88 Netzqualität im Crowd-Check
Welcher Mobilfunk-Discounter bietet die meiste Leistung fürs Geld? Das ausgefeilte Crowdsourcing-Verfahren unseres langjährigen MobilfunknetztestPartners umlaut eignet sich perfekt dazu, diese Frage zu beantworten.
Mobilfunk-Discounter sind günstig, doch sind sie auch gut? In aufwendigen Crowd-Analysen haben wir das Daten- und Sprachnetz der wichtigsten Anbieter unter die Lupe genommen.
Für Mobilfunkkunden, die das Tarifangebot eines DiscountAnbieters nutzen, stehen die Kosten an erster Stelle. Dennoch hat natürlich niemand etwas dagegen, für kleines Geld möglichst viel Leistung zu bekommen – im Idealfall dieselbe, die die Netzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefónica auch ihren eigenen Kunden liefern. Denn letztlich nutzen auch die sogenannten MVNOs (Mobile Virtual Network Operator) dieselben drei Mobilfunknetze.
Für Discounter-Kunden stellt sich somit die Frage, welches Sparangebot ihnen die beste Netzabdeckung und die schnellsten Datenraten liefert. Genau diese
Frage wollen wir mit dem hier präsentierten Test beantworten.
Dabei arbeiten wir mit unserem bewährten, langjährigen Mobilfunknetztest-Partner zusammen, der sich kürzlich von P3 communications in umlaut umbenannt hat (siehe auch Seite 54). Er analysiert mit seinem ausgefeilten Crowdsourcing-Verfahren, welche Geschwindigkeiten und Netzversorgung Kunden bei der realen Alltagsnutzung erleben.
Das genutzte Netz ist wichtig
Die tatsächlich verfügbare Leistung hängt wesentlich davon ab, in welchem Mobilfunknetz das Smartphone angemeldet ist. Bei Anbietern wie 1&1 und Mobilcom-Debitel, die
SIM-Karten beziehungsweise Tarife für mehrere Netze anbieten, haben wir deshalb immer die Kombination aus Anbieter und Netz bewertet. Wie bei unseren Netztests üblich, legen wir höchsten Wert auf die statistische Belastbarkeit unserer Ergebnisse. Deshalb muss für jeden Kandidaten eine Mindestzahl an Messwerten in jeder Testkategorie vorliegen (siehe auch „Methodik“auf Seite 94). Da diese Schwellenwerte für einige Kombinationen wie etwa Mobilcom-Debitel im Telefónica-Netz oder Congstar im Telekom-LTE-Netz nicht erreicht wurden, konnten wir sie in unserer Auswertung nicht berücksichtigen.
Nicht nur bei Lebensmitteln, auch im Mobilfunk zählt Aldi zu den erfolgreichsten Discountern – mit überraschend hoher Qualität.
Ob Aldi Nord oder Süd – die unter der Marke Aldi Talk angebotenen Mobilfunkkarten sind in beiden Regionen erhältlich. Mit diesem Angebot ist der Lebensmittelriese auch einer der erfolgreichsten Mobilfunk-Discounter in Deutschland. Es basiert auf dem TelefónicaNetz und unterstützt auch LTE bis zu 21,6 Mbit/s.
Galt das Netz von Telefónica bis vor kurzem noch als das schwächste
unter den drei deutschen Mobilfunkern, zeichnen die Ergebnisse unserer Crowdsourcing-Analysen ein anderes Bild: Bei der Netzabdeckung insbesondere im 3G- und 4G-Bereich hat Telefónica einen großen Sprung nach vorn gemacht, und auch die von Aldi-Talk-Kunden erreichten Datenraten liegen im vorderen Bereich. So ist dieses Angebot der Überraschungssieger im diesjährigen Discounter-Check.
Der viertgrößte deutsche Mobilfunkanbieter hat ein breites Sortiment – bewertet haben wir es in den Netzen von Vodafone und Telekom.
Aus dem Zusammenschluss von Freenet, dessen Mobilfunktochter Mobilcom und dem Provider Debitel wurde 2011 Mobilcom-Debitel – heute nach den Netzbetreibern der viertgrößte Player auf dem deutschen Mobilfunkmarkt. Auch die Computershop-Kette Gravis zählt zu diesem Verbund, der seinen Stammsitz im schleswig-holsteinischen Büdelsdorf hat.
Mobilcom-Debitel betreibt eigene Mobilfunkshops, ist in den GravisLäden präsent und darüber hinaus mit einer Vielzahl von Verkaufsstellen im Fachhandel und in Elektronikmärkten wie Media Markt oder Saturn vertreten.
Kunden erhalten bei MobilcomDebitel SIM-Karten aller drei deutschen Mobilfunknetze und können sich dabei zwischen den Originaltarifen der Netzbetreiber und eigenen Tarifpaketen der Büdelsdorfer entscheiden. Die Hauptmarke versteht sich nicht unbedingt als Discounter – denn dafür gibt es im Unternehmensverbund noch die günstiger positionierte Marke Klarmobil (siehe Seite 92).
Die von uns in diesem Jahr auf LTE-Versorgung angehobenen Mindestanforderungen führten dazu, dass wir für die MobilcomDebitel-Kunden
im Telefónica-Netz eine für statistisch belastbare Aussagen zu geringe Anzahl an Messwerten vorliegen hatten. Diese Variante haben wir diesmal deshalb nicht bewertet. Für Telekom und Vodafone wurden hingegen die nötigen „Sample“-Zahlen erreicht – für beide Kombinationen konnten wir eine ausreichende Anzahl auch von LTE-Teilnehmern zählen.
In beiden LTE-Netzen wird in den Mobilcom-Debitel-eigenen Tarifen gedrosselt: im 4G-Telekom-Netz auf 50 Mbit/s und für 4G im VodafoneNetz auf 21,6 Mbit/s. Interessanterweise weist unser Crowdsourcing für Mobilcom-Debitel-Kunden im Vodafone-Netz in urbanen Gebieten dennoch höhere Datenraten aus als im Netz der Telekom. In ländlichen Regionen hat hingegen das Netz der Bonner die Nase knapp vorn. Die Erklärung für diese Effekte – und dafür, dass beide Varianten mit eng beieinander liegender Punktzahl nur die Note „befriedigend“erzielen – dürfte jedoch vor allem in der Verteilung der von den Kunden tatsächlich gebuchten Tarife liegen. Die Netzabdeckungen für Telekom und Vodafone mit 4G oder „Daten“(3G plus 4G) sind jedenfalls in allen Fällen recht gut.