gebrauchte phones verkaufen
Immer mehr Menschen verkaufen ihr gebrauchtes Smartphone weiter, der Recommerce-Markt boomt. Aber wo bekommt man den besten Service und den höchsten Preis? Im zweiten Teil unseres Vergleichstests haben wir fünf Ankaufplattformen getestet.
Welcher Anbieter offeriert den besten Service und den höchsten Preis? Wir haben Clevertronic, Flip4new, Rebuy, Wirkaufens und Zoxs einem aufwendigen Test unterzogen.
Unser in connect 10/19 gestarteter Recommerce-Test findet mit diesem zweiten Teil seinen Abschluss. Diesmal soll es nicht um den Kauf eines gebrauchten Smartphones gehen, sondern um den Verkauf. Denn es liegt ja in der Logik der Sache, dass in einem wachsenden Markt für gebrauchte Elektronik sowohl die Angebotsseite als auch die Nachfrageseite wächst; dass also nicht nur immer mehr gebrauchte Smartphones gekauft, sondern auch angekauft werden. Weil es sich hier um zwei Seiten einer Medaille handelt, ist es kein Zufall, dass hinter den erfolgreichsten Verkaufsplattformen die gleichen Anbieter stehen, die gewinnbringend ankaufen: Asgoodasnew mit Wirkaufens, Buyzoxs mit Zoxs, Clevertronic und Rebuy. Neu hinzugekommen ist Flip4new, das die auf den gewerblichen Ankauf spezialisierte (und daher für unseren Vergleich nicht relevante) Firma Smallbug ersetzt. Beim Smartphonekauf konnte sich Clevertronic an die Spitze setzen, und eine der Fragen lautet natürlich, ob die Münsteraner beim Ankauf die gleiche Professionalität zeigen.
Eine Frage der Bequemlichkeit
Natürlich kann man das Gebrauchte in Ebay (Kleinanzeigen) stellen und höhere Einnahmen erzielen, weil die Marge der Plattform in die eigene Tasche fließt. Aber dann ist man auch in der Pflicht, ein gutes Angebot samt aussagekräftiger Beschreibung und Fotos abzugeben, hinzu kommt die Verkaufsabwicklung von der Kommunikation mit potenziellen Käufern bis zu Bezahlung und Versand. Der Weg über eine Plattform ist bequemer: Einfach eine kurze Checkliste durchklicken, Versandmarke ausdrucken, ab damit zur Post, und ein paar Tage später ist das Geld auf dem Konto. So lautet zumindest das Versprechen der Anbieter. Aber wie lange dauert es, bis das Geld auf dem Konto ist? Und wie tief darf der Kratzer auf dem Display sein, damit es für den Zustand „gut“reicht? Die Antworten überraschen.
Die moderne Optik der Website haben wir bereits beim Smart phonekauf positiv vermerkt. Clever tronic wirkt seriös und ansprechend, Übersicht und Funktionalität über zeugen ebenfalls. Zentrale Anlauf stelle ist ein Suchfeld, in das man das Modell eingibt, danach führt ein ein ziger Klick zur Zustandserfassung. Das Abfrageprozedere ist einfach gehalten. Wenn doch etwas unklar sein sollte, hilft ein Klick auf das Fragezeichen weiter, das bei jeder Frage zum Zustand eingeblendet wird. Die Zustandsbeschreibung fällt allerdings vergleichsweise kurz aus, andere Anbieter drücken sich präziser aus. Dieses Manko ist aber zu verkraften, denn die Bilder, die die Beschreibungen flankieren, sind groß und aussagekräftig. Es gibt zu dem gute Anleitungen zum Zurück setzen von iOS und Android, auch auf das Deaktivieren der Geräte schutzfunktionen wird ausreichend hingewiesen. In Summe ist die Qualität der Hilfe stellungen beim Verkauf nicht überragend, aber auf einem guten Niveau.
Die Verkaufsabwicklung hat uns dagegen restlos überzeugt. Kein anderer Anbieter hat die Geräte so schnell bewertet. In einem Fall er reichte uns vormittags die EMail mit der Wareneingangsbestätigung, zwei Stunden später die Information über den erfolgreichen Ankauf, und nach weiteren zwei Stunden die Auszahlungsbestätigung. Zwei Tage später war das Geld auf dem Konto. Selbstverständlich klappt das nicht immer in diesem Tempo, aber fest zuhalten bleibt, dass kein anderer Anbieter so schnell die Geräte ge prüft und das Geld ausgezahlt hat wie Clevertronic. Gut gefallen hat uns zudem die Transparenz bei einer Abwertung: Clevertronic schickt im mer Fotos vom Gerät mit, sodass man die Mängel noch einmal mit eigenen Augen überprüfen kann. Wenn man nicht einverstanden ist, sendet Clevertronic die Ware kosten los zurück. Zu guter Letzt hat auch der Preis gestimmt: Für die vier ver kauften Geräte haben wir hier im Durchschnitt die besten Preise er zielt. Für Verkäufer ist der Münste raner Anbieter somit eine erstklassi ge Wahl, mehr noch: Clevertronic setzt sich in unserem Vergleichstest souverän an die Spitze, der Abstand zur Konkurrenz ist stellenweise deutlich. Glückwunsch!
