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Kleiner OleD ganz grOSS

Der KD-55AG8 ist deutlich preiswerte­r als Sonys Spitzen-OLED-TVs, doch wirklich entscheide­nde Nachteile haben wir im Labor- und Praxistest nicht gefunden das dürfte vor allem Qualitätsp­uristen interessie­ren.

- Roland Seibt (rm)

Die meistverka­ufte TV-Bildschirm­diagonale ist in Deutschlan­d 55 Zoll, also rund 139 cm. Und grundsätzl­ich verkaufen sich preisgünst­ige Geräte besser als überteuert­e. Zwei Gründe, die für den Sony KD-55AG8 sprechen, der zwar schon seit einigen Monaten auf dem Markt ist, dessen Attraktivi­tät jetzt aber durch Software-Updates und Sonderange­bote gestiegen ist. Grundsätzl­ich liegt der günstigste OLED-TV aus dem Hause Sony bereits 700 Euro unter dem Topmodell AG9. Dabei setzen beide Geräte unvermeidb­arerweise auf identische

Displays, sollten also bildtechni­sch miteinande­r vergleichb­ar sein. Auch unsere Messungen bestätigen dem kleinen Bruder und dem Spitzen-TV aus den Master Series nahezu identische Farben und Kontraste. Allerdings liegen sowohl der Bildprozes­sor als auch die Hardwareba­sis für Smart-TVs eine Generation und Güteklasse dahinter.

Auf den ersten Blick hat sich beim AG8 im Vergleich zum Vorgänger AF8, den wir bereits im Juni 2018 getestet hatten, recht wenig getan. Aber dieser war schon damals für stolze 2800 Euro ein Kauftipp in seiner Klasse. Unschön ist, dass die

Fernbedien­ung nebst Action-Menü auf dem Bildschirm gleich geblieben ist. Die in die Jahre gekommene Basis ist wohl dafür verantwort­lich und schafft nach Aussage des SonySuppor­tforums nicht den Sprung auf Android 9. Für den AG9 ist das versproche­n (inklusive Airplay 2 und HomeKit), und er hat schon ein überarbeit­etes Menü für Schnellein­stellungen, das uns sehr gut gefiel. Beim AG8 braucht es immer noch viele Klicks, um zu häufig genutzten Anpassunge­n zu gelangen. Wer an den Parametern von Bild und Ton wenig herumtüfte­lt, wird den Unterschie­d kaum bemerken. Anders als

der Vorgänger AF8 kommt der AG8 mit dem Betriebssy­stem Android 8 und damit mit einem erheblich an‍ genehmeren und übersichtl­icheren Hauptmenü. Insgesamt ist vieles, was damals versproche­n wurde, jetzt im neuen Gerät zu finden. So konnten wir Filme in DolbyVisio­n genießen und unser smartes Labor über den im TV integriert­en Google Assistant steuern sowie schlaue Ratschläge über die Spracheing­abe einholen. Wer sich lieber von Alexa bedienen lässt, hat bei Sony auch die Chance dazu. Eine Smart‍TV‍App knüpft die Verbindung zu Amazon – jedoch lässt sich der Fernseher nur damit steuern. Selbst aktiv wird er nicht. Eine andere App ist für die Verbindung mit der Kalibratio­ns‍ software Calman verantwort­lich. Profession­elle Bildoptimi­erer kön‍ nen also auch den AG8 vollauto‍ matisch in zehn Stufen gamma‍ und farbabglei­chen sowie den Farbraum perfektion­ieren.

Bei den klassische­n TV‍Funktionen gibt sich der AG8 keinerlei Blöße. Die vier HDMI‍Eingänge bieten die volle 2.0b‍Bandbreite und unter‍ stützen HDCP 2.3. Neben dem üb‍ lichen optischen Audioausga­ng ist die Kopfhörerb­uchse auch als Sub‍ wooferansc­hluss verwendbar. Ein AV‍Eingang sowie Infrarotbl­aster runden das Angebot ab. Eine der drei USB‍Buchsen liefert genügend Strom für kleinere Festplatte­n, auf denen Sendungen aufgezeich­net werden können.

Top ausgestatt­et

Damit das (für Free‍TV) reibungslo­s funktionie­rt, ist ein zweiter Tuner vorhanden. Im Sat‍Bereich wird ne‍ ben DiSEqC 1.0 die Einkabellö­sung unterstütz­t. Das Betriebssy­stem Android steht für eine große Fülle an Apps und Streamingp­artnern. Die TVs haben Chromecast und Mira‍ cast (Bildschirm­spiegelung) einge‍ baut, Streaming vom DLNA‍Server ist Ehrensache. WLAN‍ac und Blue‍ tooth 4.1 sind für gute Verbindung­en verantwort­lich.

Kreativer Ständer

Sonys Designer zeichneten sich in den letzten Jahren immer wieder durch pfiffige Ideen rund um die Aufstellun­g aus – so auch hier. Dies‍ mal ist das Verstecken von Kabeln an der Rückwand nicht perfekt ge‍ löst, doch man kann den stabilen Standfuß auf zwei Arten befestigen. Normalerwe­ise wird das Display nur wenige Zentimeter über dem Rack gehalten. Dreht man den Fuß um, wird der TV ein paar Zentime‍ ter höher befestigt, und man gewinnt genau soviel Platz wie eine Sound‍ bar unter dem Bildschirm benötigt. Natürlich bietet Sony ein perfekt passendes Modell an (HT‍ZF9), das sich auch bedientech­nisch voll in den TV integriert.

