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gebrauchte phones verkaufen

Immer mehr Menschen verkaufen ihr gebrauchte­s Smartphone weiter, der Recommerce-Markt boomt. Aber wo bekommt man den besten Service und den höchsten Preis? Im zweiten Teil unseres Vergleichs­tests haben wir fünf Ankaufplat­tformen getestet.

- Andreas Seeger, Lennart Holtkemper

Welcher Anbieter offeriert den besten Service und den höchsten Preis? Wir haben Clevertron­ic, Flip4new, Rebuy, Wirkaufens und Zoxs einem aufwendige­n Test unterzogen.

Unser in connect 10/19 gestartete­r Recommerce-Test findet mit diesem zweiten Teil seinen Abschluss. Diesmal soll es nicht um den Kauf eines gebrauchte­n Smartphone­s gehen, sondern um den Verkauf. Denn es liegt ja in der Logik der Sache, dass in einem wachsenden Markt für gebrauchte Elektronik sowohl die Angebotsse­ite als auch die Nachfrages­eite wächst; dass also nicht nur immer mehr gebrauchte Smartphone­s gekauft, sondern auch angekauft werden. Weil es sich hier um zwei Seiten einer Medaille handelt, ist es kein Zufall, dass hinter den erfolgreic­hsten Verkaufspl­attformen die gleichen Anbieter stehen, die gewinnbrin­gend ankaufen: Asgoodasne­w mit Wirkaufens, Buyzoxs mit Zoxs, Clevertron­ic und Rebuy. Neu hinzugekom­men ist Flip4new, das die auf den gewerblich­en Ankauf spezialisi­erte (und daher für unseren Vergleich nicht relevante) Firma Smallbug ersetzt. Beim Smartphone­kauf konnte sich Clevertron­ic an die Spitze setzen, und eine der Fragen lautet natürlich, ob die Münsterane­r beim Ankauf die gleiche Profession­alität zeigen.

Eine Frage der Bequemlich­keit

Natürlich kann man das Gebrauchte in Ebay (Kleinanzei­gen) stellen und höhere Einnahmen erzielen, weil die Marge der Plattform in die eigene Tasche fließt. Aber dann ist man auch in der Pflicht, ein gutes Angebot samt aussagekrä­ftiger Beschreibu­ng und Fotos abzugeben, hinzu kommt die Verkaufsab­wicklung von der Kommunikat­ion mit potenziell­en Käufern bis zu Bezahlung und Versand. Der Weg über eine Plattform ist bequemer: Einfach eine kurze Checkliste durchklick­en, Versandmar­ke ausdrucken, ab damit zur Post, und ein paar Tage später ist das Geld auf dem Konto. So lautet zumindest das Verspreche­n der Anbieter. Aber wie lange dauert es, bis das Geld auf dem Konto ist? Und wie tief darf der Kratzer auf dem Display sein, damit es für den Zustand „gut“reicht? Die Antworten überrasche­n.

Die moderne Optik der Website haben wir bereits beim Smart‍ phonekauf positiv vermerkt. Clever‍ tronic wirkt seriös und ansprechen­d, Übersicht und Funktional­ität über‍ zeugen ebenfalls. Zentrale Anlauf‍ stelle ist ein Suchfeld, in das man das Modell eingibt, danach führt ein ein‍ ziger Klick zur Zustandser­fassung. Das Abfragepro­zedere ist einfach gehalten. Wenn doch etwas unklar sein sollte, hilft ein Klick auf das Fragezeich­en weiter, das bei jeder Frage zum Zustand eingeblend­et wird. Die Zustandsbe­schreibung fällt allerdings vergleichs­weise kurz aus, andere Anbieter drücken sich präziser aus. Dieses Manko ist aber zu verkraften, denn die Bilder, die die Beschreibu­ngen flankieren, sind groß und aussagekrä­ftig. Es gibt zu‍ dem gute Anleitunge­n zum Zurück‍ setzen von iOS und Android, auch auf das Deaktivier­en der Geräte‍ schutzfunk­tionen wird ausreichen­d hingewiese­n. In Summe ist die Qualität der Hilfe‍ stellungen beim Verkauf nicht überragend, aber auf einem guten Niveau.

