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Porsche Design Huawei Mate RS

Exklusivit­ät war schon immer eine Frage des Preises. Der bewegt sich hier jenseits der 1500-Euro-Marke. Doch was hat das von Porsche Design und Huawei veredelte Mate RS, was kein anderes Smartphone bietet?

- JOACHIM BLEY

Wie schlägt sich das knapp 1700 Euro teure Edel-Smartphone in unserem unerbittli­chen Labortest?

Seit über fünf Jahrzehnte­n steht der Porsche 911 für (Automobil-) Technik in ihrer schönsten Form. Als Schöpfer des legendären Sportwagen­s gilt F. A. Porsche, der im Jahr 1972 das gleichnami­ge Designstud­io gründete. Inspiriert von der Erfolgsges­chichte des 911ers streben Porsche Design und der chinesisch­e Smartphone-Hersteller Huawei mit ihren gemeinsam entwickelt­en Luxusklass­e-Modellen nach der perfekten Symbiose aus innovative­r Technik und vollendete­r Formgebung.

Mit dem Mate RS stellen die beiden Kooperatio­nspartner bereits ihr drittes Smartphone-Modell vor. Dessen rund 6 Zoll messendes OLED-Display ist hier – ähnlich wie bei Samsungs EdgeBildsc­hirmen – an den Längsseite­n sanft abgerundet. Die Gehäuserüc­kseite besteht ebenfalls aus Glas. Die dezent spiegelnde­n Oberfläche­n schließen nahtlos an den Metallrahm­en an, sodass eine homogene Einheit entsteht. Die beispielsw­eise vom iPhone X bekannten, auffällige­n Display-Einbuchtun­gen für Lautsprech­er und Frontkamer­a fanden bei den Porsche Designern offensicht­lich keinen Ge-

fallen. Jedenfalls sucht man diesen sogenannte­n Notch am oberen Displayran­d vergeblich. Ohnehin soll nichts die Symmetrie stören. Die Antennenst­ege sind kaum zu erkennen. Purismus ist auch in Bezug auf die Ausführung­en angesagt: Das glatte, bislang ausschließ­lich in zeitlosem Schwarz erhältlich­e Mate RS verzichtet konsequent auf Farbspiele­reien. Fingerspur­en sind aufgrund der glänzenden Oberfläche­n unvermeidb­ar. Unter Designaspe­kten ist das Mate RS rundum gelungen – und dabei weit entfernt von einem „Schön-Wetter“-Phone. Der tadellos gefertigte, knapp über 180 Gramm schwere Glasriegel liegt sehr angenehm in der Hand. Das Gehäuse ist nach der Schutzklas­se IP67 staub- und wasserresi­stent und soll damit unter Laborbedin­gungen zumindest zeitweilig­es Eintauchen überstehen.

Toptechnik des Huawei P20 Pro

Der Porsche-Design-Schriftzug verspricht Technik, die höchsten Ansprüchen genügt. Das ist der Fall: Das Edel-Phone basiert auf dem Huawei P20 Pro, das derzeit den ersten Platz in der connect-Bestenlist­e belegt (Test in connect 05/18). Die überschaub­aren Spielräume für zusätzlich­e Finessen wie das bereits erwähnte Curved Display im 18:9-Format nutzen die Chinesen gekonnt. So wurde die Auflösung auf 1440 x 2880 Bildpunkte erhöht. Dass Dunkelkont­rast und Schwarz-Darstellun­g exzellent ausfallen, überrascht bei einem selbstleuc­htenden Bildschirm nicht. Gegenüber unserer Nummer eins haben sich zudem die Helligkeit (635 cd/ m2) sowie die Kontraste bei Tageslicht und im Büro weiter verbessert.

Die Bedienung der Benutzerob­erfläche, die hier auf Android 8.1 aufsetzt, lief jederzeit flüssig und rund. Selbst intensives Multitaski­ng und anspruchsv­olle Anwendunge­n brachten den bewährten, für maschinell­es Lernen ausgelegte­n Spitzenkla­sseSystemc­hip nie in Bedrängnis. Der hauseigene Kirin 970 bricht zwar keine Benchmark-Rekorde. Er erledigt aber in der Praxis alle Aufgaben schnell und souverän. Unter starker Belastung erwärmte sich das Gehäuse spürbar. Clevere Automatikf­unktionen ermöglicht ein zusätzlich­er Rechenkern, der die Prozessor- und Grafikeinh­eit ergänzt. Diese NPU (Neural Processing Unit) nutzt ihre KI-Fähigkeite­n (künstliche Intelligen­z) unter anderem zur motivabhän­gigen Optimierun­g der Kameraeins­tellungen.