Der 2009 gegründete Anbieter mit Sitz in Friedrichsdorf kauft nicht nur Smartphones an, sondern eine breite Palette elektronischer Geräte, unter anderem Kameras, Objektive, Konsolen und PC-Zubehör. Seit 2012 hält die Media Saturn Holding (MSH) Anteile. Dank dieser Partnerschaft ist Flip4new auch in den Online-Shops von Saturn und Media Markt präsent. Nutzer können gebrauchte Artikel einschicken und erhalten einen Gutschein von Saturn oder Media Markt. Für unseren Vergleichstest ist die Online-Präsenz Flip4new.de ausschlaggebend, hier haben wir unsere Samples angeboten. Sofort fällt die dürre Optik der Website auf – es gibt viel Text und weiße Flächen, dazu altbackene Icons und Symbole. Da passt es gut ins Bild, dass man sein Verkäuferkonto nur über einen Link in den Status-E-Mails erreicht. Einen direkten Zugang auf der Homepage gibt es nicht. Bei der Zustandserfassung werden nur wenige Daten abgefragt, sodass man schnell
„durch“ist. Flip4new fragt als einziger Anbieter nicht einmal nach Ladekabel oder Netzteil. Die Textbeschreibungen des jeweiligen Zustands sind immerhin sehr präzise und liefern gute Anhaltspunkte für die Selbsteinschätzung, wir haben aber begleitende Fotobeispiele vermisst. Flip4new bot mit Abstand die niedrigsten Preise, für ein Galaxy S8 im Zustand „wie neu“erhielten wir bei Clevertronic knapp 90 Euro mehr. Hinzu kommt, dass sich der Verkaufsprozess hinzieht: Für die Geräteprüfung genehmigte man sich im Schnitt sieben Tage, nach Verkaufsabschluss dauerte es mit vier Werktagen ungewöhnlich lange, bis das Geld auf dem Konto eintraf. Bei einem Sample (Galaxy S8 im Zustand „gut“) erfolgte eine Abwertung von 113 Euro auf 72 Euro aufgrund von Kratzern. Dieses Angebot haben wir abgelehnt und das Smartphone (wieder im Zustand „gut“) über Zoxs für 175 Euro (!) verkauft. Positiv festzuhalten sind die freundliche
Hotline ohne lange Wartezeiten, der kostenlose Rückversand und die zertifizierte Datenlöschung. Trotzdem: Dieser Anbieter wäre unsere letzte Wahl beim Smartphone-Verkauf.
Bei Rebuy kann man Gebraucht ware nicht nur kaufen, sondern auch zu Geld machen. Der Anbieter be sticht dabei mit einer modernen Web site, die dem Nutzer dank einer kla ren Navigation und der bebilderten Geräteauswahl das Finden seines Phones erheblich erleichtert. Wer mag, kann dafür auch Rebuys App nutzen, um den Strichcode auf der Verpackung seines Geräts mit einem BarcodeScanner zu erfassen. Die Markenauswahl der Berliner ist so lide, man findet die größten und gängigsten Hersteller vor. Zudem lassen sich Newcomer wie Xiaomi oder Oneplus verkaufen.
Doch zuerst muss der Zustand des Geräts erfasst werden, wobei Rebuy durch die Produktbewertung im Testfeld besticht. Eine aufgeräumte und visuell ansprechende Seite in klusive Fortschrittsbalken führt den Nutzer durch bis zu sieben Fragen zu seinem Gerät. Unterstützt wird man dabei mit prä zisen und aus sagekräftigen Texten, was ge rade bei der Zustandsbewertung entscheidend ist. Schade finden wir hingegen, dass Rebuy nur bei ausge wählten Smartphones auch Beispiel bilder zu den Zuständen liefert und Videos vermissen lässt. Außerdem kann man nur bei ausgewählten Modellen eine separate Einstufung von Display und Rückseite vorneh men, was die akkurate Beurteilung erschwert. Sehr gut ist Rebuy beim Service: Hier schickt man sein Paket nicht nur kostenlos ein, als einziger Anbieter macht Rebuy auch die Ab holung von DHL möglich. Top ist außerdem die Vielzahl an Kontakt möglichkeiten, zu der eine am Wochenende erreichbare Hotline zählt. Abzüge gibt´s für die fehlende professionelle Datenlöschung der Smartphones. Profis könnten so auf gekauften Geräten noch Spuren der Vorbesitzer finden. Obendrein sind Neubewertungen von Geräten wenig nachvollziehbar gestaltet. Wir er hielten nur einen knappen Satz, und leichte Gebrauchsspuren auf der Rückseite führten zu einer Abwer tung von 45 Euro. Von den Verkaufs erlösen hätten wir uns insgesamt mehr erhofft, Rebuy liegt hier im Mittelfeld. Wer es besonders ein gängig und bequem beim Verkauf haben möchte, kann sich jedoch ge trost an die Berliner wenden.
