E-Bike auf vier Rädern
Schaefflers Start-up Bio-Hybrid entwickelt ein vierrädriges, elektrisches Lastenrad. Wir haben uns einen ersten Eindruck vom Konzept verschafft.
Schäfflers Start-up Bio-Hybrid entwickelt ein völlig neuartiges elektrisches Lastenrad. Wir haben uns einen ersten Eindruck verschafft.
Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass der stetig zuneh mende Straßenverkehr Stück für Stück die Adern der Großstädte zu verstopfen droht. So wohl der wachsende Lieferverkehr, der durch den rasant wachsenden Onlinehandel immer mehr Raum einnimmt, als auch die kontinuier liche Zunahme der Bevölkerungs dichte, tragen ihren Teil dazu bei.
In Frankfurt am Main verbringt man heute schon im Schnitt zehn Minuten mit der Parkplatzsuche, und in Los Angeles verbrachten Au tofahrer 2017 durchschnittlich 102 Stunden im Stau. Da liegt es auf der Hand, dass sich Unternehmen Ge danken darüber machen, wie eine umweltschonende Mobilität der Zu kunft aussehen kann.
Bereits 2019 sind wir auf der CES in Las Vegas auf ein Unternehmen gestoßen, das sich sehr intensiv mit alternativen Mobilitätskonzepten der Zukunft beschäftigt. BioHybrid ist ein Startup, das sich gerade sehr erfolgreich aus der SchaefflerGrup pe heraus entwickelt. Zu Jahres beginn zeigte das Unternehmen auf der CES ihre ersten Prototypen und feierte somit Weltpremiere.
Beim BioHybrid handelt es sich um ein zukunftsorientiertes EBike mit vier Rädern. Dabei versuchen die Entwickler das Beste aus Fahr rad und Pkw zu vereinen. Im Ver gleich zum herkömmlichen EBike schützt ein Dach vor unvorhersehba ren Wettereinflüssen und bietet durch seine vier Räder deutlich mehr Fahrstabilität und ausreichend Stau raum. Im Gegensatz zum Auto wird der BioHybrid deutlich kompakter und in Anschaffung und Unterhalt spürbar günstiger sein. Weiterer
Pluspunkt: Zum Fahren ist hierzulande kein Führerschein nötig.
Technische Besonderheiten und Varianten des Bio-Hybrid
Ganz den Anforderungen einer zukunftsgerichteten E-Mobilität entsprechend wird der Bio-Hybrid in zwei Varianten angeboten: Die Version „Passenger“ist auf den Endverbraucher ausgelegt und kann bequem zwei Personen transportieren. Zudem gibt es ein Gepäckfach, das ausreichend Platz für Einkäufe bietet. Extra Stauraum gibt es im Fond.
Die Ausstattungsvariante „Cargo“versteht sich als zukünftiges Lastenrad für den innerstädtischen Warenverkehr. Mit einer Nutzlast von ca. 200 Kilogramm ist diese Variante bestens für die Herausforderungen in urbaner Umgebung gerüstet. Für den modularen Heckaufbau wird es unterschiedliche Optionen geben: Entweder klassisch als Pick-up, mit Container oder gar als Rikscha für die umweltfreundliche, innerstädtische Personenbeförderung.
Gute Reichweite und smartes Bedienkonzept per Tablet
Beide Ausstattungsvarianten des Bio-Hybrid weisen eine Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h aus. Die maximal unterstützte Reichweite beträgt 50 Kilometer, bei einer Akkukapazität von 1,2 kWh. Durch einen zweiten Akku kann man die Reichweite jedoch problemlos auf 100 Kilometer verdoppeln. Zum Laden nimmt man die Akkus praktischerweise mit nach Hause.
Auch in Sachen Connectivity hat der Bio-Hybrid einiges zu bieten: So ist das Gefährt mit einem Touchdisplay ausgerüstet, das WLAN, LTE und Bluetooth unterstützt. GPS ist zum Navigieren ebenfalls verbaut. Über Remotedienste findet ein Datenaustausch zwischen Smartphone oder Smartwatch statt, um den Fahrer über Reichweite und Akkuladestand zu informieren. Zudem lässt sich das E-Bike per Smartphone verund entriegeln. Insgesamt also ein smartes und zukunftsweisendes Bedienkonzept, was man sonst eher von einem vernetzten Auto erwartet.
Status quo
Bei einem Besuch in der zweiten Jahreshälfte am Sitz des jungen Unternehmens in Nürnberg hatten wir die Gelegenheit, einen fast finalen Prototypen zu fahren. Die erste Ausfahrt hat uns begeistert, das Konzept wirkt gut durchdacht. Jakub Fukacz, Leiter Marketing und Kommunikation bei Bio-Hybrid, konnte uns bei diesem Treffen einen Ausblick auf die weiteren Schritte des Start-ups geben, das mittlerweile 20 Mitarbeiter umfasst. Die Prototypenphase des Bio-Hybrids neigt sich laut Herrn Fukacz dem Ende zu, ab Ende 2020 soll die Serienproduktion starten.
Wir sind sehr gespannt, wie sich die Geschichte des Bio-Hybrid weiterentwickelt und werden das Startup mit seinem innovativen Ansatz zur E-Mobilität weiter beobachten.