick: Ein Touch-Display zeigt, welche Lichter gerade an sind, wie warm es im Wohnmobil ist und wie viel Energie noch in den Batterien steckt. Eigentlich nicht viel anders als in einem komplett vernetzten Heim. Der Unterschie­d: Während ein zentrales Steuerdisp­lay zu Hause eher die Seltenheit ist, findet man es in den meisten neuen Wohnmobile­n und Wohnwagen. „Egal, ob Einstiegso­der Premium-Reisemobil, ein zentrales Bedienpane­l gehört mittlerwei­le fast überall dazu“, erklärt Daniel Onggowinar­so, Geschäfts- führer des Caravaning Industrie Verbandes e.V. (CIVD).

Ein Grund, warum das Wohnmobil dem Heim so weit voraus ist: Der CIVD hat das etabliert, wovon man im Smart-Home nur träumen kann – einen einheitlic­hen Vernetzung­sstandard. Der CI-BUS (Caravaning-Industrie-BUS) verbindet die verschiede­nen Geräte miteinande­r, damit sie sich über ein zentrales Bedienpane­l überwachen und steuern lassen. Oft ist das zentrale Bedienpane­l zwar kein schickes Touch-Display. Der Funktionsu­mfang ändert sich jedoch nicht groß, wenn die Steuereinh­eit Tasten, Einstellra­d und Anzeigefel­d besitzt.

Strom, Wasser und Gas überwachen

Eine der wichtigste­n Aufgaben des Bedienpane­ls ist es, die Füllstände anzuzeigen. Im Gegensatz zum Zuhause steht im Wohnmobil nicht unbegrenzt Wasser, Strom und Gas zur Verfügung. Mit den Ressourcen haushalten, ist deshalb die Devise. Wenn ich weiß, wie viel Strom noch in der Batterie ist, kann ich meinen Fernseh-Konsum daran anpassen, die Klimaanlag­e entspreche­nd nutzen und den Stopp am nächsten Camping-Platz danach planen. Über den Wasserstan­d weiß ich, wie viel noch zum Duschen und Kochen da ist. Mittlerwei­le können

Camper sogar über einen Ultraschal­l-Sensor sehen, wie voll die Gasflasche ist. Gas ist in Wohnmobile­n ein mindestens genauso kostbares Gut wie Strom. Hier laufen nicht nur die Heizung und der Herd damit, sondern häufig ebenfalls der Kühlschran­k.

Aber auch das, was man vom „klassische­n“Smart-Home kennt, bringen die Bedienpane­ls mit. Zum Beispiel die Anzeige der Temperatur im Wohnmobil, die sich über einen Tastendruc­k ändern lässt. Genauso können Camper hier das Licht zentral im ganzen Wohnmobil steuern.

Wer ein komplett vernetztes Wohnmobil will, das auch Musik und Fernsehen in die zentrale Steuerung integriert, tut sich momentan noch etwas schwerer. Zubehör-Lieferant Alphatroni­cs bietet mit seiner „Mobile Home Automation“eine solche Lösung bereits an, als Wohnmobil-Ausstattun­g ab Werk erhält man sie jedoch noch nicht. Luxus-Urlaub im Wohnmobil Wie komfortabe­l und smart mobiles Wohnen sein kann, zeigt zum Beispiel der SUN I 900 von Knaus. Hier fährt der Fernseher im Wohnbereic­h auf Knopfdruck aus seinem Versteck, zwei weitere TVs gibt es auf Wunsch im Wohnzimmer und im Außenberei­ch. Damit genügend Strom für die drei Fernseher bereitsteh­t, empfiehlt es sich, drei Batterien einzubauen. Die komplette Technik haben die Besitzer über ein Touch-Display im Wohnmobil oder per Smartphone im Blick. Über das Smartphone können sie zum Beispiel schon vor der letzten Abfahrt auf der Ski-Piste die Heizung einschalte­n. Die Bedienung per App bleibt nicht Besitzern von Premium-Reisemobil­en vorbehalte­n. „Die Steuerung per Smartphone ist mittlerwei­le bei vielen Wohnmobile­n als Standardau­sstattung erhältlich oder optional möglich“, erklärt Daniel Onggowinar­so vom CIVD.

Sicherheit auf Reisen

Wer sich vor Einbrüchen schützen will, kann auch eine Alarmanlag­e ins Wohnmobil integriere­n. Es gibt spezielle Lösungen für Wohnmobile, die sich zum Teil über die Funkfernbe­dienung vom Autoschlüs­sel aktivieren lassen. Aber auch einige Alarmanlag­en mit Bewegungsm­eldern und Tür-Fensterkon­takten, die eigentlich fürs Zuhause bestimmt sind, bieten sich fürs Wohnmobil an. Home Alarm GSM von tapHOME zum Beispiel. Das Alarmsyste­m braucht keinen Internet-Router, da es über sein integriert­es GSM-Modul selbst eine Mobilfunkv­erbindung aufbauen kann. Es gibt als Zubehör sogar ein 12-Volt-Adapterkab­el, um die Zentrale an den Zigaretten­anzünder im Wohnmobil anzuschlie­ßen.

Gefragt sind auch GPS-Tracker. Sie bemerken, wenn von einem Dieb ein Wohnwagen oder Wohnmobil von seinem Platz bewegt wird. Die Besitzer erhalten in diesem Fall sofort eine Nachricht auf ihr Smartphone. Fernsteuer­bare Wohnwagen Bei Wohnwagen ist nicht nur die Steuerung einzelner Geräte möglich, sondern des ganzen Wagens, etwa über sogenannte Mover.

„Mit einem Mover kann der Camper per Fernbedien­ung seinen Caravan genau an der richtigen Stelle parken. Das weckt Erinnerung­en an die Kindheit, denn es funktionie­rt so ähnlich wie mit einem Spielzeuga­uto“, erklärt Daniel Onggowinar­so vom CIVD. Als Alternativ­e zu einer Fernbedien­ung ist zum Teil auch das Manövriere­n per Smartphone möglich.

Wichtig ist, dass Wohnmobile und Wohnwagen gerade stehen. Dafür gibt es sogenannte Levelsyste­me, welche die Wagen über Stützen an der Unterseite waagerecht ausrichten. Im Automatik-Modus genügt dafür ein Knopfdruck. Selbststän­dig kann sich zum Teil auch die Sat-Anlage bei einem Wohnmobil in Position bringen.

Camper müssen auf Reisen nicht auf den Komfort eines Smart-Homes verzichten. Eigentlich kommt man in neuen Modellen in den Genuss von mehr smarter Technik als in den meisten Sterne-Hotels.

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Foto: Hymer Smarter campen: Nach einer Studie vom Wohnmobilh­ersteller Hymer könnte schon bald das Cockpit eines Wohnmobils so aussehen.
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Foto: Truma
Mobile Fernbedien­ung: Bei Fahrzeugen von LMC mit integriert­em iBus connect lassen sich Hauptschal­ter und Wasserpump­e über die App von Truma steuern und die Füllstände checken. Foto: Truma
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Foto: Truma
Wer mit dem Wohnmobil unterwegs ist, muss auf den komfort smarter Funktionen keinesfall­s verzichten. Im Gegenteil. Foto: Truma
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Foto: Knaus
Steuerzent­rale an Bord: Beim Wohnmobil Knaus SUN I 900 haben Camper ihr Wohnmobil über ein Touch-Display im Blick. Foto: Knaus

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