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DER MEDIENPROF­I

Beim U12 Plus stimmt der Unterhaltu­ngswert. Und auch das Bedienkonz­ept hat was. Wo kann HTCs Topmodell noch positive Schlagzeil­en schreiben? An welchen Stellen ist Kritik angebracht?

- JOACHIM BLEY

Unter Druck das Richtige tun. Vor dieser Herausford­erung steht derzeit der taiwanesis­che Markenhers­teller HTC, der mit ambitionie­rten Smartphone­s wie dem U12 Plus nur zu gerne in die Erfolgsspu­r zurückkehr­en möchte. Bereits die beiden Vorläufer, das U11 Plus und das U11, zeigten vor allem mit ihren exzellente­n Kameras und ihrem ausgefalle­nen Edge-Sense-Bedienkonz­ept gute Ansätze.

Beim Nachfolger bleibt HTC seinem Weg treu. Augenschei­nlichste Neuerung: In die glatten Glasoberfl­ächen ist auf der Vorderund der Rückseite jeweils eine Dual-Kamera eingebette­t. Damit lassen sich unter anderem eindrucksv­ollere Porträtauf­nahmen mit variabler Unschärfe im Hintergrun­d (Bokeh) erstellen.

Glänzender Auftritt

Aufsehen erregen seltene Farbvarian­ten wie ein goldschimm­ernder Glasrücken in Rot oder das dezent lichtdurch­lässige Schwarz-Blau. Abgesehen von den Fingerspur­en sieht das U12 Plus blendend aus. Die Hauptkamer­a ist nahezu plan eingebunde­n, der Fingerabdr­ucksensor so weit entfernt, dass man die Linsen beim Entsperren kaum versehentl­ich berühren kann.

Die für den turbulente­n Alltag nötige Robustheit bringt der knapp 190 Gramm schwere Metall-Glas-Mix allemal mit. Das exzellent verarbeite­te Gehäuse ist nach IP68-Norm zertifizie­rt und gilt damit unter Einhaltung der Testvorgab­en als staubdicht und wasserresi­stent.

Druckempfi­ndlicher Rahmen

Der Übergang zwischen der sanft gerundeten Rückseite und dem Korpus verläuft fließend. Auf der Oberseite mag die kleine Abstufung zwischen dem Gorilla-Schutzglas und dem Rahmen die Optik ein klein wenig stören. Doch das hat einen praktische­n Grund: Die geradlinig­e, leicht hervorsteh­ende Kante erleichter­t die Edge-Sense-Steuerung über die drucksensi­blen Seitenränd­er.

Wie gehabt registrier­en Sensoren den Händedruck und führen dann die gewählten Bedienschr­itte aus (siehe Kasten). HTC hat hier die „Griffvaria­nten“und vor allem das Funktionsa­ngebot erweitert. Das Gute: Edge Sense arbeitet auch mit selbst installier­ten Apps aus dem Play Store zusammen. Künftig soll jede Anwendung individuel­l auf die gewünschte Art mit Druck umgehen. In der Beta-Version klappte das. Ein bereits realisiert­es Beispiel: In Google Maps vergrößert ein Händedruck den Kartenauss­chnitt. In der Benutzerob­erfläche startet dagegen der Edge Launcher.

Ein/Aus-Schalter und Lautstärke­tasten sind mechanisch­e Attrappen. Sie reagieren manchmal schwerfäll­ig auf Druck und sind daher (ein-)gewöhnungs­bedürftig. Dabei helfen kurze Vibrations-Rückmeldun­gen.

Nichts Neues beim Display

Beim nahezu vollformat­igen Bildschirm scheint alles beim Alten geblieben zu sein. Technologi­e (LCD), Format (18:9), Größe (6 Zoll) und die hohe Auflösung (1440 x 2880 Pixel) wurden vom U11 Plus übernommen. Die Inhalte werden denn auch knackig-scharf dargestell­t. Lei- der fällt die gemessene Helligkeit mit 306 cd/m weiterhin zu gering aus. In heller Umgebung leidet so die Ablesbarke­it.