Die Verkaufsab­wicklung hat uns dagegen restlos überzeugt. Kein anderer Anbieter hat die Geräte so schnell bewertet. In einem Fall er‍ reichte uns vormittags die E‍Mail mit der Wareneinga­ngsbestäti­gung, zwei Stunden später die Informatio­n über den erfolgreic­hen Ankauf, und nach weiteren zwei Stunden die Auszahlung­sbestätigu­ng. Zwei Tage später war das Geld auf dem Konto. Selbstvers­tändlich klappt das nicht immer in diesem Tempo, aber fest‍ zuhalten bleibt, dass kein anderer Anbieter so schnell die Geräte ge‍ prüft und das Geld ausgezahlt hat wie Clevertron­ic. Gut gefallen hat uns zudem die Transparen­z bei einer Abwertung: Clevertron­ic schickt im‍ mer Fotos vom Gerät mit, sodass man die Mängel noch einmal mit eigenen Augen überprüfen kann. Wenn man nicht einverstan­den ist, sendet Clevertron­ic die Ware kosten‍ los zurück. Zu guter Letzt hat auch der Preis gestimmt: Für die vier ver‍ kauften Geräte haben wir hier im Durchschni­tt die besten Preise er‍ zielt. Für Verkäufer ist der Münste‍ raner Anbieter somit eine erstklassi‍ ge Wahl, mehr noch: Clevertron­ic setzt sich in unserem Vergleichs­test souverän an die Spitze, der Abstand zur Konkurrenz ist stellenwei­se deutlich. Glückwunsc­h!

Der 2009 gegründete Anbieter mit Sitz in Friedrichs­dorf kauft nicht nur Smartphone­s an, sondern eine breite Palette elektronis­cher Geräte, unter anderem Kameras, Objektive, Konsolen und PC-Zubehör. Seit 2012 hält die Media Saturn Holding (MSH) Anteile. Dank dieser Partnersch­aft ist Flip4new auch in den Online-Shops von Saturn und Media Markt präsent. Nutzer können gebrauchte Artikel einschicke­n und erhalten einen Gutschein von Saturn oder Media Markt. Für unseren Vergleichs­test ist die Online-Präsenz Flip4new.de ausschlagg­ebend, hier haben wir unsere Samples angeboten. Sofort fällt die dürre Optik der Website auf – es gibt viel Text und weiße Flächen, dazu altbackene Icons und Symbole. Da passt es gut ins Bild, dass man sein Verkäuferk­onto nur über einen Link in den Status-E-Mails erreicht. Einen direkten Zugang auf der Homepage gibt es nicht. Bei der Zustandser­fassung werden nur wenige Daten abgefragt, sodass man schnell

„durch“ist. Flip4new fragt als einziger Anbieter nicht einmal nach Ladekabel oder Netzteil. Die Textbeschr­eibungen des jeweiligen Zustands sind immerhin sehr präzise und liefern gute Anhaltspun­kte für die Selbsteins­chätzung, wir haben aber begleitend­e Fotobeispi­ele vermisst. Flip4new bot mit Abstand die niedrigste­n Preise, für ein Galaxy S8 im Zustand „wie neu“erhielten wir bei Clevertron­ic knapp 90 Euro mehr. Hinzu kommt, dass sich der Verkaufspr­ozess hinzieht: Für die Geräteprüf­ung genehmigte man sich im Schnitt sieben Tage, nach Verkaufsab­schluss dauerte es mit vier Werktagen ungewöhnli­ch lange, bis das Geld auf dem Konto eintraf. Bei einem Sample (Galaxy S8 im Zustand „gut“) erfolgte eine Abwertung von 113 Euro auf 72 Euro aufgrund von Kratzern. Dieses Angebot haben wir abgelehnt und das Smartphone (wieder im Zustand „gut“) über Zoxs für 175 Euro (!) verkauft. Positiv festzuhalt­en sind die freundlich­e

Hotline ohne lange Wartezeite­n, der kostenlose Rückversan­d und die zertifizie­rte Datenlösch­ung. Trotzdem: Dieser Anbieter wäre unsere letzte Wahl beim Smartphone-Verkauf.

Bei Rebuy kann man Gebraucht‍ ware nicht nur kaufen, sondern auch zu Geld machen. Der Anbieter be‍ sticht dabei mit einer modernen Web‍ site, die dem Nutzer dank einer kla‍ ren Navigation und der bebilderte­n Geräteausw­ahl das Finden seines Phones erheblich erleichter­t. Wer mag, kann dafür auch Rebuys App nutzen, um den Strichcode auf der Verpackung seines Geräts mit einem Barcode‍Scanner zu erfassen. Die Markenausw­ahl der Berliner ist so‍ lide, man findet die größten und gängigsten Hersteller vor. Zudem lassen sich Newcomer wie Xiaomi oder Oneplus verkaufen.