ReBUy
Hinter der Ankaufsplattform Wirkaufens steht der Recommerce-Anbieter Asgoodasnew. Mit dem modernen Webauftritt seines Pendants hat die Website von Wirkaufens allerdings nicht viel gemein. Sie kommt eher staubig daher, mit einer sehr textlastigen Startseite. Mittels Suche oder über die Navigationsleiste führt der Weg über eine bebilderte Geräteauswahl zum gewünschten Smartphone. Die Thumbnails in der Modellübersicht sind teils mit sehr alten Geräten bestückt. Was die Markenauswahl angeht, hat Wirkaufens zwar am wenigsten zu bieten, wer ein Handy von einem der großen Hersteller verkaufen will, wird dennoch nicht enttäuscht.
Im Einklang mit der Website ist die grafische Aufbereitung der Gerätebewertung zweckmäßig und wenig ansprechend. Außerdem ist bei der Qualität der Hilfestellungen noch viel Luft nach oben. So sind die Beschreibungen der einzelnen Zustände sehr knapp und unpräzise. Zwar stellt der Anbieter Beispielfotos zur Verfügung, diese haben jedoch wenig Aussagekraft und stellen alte Geräte dar. Hinzu kommt, dass man das Phone nur als Ganzes bewerten kann, ohne auf Rückseite und Display separat einzugehen.
Hat man sein Gerät nach der Bewertung kostenlos eingeschickt, heißt es erst einmal warten: Durchschnittlich neun Werktage vergingen, bis wir eine Rückmeldung zu unseren Aufträgen bekamen – kein guter Wert. Immerhin lohnt das Warten, denn Wirkaufens hat im Vergleich die zweithöchsten Preise für unsere Geräte gezahlt. In einem Fall haben wir sogar mehr bekommen, als durchschnittlich bei Ebay drin gewesen wäre. Zudem war die Gutschrift fix auf unserem Konto.
Wenig nachvollziehbar sind die Neubewertungen von Geräten gestaltet. Hier erhielten wir als Begründung nur den eh schon knappen Beschreibungstext des abgewerteten Zustands. Auf ein Foto der Makel wird ebenfalls verzichtet. Trotz der Kritikpunkte ergattert der Anbieter den zweiten Platz in unserem Test, was vornehmlich an den guten Preisen liegt, die man uns gezahlt hat.
Bereits im vorangegangenen Test haben wir den Anbieter aus Wesel genau unter die Lupe genommen, der beim Verkaufen von GebrauchtPhones unter dem Namen Buyzoxs firmiert. Die im damaligen Test bemängelte unmoderne Website liegt bei Zoxs.de erfreulicherweise nicht vor – jedenfalls nicht auf der Startseite. Von dort gelangt man ziemlich fix über eine ansprechend bebilderte Geräteauswahl zur Zustandserfassung seines Modells. Noch schneller klappt das mit dem Barcodescanner in der Suchleiste oder der hauseigenen App. Bei der Markenauswahl ist Zoxs übrigens mit 85 einsamer Spitzenreiter und bedient auch viele Exoten.
Die Zustandserfassung ist ähnlich rustikal gestaltet wie bei Wirkaufens und führt über fünf Fragen zum Preisvorschlag. Über Info-Icons kann man zu den einzelnen Punkten eine Erklärung einblenden lassen. Gerade für die Einschätzung des optischen Zustands dürfte diese deutlich ausführlicher sein – hier steht teilweise nur ein Satz. Zoxs versucht, dies mit Fotos und Videos zu den einzelnen Kategorien auszugleichen. Diese Idee ist hervorragend, scheitert allerdings an der Qualität der dargebotenen Hilfsmittel. So sind die Bilder wenig aussagekräftig und nicht vergrößerbar, die Videos schlecht beleuchtet. Gut finden wir, dass Zoxs explizit darauf hinweist, bei iPhones die Apple-ID und bei Android-Phones alle Konten zu entfernen. Eine detaillierte Anleitung wird zudem gleich mitgeliefert.
Nach dem Einsenden ist viel Geduld gefragt. Bis Zoxs die Angebote angenommen hatte oder mit einer Gegenofferte reagierte, vergingen im Schnitt zwölf Werktage – das ist der schlechteste Wert in diesem Test. Schneller geht‘s per Expressprüfung innerhalb von 24 Stunden, dafür werden aber satte 13,50 Euro fällig. Löhnen muss man leider auch, wenn man mit der Abwertung seines Phones nicht einverstanden ist, denn der Rückversand ist kostenpflichtig.
Die sehr guten Preise aus dem Ankaufstest können wir nun mit Blick auf die Verkaufserlöse nachvollziehen – diese fielen nämlich eher mäßig aus. Bei Zoxs ist also in allen Kategorien noch Luft nach oben.