GAME MASTER
Im Gaming-Test in connect 7/2018 hat sich das Razer Phone als potente Rennmaschine erwiesen. Im Volltest zeigt es auch ein paar Schwächen, vor allem bei der Kamera.
Als Hersteller hochwertigen Equipments für Gaming am PC genießt Razer einen sehr guten Ruf. Im Bereich Mobile Gaming versuchten sich die Kalifornier vor nicht allzu langer Zeit mit einem Bluetooth-Controller; dass der schon nach kurzer Zeit wieder aus dem Sortiment verschwand, heißt aber nicht, dass Razer dem Thema Mobile Gaming den Rücken zukehrt, im Gegenteil: „Jeder weiß, dass ich von Smartphones geradezu besessen bin, ich spiele jede Menge mobile Games und schaue unterwegs StreamingInhalte“, bekannte sich RazerMitgründer und CEO Min-Liang Tan zu einer persönlichen Leidenschaft.
Thermaldesign
Mit einem Smartphone betrat Razer neues Terrain. Zur Verstärkung wurde das Start-up Nextbit ins Team geholt. Deren kantiges Robin-Smartphone war augenscheinlich auch der Formgeber für das Razer Phone, das Kunststoffgehäuse wurde allerdings durch ein Unibody-Chassis aus Aluminium ersetzt. Liebe zum Detail zeigt sich schon beim Auspacken an der Stoffummantelung der beiliegenden Kabel.
Beim Phone verlaufen die Antennen unauffällig in den Rändern; die Kanten am Rahmen und um den USB-C-Port herum sind geschliffen und schillern sanft, wenn man das Gerät in der Hand neigt. Auf der Rückseite finden Fans der Marke die bekannte dreiköpfige Schlange des Razer-Logos. Eine limitierte Edition, die im Testzeitraum auf Amazon noch zu haben war, ziert das Logo alternativ im auffälligen Razer-Grün. Der Fingerprintsensor sitzt seitlich im Rahmen, ist allerdings allein mit dem Tastsinn schwer zu orten. Nachteilig ist auch das hohe Gewicht des Razer Phones: 196 Gramm bringt es auf die Waage und kratzt damit schon an der 200-Gramm-Marke. Dem Aluminiumdesign kommt aber auch eine klare Funktion zu: Erhitzt sich die Hardware bei hoher Auslastung, kann die Wärme über das Metall verteilt und abgeleitet werden; in der Praxis macht sich das warme Gehäuse dann natürlich auch in der Hand bemerkbar.
Auf Touren bringt das Razer Phone die leistungsstarke CPU Snapdragon 835 von Qualcomm, die mit ordentlichen 8 Gigabyte RAM viel zuwege bringt. Beim Nutzerdatenspeicher war Razer dagegen knauserig: 64 Gigabyte sind heute ganz allgemein schon nicht mehr viel, und vor dem Hintergrund, dass Spiele wie Summoners War oder Transformers bereits um die 2 GB für sich beanspruchen, erst recht nicht. Immerhin lässt sich der interne Speicher mit einer Speicherkarte um bis zu 2 Terabyte erweitern. Soweit sind viele andere Smartphones noch nicht.
Multimedia und Audio
Das HDR10-kompatible IGZOLC-Display hat einiges zu bieten, darunter einen breiten Farbumfang (Wide Color Gamut, WCG); im connect-Labor erweist sich die Überdeckung mit dem RGB-Farbraum als nahezu perfekt. Zum anderen ist es das erste Smartphone-Display, das in der Minute 120 Bilder liefern kann, worauf wir auf Seite 40 noch näher eingehen. Mit zwar sehr schmalen seitlichen, jedoch etwa 14 Millimeter breiten Rän-
dern ober- und unterhalb des Displays und ohne Notch folgt Razer nicht dem Trend zum nahezu rahmenlosen Display.
Der Sound der starken Frontlautsprecher mit Dual-Verstärkern, die sich unter den breiten Rändern verbergen, entschädigt jedoch voll und ganz für den optischen Cut. Das Razer Phone ist Dolby-Atmos-kompatibel und gibt 5.1-Sound über den beiligenden THX-zertifizierten 24bit Digital Audio Converter (DAC) auch auf ein Headset aus, das allerdings auch nur über den Adapter an das Razer Phone angeschlossen werden kann. Der Adapter liegt bei, ein Headset nicht. Bei Interesse findet sich im Zubehörprogramm mit dem Hammerhead USB-C ein InEar-Kopfhörer mit 10-mm-Treibern und DAC, der direkt an den USB-C-Port angeschlossen werden kann, und der durch seine pulsierend leuchtenden Logos nebenbei auch optisch auffällt (89,99 Euro im Razer-OnlineShop).
Volle Netflix-Unterstützung
Mit einem Update hat Razer mittlerweile als erstes Smartphone überhaupt die volle Unterstützung für HDR und Dolby Digital Plus 5.1 durch Netflix nachgeschoben. Seitdem wird die Netflix-App auch standardmäßig auf dem Razer Phone installiert. Beim Launcher setzt Razer auf den Nova Launcher Prime. Seit den Hinweisen, dass Android P auf langjährige Features wie das Verschieben der Startbildschirme verzichtet, eine gute Sache, denn der NovaLauncher wird sie voraussichtlich weiter pflegen.
Guter Einstand
Razer liefert mit seinem Erstling zweifelsfrei ein gutes Phone ab, das bestätigt auch das connectTestergebnis. Dabei überdecken die audiovisuellen Stärken allerdings auch einige Schwächen. Ein wenig Entwicklungsarbeit muss Razer beispielsweise noch in die Kamera stecken. Das gilt zunächst mal für die Software: Es gibt nur wenig Einstellungsmöglichkeiten, Filter oder Feautures wie Zeitlupe oder Zeitraffer fehlen gänzlich. Zwar liegt die 12-Megapixel-Kamera mit zwei Sensoren durchaus im Trend; das allein reicht aber nicht. Während die lichtstärkere Weitwinkel-Linse (f/1.75) immerhin für gute Fotos bei schwacher Beleuchtung sorgt, kann sich die Qualität der Tageslichtaufnahmen mit der guter Smartphone-Kameras nicht messen. Staub- und Wasserdichtigkeit sowie kabelloses Laden stehen ebenfalls im Soll. An der UVP von 749 Euro hat sich bislang nichts geändert. Es lohnt sich allerdings, die Angebote auf razer. com und bei Amazon zu beobachten, denn hier wie da gab es im Testzeitraum gelegentliche Aktionen wie beispielsweise zum Amazon Prime Day 200 Euro Preisnachlass.