32 Chinesische Shootingstars
Oppo und Xiaomi sind in Deutschland gelandet, mit Vivo steht eine dritte Marke in den Start löchern. Alles nur Eintagsfliegen, oder sind sie gekommen, um zu bleiben? Und wie positioniert sich Marktführer Samsung dazu? Wir stellen die Unternehmen mit ihre
Nach Huawei, Honor und Oneplus nehmen nun auch Xiaomi, Oppo und Vivo den deutschen Markt ins Visier. Doch können die Newcomer aus dem Reich der Mitte Platzhirsch Samsung das Wasser reichen?
Plastik und 5G statt Billigchipsets lautet die Devise. Mehr noch: China bestimmt mittlerweile den Innovationstakt. Stellvertretend dafür steht das Konzeptsmartphone Vivo Apex: Die dritte Generation, die Ende Februar vorgestellt wurde, stach mit einem stufenlosen optischen Zoom und einem kardanisch stabilisierten Fotosensor heraus – beides hatte man bis dato nicht in einem Smartphone gesehen. Das Apex 2020 wird in dieser Form zwar nicht auf den Markt kommen, weil eine Serienproduktion zu teuer und aufwendig wäre, aber es demonstriert, was Vivo heute bereits technisch leisten kann. Oppo passt gut in dieses neue Bild. Aufgrund der Corona-Pandemie war „Hallo Deutschland“eine
Veranstaltung, die komplett im Internet stattfand. Die Journalisten konnten dem frischgebackenen Deutschlandchef Johnny Zhang per Videostream in der neuen Düsseldorfer Zentrale über die Schulter schauen und im Chat Fragen stellen, die am Ende der Präsentation live beantwortet wurden. Trotz der technischen Komplexität, die mit solchen
neuen, aus der Not geborenen Veranstaltungsformen verbunden ist, lief alles wie am Schnürchen. Danach haben die Journalisten nicht nur besser verstanden, was Oppo für ein Unternehmen ist, sie haben vor allem ein Gefühl dafür bekommen, dass hier Profis am Werk sind, die einen Plan haben. Von den amateurhaften Versuchen früherer Jahre, als Unternehmen wie Coolpad glaubten, mit ein bisschen Geld und ein paar Billigprodukten im Koffer den deutschen Markt zu erobern, war hier nichts zu spüren. Der Auftritt von Oppo war generalstabsmäßig geplant und bereits seit Monaten erwartet worden.
Die zweite Generation
In der Szene rumort es schon seit Längerem, denn Oppo, Vivo und Xiaomi haben bei anderen Unternehmen gewildert, um ihre deutschen Teams aufzubauen. Vivo ist es gelungen, den PR-Chef von Samsung Deutschland abzuwerben, der neue Head of PR von Oppo kommt von 1&1. Ein Key Account Manager bei Xiaomi ist von Huawei rübergewechselt – die Liste ließe sich noch weiter fortschreiben. Auch das ist ein Unterschied zu früheren Versuchen, im deutschen Markt erfolgreich zu sein: Die Unternehmen gehen in Vorleistung und bauen ihre Teams im Hintergrund auf, bevor sie erstmals öffentlich in Erscheinung treten. Sie profitieren auch von den Erfahrungen, die andere vor ihnen gesammelt haben. An erster Stelle steht hier Huawei, dem es gelungen ist, sich in Deutschland vom Billighersteller bis in den Premiumbereich hochzuarbeiten und Samsung ernsthaft herauszufordern.
Leicht war dieser Weg nicht, und er wurde auch nicht von heute auf morgen zurückgelegt. So richtig los ging es 2016 mit dem Huawei P9. Das erste Smartphone mit Leica-Technologie war technisch bereits weit entwickelt, aber gute Technik allein hat noch nie ausgereicht. Die wenigsten kaufen ein Smartphone für mehrere
wollte. So konnte hier ein HightechCluster wachsen, der eine moderne Produktionsinfrastruktur mit gut ausgebildeten Fachkräften und einer innovativen Startup-Kultur verbindet. Alle chinesischen IT-Konzerne sind hier mit einer Niederlassung vertreten, viele haben ihre Zentralen angesiedelt, darunter Huawei, ZTE, TCL und Tencent. Die Clusterbildung ermöglicht eine einzigartige vertikale Integration mit kurzen Lieferketten und schnellen Fertigungszyklen: Vom Smartphoneprototypen bis zum Endprodukt sind es in Shenzhen nur ein paar Monate und ein paar Wohnblocks. Die Produktion unter solchen Rahmenbedingungen bietet auch Effizienzvorteile – die Smartphones werden immer besser und zugleich günstiger. Konkurrenten aus anderen Weltregionen haben nicht nur
Mühe, das Entwicklungstempo zu halten, sie müssen auch die Produktionskosten auf dem gleichen niedrigen Niveau halten. Der Durchmarsch von Huawei, Xiaomi, Vivo, Oppo und Oneplus auf dem Weltmarkt ist eng mit Shenzhen verbunden. Exemplarisch dafür steht der neue Firmensitz von Oppo: Von Dongguan nördlich von Shenzhen zieht das Unternehmen ins Zentrum der Stadt. Die Ausschreibung für den Bau hat das berühmte Architekturbüro Zaha Hadid Architects gewonnen, mit einem Entwurf von vier 150 bis 200 Meter hohen Glastürmen, die sich in der Luft zu einem organischen Gebilde vereinen. Die vier Seifenblasen aus Glas sind ein Spiegelbild für einen der innovativsten Hightech-Standorte der Welt, der auf einer Stufe mit dem Silicon Valley steht.