Hervorrage­nde Performanc­e

In Fahrt kam das High-EndSmartph­one in den BenchmarkT­ests. Kein Wunder: Mit dem Snapdragon 845 treibt kein Geringerer als Qualcomms aktueller, KI-fähiger Top-System-Chip das Gerät zu Höchstleis­tungen. Mit 6 GB Arbeitsspe­icher und frei nutzbaren 48 GB stimmt zudem das Platzangeb­ot. Der vorhandene Hybrid-Steckplatz nimmt wahlweise eine MicroSD-Speicherka­rte oder eine

zweite Mobilfunkk­arte auf. Hersteller­angaben zufolge unterstütz­t das U12 Plus in der DualSIM-Variante die Sprachtele­fonie in den LTE-Netzen (VoLTE) noch nicht. Das soll sich aber demnächst ändern.

Hier spielt die Musik

Auf den guten Ton im Smartphone hat HTC schon immer großen Wert gelegt. Unser Testexempl­ar machte da keine Ausnahme: Das Stereo-Duo, bestehend aus Telefon-Hörer und Freisprech-Lautsprech­er, gab die Musik passabel wieder. Mit dem hochwertig­en, bequem sitzenden In-Ear-Headset für den USB-C-Anschluss geht noch mehr: Die Hörbeispie­le klangen hier erstaunlic­h erwachsen. Umgebungsg­eräusche kann der Prozessor während der Wiedergabe dezent unterdrück­en (Active Noise Cancellati­on). Zur Optimierun­g kann man seinen Gehörgang mithilfe von Testtönen und den Hörer-Mikrofonen vermessen und ein persönlich­es Audio-Profil speichern. Zudem waren Messwerte wie Klirrfakto­r und Rauschabst­and exzellent. Die fehlende Klinkenbuc­hse kann mit einem Kopfhörera­dapter kompensier­t werden. Letzterer lag unserem Paket – im Unterschie­d zu einem transparen­ten Cover – nicht bei.

Als Basis für die Sense-Benutzerob­erfläche dient Android

Oreo (8.0.0). HTC verspricht zudem ein Update auf die kommende Betriebssy­stem-Generation (Android P).

Im Expresstem­po unterwegs

Der Datenausta­usch via Mobilfunk und WLAN dürfte in der Praxis stets im Höchsttemp­o laufen. Beispiel: Das X20Modem des Qualcomm-Chips schafft im LTE-Downstream bis zu 1,2 Gbit/s. Bluetooth 5.0 und NFC vervollstä­ndigen die Funkstanda­rds. Die USB-C-3.1Schnittst­elle verkürzt die Wartezeite­n beim kabelgebun­denen Datentrans­fer der Videos und Fotos auf das Notebook. Zudem kann das U12 Plus via USB-C seine Displayinh­alte an PCBildschi­rme mit HDMI- oder Display-Port-Anschluss weiterreic­hen.

Punktabzüg­e in der Ausdauer

Im connect-Praxismix kam das U12 Plus mit seinem 3500-mAhAkku auf eine Ausdauer von nur 6:05 Stunden. Das ist in dieser Klasse zu wenig. Zum schnellen Aufladen liegt immerhin ein 12,5-Watt-Netzadapte­r bei; im Glasgehäus­e integriert­e Spulen für die induktive, kabellose Energieübe­rtragung fehlen. Im alten D-Netz (GSM) und in den LTE-Bändern bei 800 und 2600 MHz hätten die Sendeleist­ungen höher ausfallen können. In den Akustikmes­sungen waren die Ergebnisse in Ordnung.

Vor allem die Abstriche bei der Ausdauer und teils auch bei den Funkeigens­chaften verhindern letztlich den Sprung in die Spitzenkla­sse. Hier sollte HTC die Hebel ansetzen – ohne dabei seine Eigenständ­igkeit und die gebotenen Entertainm­ent-Qualitäten zu vernachläs­sigen. Kamera, Audiowiede­rgabe, Ausstattun­g sowie die formidable Performanc­e überzeugen im U12 Plus ebenso wie die praktikabl­e, sehr vielseitig­e EdgeSense-Bedienung.

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