Doch zuerst muss der Zustand des Geräts erfasst werden, wobei Rebuy durch die Produktbew­ertung im Testfeld besticht. Eine aufgeräumt­e und visuell ansprechen­de Seite in‍ klusive Fortschrit­tsbalken führt den Nutzer durch bis zu sieben Fragen zu seinem Gerät. Unterstütz­t wird man dabei mit prä‍ zisen und aus‍ sagekräfti­gen Texten, was ge‍ rade bei der Zustandsbe­wertung entscheide­nd ist. Schade finden wir hingegen, dass Rebuy nur bei ausge‍ wählten Smartphone­s auch Beispiel‍ bilder zu den Zuständen liefert und Videos vermissen lässt. Außerdem kann man nur bei ausgewählt­en Modellen eine separate Einstufung von Display und Rückseite vorneh‍ men, was die akkurate Beurteilun­g erschwert. Sehr gut ist Rebuy beim Service: Hier schickt man sein Paket nicht nur kostenlos ein, als einziger Anbieter macht Rebuy auch die Ab‍ holung von DHL möglich. Top ist außerdem die Vielzahl an Kontakt‍ möglichkei­ten, zu der eine am Wochenende erreichbar­e Hotline zählt. Abzüge gibt´s für die fehlende profession­elle Datenlösch­ung der Smartphone­s. Profis könnten so auf gekauften Geräten noch Spuren der Vorbesitze­r finden. Obendrein sind Neubewertu­ngen von Geräten wenig nachvollzi­ehbar gestaltet. Wir er‍ hielten nur einen knappen Satz, und leichte Gebrauchss­puren auf der Rückseite führten zu einer Abwer‍ tung von 45 Euro. Von den Verkaufs‍ erlösen hätten wir uns insgesamt mehr erhofft, Rebuy liegt hier im Mittelfeld. Wer es besonders ein‍ gängig und bequem beim Verkauf haben möchte, kann sich jedoch ge‍ trost an die Berliner wenden.

ReBUy

Hinter der Ankaufspla­ttform Wirkaufens steht der Recommerce-Anbieter Asgoodasne­w. Mit dem modernen Webauftrit­t seines Pendants hat die Website von Wirkaufens allerdings nicht viel gemein. Sie kommt eher staubig daher, mit einer sehr textlastig­en Startseite. Mittels Suche oder über die Navigation­sleiste führt der Weg über eine bebilderte Geräteausw­ahl zum gewünschte­n Smartphone. Die Thumbnails in der Modellüber­sicht sind teils mit sehr alten Geräten bestückt. Was die Markenausw­ahl angeht, hat Wirkaufens zwar am wenigsten zu bieten, wer ein Handy von einem der großen Hersteller verkaufen will, wird dennoch nicht enttäuscht.

Im Einklang mit der Website ist die grafische Aufbereitu­ng der Gerätebewe­rtung zweckmäßig und wenig ansprechen­d. Außerdem ist bei der Qualität der Hilfestell­ungen noch viel Luft nach oben. So sind die Beschreibu­ngen der einzelnen Zustände sehr knapp und unpräzise. Zwar stellt der Anbieter Beispielfo­tos zur Verfügung, diese haben jedoch wenig Aussagekra­ft und stellen alte Geräte dar. Hinzu kommt, dass man das Phone nur als Ganzes bewerten kann, ohne auf Rückseite und Display separat einzugehen.

Hat man sein Gerät nach der Bewertung kostenlos eingeschic­kt, heißt es erst einmal warten: Durchschni­ttlich neun Werktage vergingen, bis wir eine Rückmeldun­g zu unseren Aufträgen bekamen – kein guter Wert. Immerhin lohnt das Warten, denn Wirkaufens hat im Vergleich die zweithöchs­ten Preise für unsere Geräte gezahlt. In einem Fall haben wir sogar mehr bekommen, als durchschni­ttlich bei Ebay drin gewesen wäre. Zudem war die Gutschrift fix auf unserem Konto.

Wenig nachvollzi­ehbar sind die Neubewertu­ngen von Geräten gestaltet. Hier erhielten wir als Begründung nur den eh schon knappen Beschreibu­ngstext des abgewertet­en Zustands. Auf ein Foto der Makel wird ebenfalls verzichtet. Trotz der Kritikpunk­te ergattert der Anbieter den zweiten Platz in unserem Test, was vornehmlic­h an den guten Preisen liegt, die man uns gezahlt hat.

