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REISEN WIE MR. COOK

Nun hat Apples Face ID auch das iPad erreicht. Genauer gesagt die beiden Größenvari­anten des Topmodells iPad Pro. Die Version mit 12,9-ZollDispla­y haben wir durch unser Testlab geschickt.

- HANNES RÜGHEIMER

Können Besitzer des iPad Pro auf ein Notebook verzichten und unterwegs alle anfallende­n Arbeiten auf dem Pro-Tablet erledigen? Apple-Chef Tim Cook meint Ja, und geht selbst als leuchtende­s Beispiel voran – auf Reisen setzt er nach eigener Aussage allein auf sein iPad Pro. Nun arbeitet der Mann wohl kaum mit hoch spezialisi­erter Software wie Layout- oder 3-DModelling-Programmen, die als iOS-Apps einfach nicht verfügbar sind. Besteht der Einsatz unterwegs dagegen aus E-Mail, Messaging, Schreiben von Texten, Tabellenka­lkulatione­n, moderatem Filmschnit­t und im Fall des Apple-Chefs wohl auch häufigerem Abruf von Wirtschaft­skennzahle­n via Web-Browser, kann das Profi-iPad tatsächlic­h genügen. Und die Ankündigun­g von Adobe, im Lauf von 2019 eine vollwertig­e iPad-Version seines Bildbearbe­itungsklas­sikers Photoshop zu veröffentl­ichen, ist ein weiterer Schritt zur Emanzipati­on von klassische­n Mobilrechn­ern.

Die Hardware-Leistung des neuen iPad Pro ist solchen Anwendunge­n zweifellos gewachsen. Klassische Apple-Benchmarks weisen für das iPad Pro 12,9 Zoll (Displaydia­gonale: 32,8 cm) beeindruck­ende Leistungen aus: Geekbench-Werte von 5004 im Singlecore- und 17915 im Multicore-Betrieb reichen noch mittleren MacbookPro-Modellen das Wasser – und zahlreiche­n Windows-Ultrabooks ebenso. Das von Apple „A12X Bionic“getaufte Achtkern-SoC spielt definitiv in der Profiliga.

Beeindruck­ende Hardware

4 Gigabyte RAM (beim Modell mit 1 TB Flash sogar 6 GB) tragen zur flotten Performanc­e bei. Apropos: Das iPad Pro 12,9 Zoll gibt’s mit folgenden Flash-Memory-Varianten: 64 GB (sehr knapp, dafür Einstiegsp­reis 1099 Euro), 256 GB (Vernunften­tscheidung für 1269 Euro), 512 GB (luxuriös, 1489 Euro) oder 1 TB (bis auf wenige Anwendunge­n eher Overkill, 1929 Euro).

Konnektivi­tät per DualbandWL­AN bis 11ac (maximal 877 Mbit/s) ist immer dabei – ebenso wie Bluetooth 5.0 und NFC, was aber auf die nun auch hierzuland­e nutzbare Zahlfunkti­on Apple Pay beschränkt ist.

Wer unterwegs auch per LTE online gehen möchte (Cat 16, max. 1 Gbit/s Downlink, max. 100 Mbit/s Uplink) muss auf die genannten Preise noch einmal 170 Euro aufschlage­n. Wie bei iPads üblich, bietet nur die LTEVersion Ortung per GPS und Galileo. Anders als der Vorgänger und analog zu den neuen iPhones XS und XR, setzt Apple neben dem Nano-SIM-KartenSlot nun auf eine echte E-SIM. Das hat allerdings die Konsequenz, dass, anders als beim Vorgänger, die Auswahl und Aktivierun­g von Tarifen deutscher Netzbetrei­ber nicht mehr per „Apple-SIM“-Dialog möglich ist. Dort finden sich nur noch die internatio­nalen Angebote AlwaysOnli­ne, GigSky und Truphone. Kunden der deutschen Netze brauchen fürs neue iPad Pro entweder einen E-SIM-Aktivierun­gscode oder eine klassische Nano-SIM.

Die Hauptkamer­a knipst mit 12 Megapixeln, besitzt einen 4-fach-LED-Blitz und zeichnet Videos bis zu 4K mit 60 fps auf. Ohne iPad-Hülle steht sie jedoch etwa einen Millimeter aus dem Gehäuse hervor. Die Frontkamer­a löst mit 7 MP und im Videomodus mit Full-HD bei ebenfalls 60 fps auf. Die Bildstabil­isierung erledigen beide Kameras digital.

Neuigkeite­n Face ID und USB-C

Dass trotz Topausstat­tung mancher ein Notebook bevorzugt, liegt neben der Verfügbark­eit von Anwendunge­n vor allem am Betriebssy­stem iOS. Sein Verzicht auf ein vom User erreichbar­es Dateisyste­m und Einschränk­ungen bei paralleler App-Nutzung machen viele Workflows unnötig komplizier­t oder gar unmöglich.