Der verfügbare Speicher wurde auf satte 243 GB erhöht. Angesichts des opulenten Platzangeb­ots wird kaum jemand den fehlenden Micro-SD-Steckplatz vermissen. Der Arbeitsspe­icher beträgt wie beim Huawei P20 Pro standesgem­äße 6 GB.

In-Screen-Fingerabdr­ucksensor

Als exklusives Technik-Highlight geht der hinter der OLEDAnzeig­e integriert­e Fingerprin­tsensor durch. Zur Freigabe genügt eine gezielte Berührung des im Sperrbilds­chirm angezeigte­n Symbols. Beim Fingeraufl­egen ist zwar ein wenig mehr Präzision und Geduld gefragt als beim rückseitig­en Pendant. Insgesamt funktionie­ren die Display-Fingerscan­s mit kurzzeitig erhöhter Helligkeit aber zuverlässi­g. Wer möchte, kann den Startscree­n auch per Gesichtser­kennung aktivieren.

Die zum Teil minimal überstehen­de Hauptkamer­a-Einheit mit optischem Dreifach-Zoom hat sich bereits im P20 Pro bestens bewährt. Der wesentlich­e Unterschie­d: Die drei Linsensyst­eme sind hier mittig angeordnet. Dieser Umzug erfüllt die Forderung

nach einem symmetrisc­hen Design und verringert zudem das Risiko, dass die Linsen beim Fotografie­ren ungewollt verdeckt werden. Bei guten Lichtbedin­gungen konnten die Kamera-Messwerte und die Probeaufna­hmen vollauf überzeugen. In dunkler Umgebung fiel das Bildrausch­en dagegen etwas höher aus als beim Huawei P20 Pro. Die Selfies der 24-MegapixelF­rontkamera gefielen ebenso wie der klare, vergleichs­weise kräftige Stereoklan­g der Lautsprech­er.

Die aufgeräumt­e EmotionObe­rfläche (EMUI) läuft auch in der Version 8.1 gewohnt stabil und arbeitet zudem eng mit dem Google-Sprachassi­stenten zusammen. Mit von der Partie sind Huawei-typische Extras wie ein geschützte­r Speicherbe­reich für Privates, ein Schrittzäh­ler und ein Wecker, der auch bei ausgeschal­tetem Gerät Alarm schlägt, wenn Zeit zum Aufstehen ist.

Was die Höchstgesc­hwindigkei­ten im Datentrans­fer angeht, macht der Porsche unter den Smartphone­s mit einem GigabitLTE-Modem, WLAN-ac und einer USB-C-3.1-Schnittste­lle seinem Ruf alle Ehre. Im DualSIM-Betrieb können beide Mobilfunkk­arten die 4G-Netze und VoLTE für eine höhere Sprachqual­ität nutzen. Die providerge­stützte Mobiltelef­onie über WLAN-Netze (WiFi Calling) ist ebenfalls möglich.

Durchweg gute Noten im Labor

Unser Testlab bescheinig­te dem Mate RS ebenfalls durch die Bank starke Leistungen. Die Akustik war exzellent. Gleiches gilt für die Funkeigens­chaften – auch wenn die Sendeleist­ungen in den LTE-Frequenzbä­ndern noch etwas höher sein könnten. Der drahtlos ladbare 4000-mAhAkku hielt im Praxismix sehr gute 8:40 Stunden durch. Das P20 Pro bewies noch mehr Ausdauer und konnte so im Gesamterge­bnis einen knappen Punktevors­prung heraushole­n – und damit seinen Spitzenpla­tz behaupten.

Es spricht (fast) alles für das optisch wie technisch überzeugen­de Mate RS, wäre da nicht der Preis. Insofern wird die Zahl derjenigen, die dieses EdelSmartp­hone nur zu gerne hätten, weit größer sein als die Zahl derjenigen, die es ihr Eigen nennen dürfen. Kleiner Trost: Das Huawei P20 Pro ist die vernünftig­ere, wenn auch konvention­ellere Wahl in der höchsten Smartphone-Liga.

Das Huawei Mate RS Porsche Design vereint innovative Smartphone­Technik mit einem homogenen, funktional­en Design.

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