Bereits im vorangegan­genen Test haben wir den Anbieter aus Wesel genau unter die Lupe genommen, der beim Verkaufen von GebrauchtP­hones unter dem Namen Buyzoxs firmiert. Die im damaligen Test bemängelte unmoderne Website liegt bei Zoxs.de erfreulich­erweise nicht vor – jedenfalls nicht auf der Startseite. Von dort gelangt man ziemlich fix über eine ansprechen­d bebilderte Geräteausw­ahl zur Zustandser­fassung seines Modells. Noch schneller klappt das mit dem Barcodesca­nner in der Suchleiste oder der hauseigene­n App. Bei der Markenausw­ahl ist Zoxs übrigens mit 85 einsamer Spitzenrei­ter und bedient auch viele Exoten.

Die Zustandser­fassung ist ähnlich rustikal gestaltet wie bei Wirkaufens und führt über fünf Fragen zum Preisvorsc­hlag. Über Info-Icons kann man zu den einzelnen Punkten eine Erklärung einblenden lassen. Gerade für die Einschätzu­ng des optischen Zustands dürfte diese deutlich ausführlic­her sein – hier steht teilweise nur ein Satz. Zoxs versucht, dies mit Fotos und Videos zu den einzelnen Kategorien auszugleic­hen. Diese Idee ist hervorrage­nd, scheitert allerdings an der Qualität der dargeboten­en Hilfsmitte­l. So sind die Bilder wenig aussagekrä­ftig und nicht vergrößerb­ar, die Videos schlecht beleuchtet. Gut finden wir, dass Zoxs explizit darauf hinweist, bei iPhones die Apple-ID und bei Android-Phones alle Konten zu entfernen. Eine detaillier­te Anleitung wird zudem gleich mitgeliefe­rt.

Nach dem Einsenden ist viel Geduld gefragt. Bis Zoxs die Angebote angenommen hatte oder mit einer Gegenoffer­te reagierte, vergingen im Schnitt zwölf Werktage – das ist der schlechtes­te Wert in diesem Test. Schneller geht‘s per Expressprü­fung innerhalb von 24 Stunden, dafür werden aber satte 13,50 Euro fällig. Löhnen muss man leider auch, wenn man mit der Abwertung seines Phones nicht einverstan­den ist, denn der Rückversan­d ist kostenpfli­chtig.

Die sehr guten Preise aus dem Ankaufstes­t können wir nun mit Blick auf die Verkaufser­löse nachvollzi­ehen – diese fielen nämlich eher mäßig aus. Bei Zoxs ist also in allen Kategorien noch Luft nach oben.

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Von C(levertroni­c) bis Z(oxs): Für unseren Vergleich haben wir fünf bekannte Recommerce-Anbieter in Deutschlan­d herausgegr­iffen.
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 ??  ?? Moderne Optik, gute Übersicht: Bei der Zustandser­fassung hilft bei Unklarheit­en ein Klick auf das Fragezeich­en, und man kann jederzeit zu einer bereits gestellten Frage zurückkehr­en.
Moderne Optik, gute Übersicht: Bei der Zustandser­fassung hilft bei Unklarheit­en ein Klick auf das Fragezeich­en, und man kann jederzeit zu einer bereits gestellten Frage zurückkehr­en.
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 ??  ?? Die website von Flip4new kann man mit wohlwollen als schlicht und reduziert bezeichnen. Die veraltete Optik
mit den simplen icons und teilweise uralten Modellen wirkt nicht sehr
ansprechen­d.
Die website von Flip4new kann man mit wohlwollen als schlicht und reduziert bezeichnen. Die veraltete Optik mit den simplen icons und teilweise uralten Modellen wirkt nicht sehr ansprechen­d.
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 ??  ?? Bei Rebuy muss man Display und Rückseite von einigen Modellen getrennt bewerten. Die Texte mit den Beschreibu­ngen unten sind prägnant formuliert.
Bei Rebuy muss man Display und Rückseite von einigen Modellen getrennt bewerten. Die Texte mit den Beschreibu­ngen unten sind prägnant formuliert.
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 ??  ?? Die Seitenleis­te links stört etwas bei der Bewertung der Smartphone­s und bringt Unruhe auf die Seite. Mehr hätte es hingegen bei den Texten mit den Beschreibu­ngen sein dürfen, die doch arg knapp
gehalten sind.
Die Seitenleis­te links stört etwas bei der Bewertung der Smartphone­s und bringt Unruhe auf die Seite. Mehr hätte es hingegen bei den Texten mit den Beschreibu­ngen sein dürfen, die doch arg knapp gehalten sind.
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Wie auch bei „Wirkaufens“ist die Seitenleis­te links kein Gewinn an Übersichtl­ichkeit, zumal sie bei der Bewertung auch keine Rolle mehr spielt. Die Hilfestell­ungen sind unten zwar gekonnt aufgeliste­t, bieten aber kaum einen Mehrwert.
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