Xiaomi Mi note 10
Xiaomi hat mit dem Mi Note 10 ein Kamerasmartphone der Superlative vorgestellt. Erstmals kommt ein Sensor mit 108 Megapixeln zum Einsatz. Der Preis ist sensationell.
Kamerasmartphone der Superlative mit 108-Megapixel-Sensor. Xiaomi setzt neue Maßstäbe bei der mobilen Fotografie und fährt dabei eine aggressive Preispolitik.
Der Bildsensor hinter der Weitwinkeloptik schafft 12 032 x 9024 Pixel, was ein neuer Rekord ist. Entwickelt wurde er von Samsung und Xiaomi gemeinsam. Der „Isocell Bright HMX“, so der offizielle Name, wurde erst im August 2019 der Öffentlichkeit präsentiert. Es war damals der erste Sensor für Smartphones mit mehr als 100 Millionen Pixeln. Viel wichtiger als diese Zahl ist die Sensorfläche. Sie ist mit 1/1,33 Zoll so groß wie bei keinem anderen Phone. Sogar das P30 Pro (1/1,7 Zoll) und das Mate 30 Pro (1/1,55 Zoll) müssen sich hier geschlagen geben.
Wie Huawei nutzt auch Samsung Pixel-Binning, bei dem vier (gleichfarbige und nebeneinander angeordnete) Pixel zu einem Pixel verschmolzen werden, was die Lichtempfindlichkeit drastisch erhöht (Samsung nennt die Technologie „Tetracell“). In der Praxis werden die meisten Nutzer mit aktiviertem Pixel-Binning fotografieren, also mit 108 Megapixeln geteilt durch 4, was 27 Megapixel ergibt.
Bei wenig Licht sind 108 Megapixel wenig sinnvoll, bei Tageslicht freut sich der (Hobby-)Fotograf dagegen über zusätzliche fotografische Möglichkeiten: Cropping auf dem Smartphone stößt in ganz neue Dimensionen vor, man kann stark zoomen und schneiden, und selbst in der Vergrößerung bleiben noch viele Details erhalten. Es lässt sich jetzt schon festhalten, dass das Mi Note 10 in puncto Kamera zur absoluten Spitzengruppe gehört. Das betrifft sowohl die Fotoqualität als auch die Videoqualität und die Einstellungstiefe mit RAW, Nacht- und ProfiModus.
Design von Huawei „inspiriert“
Das gebogene OLED mit der „Wassertropfen“-Notch hinterlässt einen leuchtstarken und kontrastreichen ersten Eindruck. Das Design mit der gebogenen Vorder- und Rückseite und einem Rahmen, der oben und unten plan geschliffen wurde, erinnert frappierend an das Huawei P30 Pro; die Ähnlichkeit ist so ausgeprägt, dass man beide Phones nur anhand der rückseitigen Optiken auseinanderhalten kann. Das Xiaomi liegt aber viel massiver in der Hand, es ist dicker und 20 Gramm schwerer – nach ein paar Minuten Benutzung macht sich das Gewicht unangenehm bemerkbar. Das hohe Gewicht ist dem mächtigen 5000-mAh-Akku geschuldet, das Phone dürfte damit locker zwei Tage ohne Steckdose überstehen. Einziges Manko: Drahtloses Aufladen via Qi wird nicht unterstützt.
Für die gehobene Mittelklasse
Xiaomi setzt auf Qualcomms neues SoC Snapdragon 730G, das – wie der Name bereits andeutet – unterhalb der 800er-Serie (mit dem 855 an der Spitze) angesiedelt ist. Qualcomm hat die 700er-Serie erst Anfang 2018 aus der Taufe gehoben und will damit den SmartphoneHerstellern eine neue Ausrüstmöglichkeit für die gehobene Mittelklasse anbieten. Das SoC unterstützt weder schnellen UFS-3.0-Speicher noch hochauflösende 4K-Displays, außerdem fehlt eine 5G-Option. In Benchmarks werden Werte auf dem Niveau des 845 erreicht, also dem Topprozessor 2018. Aber die meisten Nutzer interessiert weder 5G noch der nächste BenchmarkRekord, sie wollen ein Smartphone, das schnell reagiert und sehr gute Fotos macht – beides kann das Mi Note 10 locker bieten. Das nicht ganz so leistungsstarke SoC gibt
Xiaomi im Gegenzug die Möglichkeit, einen Preispunkt zu realisieren, der einen die Luft anhalten lässt: 549 Euro für ein Topsmartphone mit bahnbrechender Kamera – da kann man nicht meckern.
Verfügbarkeit und Fazit
Das Mi Note 10 wird über Amazon, O2, Telekom sowie MediaMarkt und Saturn verkauft. Die Version mit 6 GB RAM und 128 GB Speicher ist ab 549 Euro erhältlich, mit 8 GB und 256 GB werden 649 Euro fällig. Xiaomi bleibt also seinem Image treu und bringt mit dem Mi Note 10 ein Highend-Smartphone zu einem unschlagbaren Preis auf den Markt. Die größten Kritikpunkte – hohes Gewicht und fehlendes drahtloses Aufladen – verblassen dahinter. Von dem chinesischen Hersteller wird 2020 einiges zu hören sein, Platzhirsche wie Samsung und Huawei müssen sich warm anziehen.