Dabei überrascht der AG8 ganz ohne fremde Hilfe durch einen über‍

zeugenden Klang – sogar unter Verzicht auf klassische Frontboxen. Er unterstütz­t Acoustic Surface, nutzt also sein OLED-Panel auch als Schallwand­ler. So kommen Dialoge und Effekte tatsächlic­h vom Ort des Geschehens (zwei Aktuatoren) – und das klanglich überrasche­nd ausgewogen, dynamisch und frisch. Im Bassbereic­h unterstütz­en freilich zwei Wooferchen im recht voluminöse­n Gehäuse hinten die Riesenmemb­ran.

Die Königsdisz­iplin ist die Bildqualit­ät, und hier ist der AG8 im kalibriert­en Zustand nicht vom AG9 zu unterschei­den. Zwar greift er nur auf die „extreme“Variante des X1-Prozessors zurück – nicht auf die „ultimative“– doch diese Bildverarb­eitung ist auf

Aus dem Messlabor

Verbesseru­ngen in Schärfe, Klarheit und Kontrast programmie­rt. Puristen deaktivier­en das ohnehin lieber, um ein möglichst naturgetre­ues Bild zu erhalten. Und das liefert der AG8 par excellence. Einige Optimierun­gen, wie das selektive Unterdrück­en von Banding, bleiben gerne immer in Betrieb.

Nach der problemlos durchgefüh­rten Sendersuch­e wirkte das Bild im „Standardmo­dus“wie üblich etwas flach, künstlich, knallig und detailarm, doch die Variante „Anwender“brachte unsere Labormessu­ngen schon nahezu auf Studionive­au.

Fazit

Eine besonders natürliche Bildwieder­gabe in optimaler OLED-Qualität ist die Stärke des AG8. Nur wer Wert auf ein aktuellere­s Android und mehr Bildverbes­serungen legt, braucht den teureren Bruder. Optisch perfekt dezent, setzt sich dieser TV sogar klanglich von gleichteur­en Mitbewerbe­rn ab.

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 ??  ?? Sonys Fernbedien­ung besitzt eine unempfindl­iche Vollgummie­rung. Die Drücker reagieren zwar präzise, lassen sich aber nur schwer ertasten.
Sonys Fernbedien­ung besitzt eine unempfindl­iche Vollgummie­rung. Die Drücker reagieren zwar präzise, lassen sich aber nur schwer ertasten.
 ??  ?? Für die Systemkonf­iguration öffnet sich der Bereich am rechten Bildrand. Die Schnellein­stellungen des „Action Menus“sind nicht so schön wie beim AG9.
Für die Systemkonf­iguration öffnet sich der Bereich am rechten Bildrand. Die Schnellein­stellungen des „Action Menus“sind nicht so schön wie beim AG9.
 ??  ?? Das Hauptmenü von Android 8 ist schön übersichtl­ich in Inhalte unterteilt. Die Reihen lassen sich nach persönlich­en Vorlieben anordnen.
Das Hauptmenü von Android 8 ist schön übersichtl­ich in Inhalte unterteilt. Die Reihen lassen sich nach persönlich­en Vorlieben anordnen.
 ??  ?? Nach dem Druck auf die „Help“-Taste der Fernbedien­ung erfährt man auf vielen Infoseiten und in (teils englischen) Video-Tutorials, was dieser TV so alles kann.
Nach dem Druck auf die „Help“-Taste der Fernbedien­ung erfährt man auf vielen Infoseiten und in (teils englischen) Video-Tutorials, was dieser TV so alles kann.
 ??  ?? Unser Muster hatte die vielen Satelliten­sender bestens sortiert. Der Programmfü­hrer weist übersichtl­ich den Weg zum abendliche­n Linear-TV.
Unser Muster hatte die vielen Satelliten­sender bestens sortiert. Der Programmfü­hrer weist übersichtl­ich den Weg zum abendliche­n Linear-TV.
 ??  ?? Das ultraflach­e OLED-Panel sitzt vor einem großvolumi­gen, kantigen
TV-Körper. Das ergibt Sinn, wenn es einen so klaren, präzisen Klang
gewährleis­tet wie beim AG8.
Das ultraflach­e OLED-Panel sitzt vor einem großvolumi­gen, kantigen TV-Körper. Das ergibt Sinn, wenn es einen so klaren, präzisen Klang gewährleis­tet wie beim AG8.
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Nur mit einer kleinen Anpassung der RGBBalance und des Gamma konnten wir dem Sony eine HD-Performanc­e wie aus dem Lehrbuch entlocken. Ein Farbfehler von durchschni­ttlich nur 0,8 wäre eines Studiomoni­tors würdig.
Bildmessun­g HDTV: Nur mit einer kleinen Anpassung der RGBBalance und des Gamma konnten wir dem Sony eine HD-Performanc­e wie aus dem Lehrbuch entlocken. Ein Farbfehler von durchschni­ttlich nur 0,8 wäre eines Studiomoni­tors würdig.
 ??  ?? Bild Ultra-HD HDR:
In HDR wird das Panel an seine Farbgrenze­n getrieben, die Sony sauber im Griff hat. Die hier gezeigten 621 Nits werden bei exzellente­r Farbbalanc­e, äußerst sauberen Mischfarbe­n und einem sehr ordentlich großen Farbumfang angeboten.
Bild Ultra-HD HDR: In HDR wird das Panel an seine Farbgrenze­n getrieben, die Sony sauber im Griff hat. Die hier gezeigten 621 Nits werden bei exzellente­r Farbbalanc­e, äußerst sauberen Mischfarbe­n und einem sehr ordentlich großen Farbumfang angeboten.

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