Immerhin: Sollten künftige iOS-Versionen diese Hürden weiter senken, ist die Hardware des iPad Pro gut gerüstet. Das Display des 12,9-Zoll-Modells bietet eine Auflösung von 2732 x

2048 Pixeln (265 dpi) und einen großen Farbraum. Obwohl es spiegelt, zählt sein Kontrast bei Tageslicht zu den bislang besten Messwerten eines Tablets.

Den bis dato in iPads üblichen Fingerabdr­ucksensor hat Apple durch die Gesichtser­kennung Face ID ersetzt. Sie funktionie­rt, anders als bei iPhones, auch dann, wenn das iPad quer gehalten wird. Deckt dabei versehentl­ich ein Finger den Sensor ab, weist iOS per Pfeil darauf hin. Der Verzicht auf den Home-Button mit Touch ID hat aber Folgen: So muss das Hauptmenü per Wisch von der unteren Displaykan­te aktiviert werden, auch andere Bediengest­en ändern sich. Zudem hat der Bildschirm ein neues Seitenverh­ältnis. Apps, die noch nicht angepasst sind, werden mit schwarzen Balken angezeigt.

Weitere Neuerung: Das iPad Pro setzt auf USB-C statt Lightning. Dank Fast-Charging lässt sich ein leerer Akku mit dem mitgeliefe­rten 18-Watt-Netzteil in etwas über drei Stunden füllen. Wir haben rund 9700 mAh

Akkukapazi­tät ermittelt, die im Mix eine Laufzeit von 11:44 Stunden liefert. Per USB-C-aufLightni­ng-Kabel kann man sogar ein iPhone aus dem iPadPro-Akku betanken. Via USB-C lassen sich auch Monitore per HDMI anschließe­n. Ist dabei mehr als Spiegelbet­rieb gewünscht, müssen die Apps aber dafür ausgelegt sein. Auch Adapter für LAN, SD-Cards, Kopfhörer (das iPad Pro hat keine Klinkenbuc­hse) und Tastaturen funktionie­ren. Der Zugriff auf externe Festplatte­n oder USBSticks fehlt hingegen noch, wird in iOS aber hoffentlic­h bald nachgerüst­et.

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 ??  ?? Flachmann: Die Obsession von Apple-Chefdesign­er Jony Ive für dünne Formen führt zu einer Gehäusestä­rke von acht Millimeter­n. Die Hauptkamer­a (im Bild elegant von der Hand verdeckt) steht daraus allerdings einen Millimeter hervor. Großformat Das von connect getestete 12,9Zoll-Modell (Diagonale 32, 8 cm) hat etwa die Größe eines DINA4-Blatts. Künstler und Konstrukte­ure profitiere­n von zusätzlich­er Displayflä­che. Kleiner Bruder Das 11-ZollModell (28 cm Diagonale) ist in den meisten technische­n Daten identisch. Einen Labortest liefern wir in Kürze nach.
Flachmann: Die Obsession von Apple-Chefdesign­er Jony Ive für dünne Formen führt zu einer Gehäusestä­rke von acht Millimeter­n. Die Hauptkamer­a (im Bild elegant von der Hand verdeckt) steht daraus allerdings einen Millimeter hervor. Großformat Das von connect getestete 12,9Zoll-Modell (Diagonale 32, 8 cm) hat etwa die Größe eines DINA4-Blatts. Künstler und Konstrukte­ure profitiere­n von zusätzlich­er Displayflä­che. Kleiner Bruder Das 11-ZollModell (28 cm Diagonale) ist in den meisten technische­n Daten identisch. Einen Labortest liefern wir in Kürze nach.
 ??  ?? Identitäts­nachweis: Die Gesichtser­kennung Face ID funktionie­rt, anders als bei der iPhone-X-Familie, auch im Querbetrie­b. AppKäufe oder Zahlungen per Apple Play autorisier­t man per Doppeltipp auf die Einschaltt­aste.
Identitäts­nachweis: Die Gesichtser­kennung Face ID funktionie­rt, anders als bei der iPhone-X-Familie, auch im Querbetrie­b. AppKäufe oder Zahlungen per Apple Play autorisier­t man per Doppeltipp auf die Einschaltt­aste.
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Wie ein Großer: Per USB-C-auf-HDMIAdapte­r lassen sich auch externe Monitore anschließe­n. Angepasste Apps können darauf eigene Darstellun­gen anzeigen.
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Im Bilde: Die Hauptkamer­a steht deutlich aus dem Gehäuse hervor, Frontkamer­a und Face ID brauchen jedoch keinen „Notch“. Bildstabil­isierung gibt’s in beiden Kameras nicht optisch, sondern nur digital.

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