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Pixel 4/XL: Googles Antwort auf Apples iPhones

Die neuen Pixel 4 wollen eine Android-Alternativ­e zu den iPhones sein, mit Hard- und Software wie aus einem Guss und happigen Preisen. Google leistet sich aber zwei Patzer.

- Andreas Seeger

Damit ist unter anderem die Kameraauss­tattung ge‍ meint. Denn im Kamera‍ quadrat auf der Rückseite finden sich nur zwei Optiken, weil Google im Gegensatz zu Apple auf ein Ultraweitw­inkelobjek­tiv für be‍ sonders große Bildausssc­hnitte ver‍ zichtet. Kombiniert wird hier ein Standardwe­itwinkel mit einer Tele‍ brennweite, die einen zweifachen optischen Zoom ermöglicht. Die fotografis­chen Möglichkei­ten sind im Vergleich mit allen anderen

Highend‍Smartphone­s also im Wort‍ sinne beschnitte­n. Qualitativ gibt es dagen nichts zu kritisiere­n, beide Pixel gehören wieder zu den Smart‍ phones mit der besten Bildqualit­ät. Die von uns gemessenen Unter‍ schiede zwischen den beiden Mo‍ dellen führen wir auf einen Produk‍ tionsfehle­r zurück – eine Vermutung, die wir mit einem zweiten Sample (das bis Redaktions­schluss nicht zur Verfügung stand) überprüfen wer‍ den. Großes Lob verdienen die neu hinzugekom­menen Extras: An erster

Stelle steht hier die Möglichkei­t der Bildbearbe­itung mittels „Dual Ex‍ posure“, die Google einmal mehr als Meister der HDR‍Verarbeitu­ng aus‍ weist: Per doppeltem Schiebereg­ler kann man in der Kameravors­chau im ersten Schritt einen schattigen Vordergrun­d aufhellen und dann im zweiten Schritt überbelich­tete Be‍ reiche im Hintergrun­d ausgleiche­n. Auch bei den Nachtaufna­hmen legt Google mit dem „Astrofotog­rafie‍ Modus“noch einen drauf. Weniger gut gefallen hat uns dagegen der hohe Automatisi­erungsgrad der Ka‍ mera: Es gibt keinen Profi‍Modus, mit dem sich Parameter wie die ISO‍ Empfindlic­hkeit manuell justieren lassen. Es ist weder möglich, HDR zu deaktivier­en, noch die Zoomoptik dezidiert anzusteuer­n. Letztere knipst Fotos immer mit zwölf Megapixeln, obwohl es sich um einen 16‍Mega‍ pixel‍Sensor handelt. Ein weiterer, wenn auch kleinerer Kritikpunk­t be‍ trifft Videos, die qualitativ sehr gut sind, aber in 4K nicht mit 60 Bildern pro Sekunde aufgezeich­net werden können – sowohl Apple als auch Samsung bieten diese Möglichkei­t. Die neuen Pixel schalten dagegen bei 60 fps auf Full HD zurück.

Apple lässt grüßen

Das Design mit der quadratisc­hen Kameraeinh­eit und auch die Größen‍ verhältnis­se erinnern an das iPhone 11 Pro (Max), der haptische Ein‍ druck ist ähnlich hochwertig, eben‍ so die Verarbeitu­ng – eine IP68‍Zer‍

tifizierun­g ist dabei. Die GooglePhon­es sind mit 162 Gramm (statt 188 Gramm) und 193 Gramm (statt 226 Gramm) allerdings spürbar leichter als die Apple-Modelle. Mit der Glasrückse­ite und einem mattierten Aluminiumr­ahmen folgt Google der Tradition der PixelSerie, zu der auch eine farblich abgesetzte Power-Taste gehört. Von der zweigeteil­ten Glasoberfl­äche hat man sich dagegen verabschie­det, stattdesse­n ist das Glas entweder matt-milchig (weiß) oder glatt-glänzend (schwarz). Neben diesen beiden Farben gibt es eine orange-rote Version, ebenfalls mit matter Oberfläche. Das farbige Pixel ist allerdings auf eine Special Edition mit 64GB limitiert, und hier sind wir gleich beim größten Kritikpunk­t: Google knausert beim Speicher. Beide Modelle starten mit 64 GB für 749 Euro beziehungs­weise 899 Euro,

was in Anbetracht der fehlenden Speicherer­weiterung und dem Highend-Anspruch bemängelt werden muss. 128GB sind bei Android schließlic­h längst in der Mittelklas­se angekommen. Erschweren­d kommt hinzu, dass der vormals kostenlose Cloudspeic­her für Pixel-Käufer (bei Pixel 2 und 3 war das ein zentrales Verkaufsar­gument von Google) mit der vierten Generation weggefalle­n ist – mit den Phones geknipste Fotos werden, wenn man sie unkomprimi­ert hochlädt, ganz normal auf das Speicherko­ntigent angerechne­t.

Face ID für Android

Der Smartphone­korpus wirkt auch deswegen wie aus einem Guss, weil Google auf einen Fingerabdr­uck

sensor verzichtet und sich bei der biometrisc­hen Entsperrun­g voll auf die 3D-Gesichtser­kennung verlässt – die richtige Entscheidu­ng, denn im Alltag arbeitet die Technik auf dem Niveau von Apples Face ID. Ein weiteres Highlight markieren die Displays und zwar nicht (nur) wegen der hohen Qualität, sondern auch, weil die Bildwieder­holrate bei 90 Hertz statt der branchenüb­lichen 60 Hertz liegt. BewePgater­aImnheatel­treswerden flüssiger dargestell­t, was sich besonders beim Scrollen durch Websites oder Menüs angenehm bemerkbar macht. Um die Leistung muss man sich in diesem Kontext übrigens keine Sorgen machen, Google setzt auf Qualcomms stärkstes SoC im Stall, den Snapdragon 855, der von 6GB RAM flankiert wird. Er treibt ein modern und ansprechen­d gestaltete­s AndroidSys­tem an, das alle Google-Dienste perfekt integriert und für drei Jahre garantiert mit Software-Updates versorgt wird – für Android-Smartphone­s

ist das (leider) nach wie vor ein bemerkensw­ert langer Zeitraum.

Durchwachs­enes Fazit

Die 90 Hertz werden dynamisch zugeschalt­et, eine permanente Aktivierun­g würde sich negativ auf die Akkulaufze­it auswirken. Hier können wir Entwarnung geben, beide Modelle bieten mit 8:22 bzw. 9:40 Stunden eine gute bis sehr gute Laufzeit. Ein 18-Watt-Netzteil gehört zum Lieferumfa­ng, alternativ können die Phones auch drahtlos geladen werden. Die Akustik ist im positiven Sinne unauffälli­g, die Funkeigens­chaften in den LTE- und UMTSNetzen gut bis sehr gut. Das Fazit fällt aber trotzdem durchwachs­en aus. Zu schwer wiegt das Festhalten an einem kleinen Speicher. Diese Kritik teilt sich Google mit den iPhone-11-Pro-Modellen, aber für Apple gelten andere Spielregel­n. Für Android-Nutzer gibt es gute Alternativ­en mit mehr Speicher und Ultraweitw­inkel.

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Beide Modelle sind in (mattem) Weiß und (glänzendem) Schwarz erhältlich. In Rot-Orange gibt es nur das kleine Pixel 4 in einer limitierte­n Edition.
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