Qualität im Breitbandfestnetz
Die Versprechen der Anbieter und die Leistungen, die Breitbandanschlüsse tatsächlich bieten, liegen oft weit auseinander. connect und zafaco werfen einen genaueren Blick darauf.
Die Versprechen und die tatsächlichen Leistungen der Festnetzanbieter liegen oft weit auseinander. Wie weit, zeigt der Report von connect und zafaco.
Die Klausel „bis zu“hat in der Telekommunikation traurige Berühmtheit er langt. Würde etwa ein Metzger Steaks „bis zu 250 Gramm“anbieten, würde wohl keiner seiner Kunden damit rechnen, mit mageren 70 Gramm abgespeist zu werden. Bei real erlebten Datendurchsätzen sind Abweichungen in solchen Dimen sionen dagegen an der Tagesordnung. Im Mobilfunk mag es dafür noch nachvollziehbare technische Gründe geben. Bei Festnetzanschlüssen sind sie schlichtweg ein Ärgernis.
Deshalb wollte auch die Bundes netzagentur (kurz BNetzA) gern genauer Bescheid wissen, wie es um die Erfüllung der Versprechungen vonseiten der Netzbetreiber in der Praxis bestellt ist.
Von den Kunden selbst initiierte Messungen liefern die Antworten
Um dazu belastbare Daten zu erhal ten, bietet die BNetzA Endnutzern seit Herbst 2015 an, die Leistungen ihrer Festnetzanschlüsse auf der Platt form https://breitbandmessung.de zu überprüfen. Der Test wurde von der zafaco GmbH im Auftrag der BNetzA entwickelt und erfüllt die Vorgaben des Gremiums Europäischer Regu lierungsstellen für elektronische Kommunikation (BEREC). connect Leser kennen den Ismaninger Netz testSpezialisten zafaco gut als unseren Partner für unseren großen Breitband und Festnetztest sowie viele weitere Netz und Dienstetests.
Dabei stellt die Methodik der Breitbandmessung und ihrer Auswer tungen mit durchdachten Analysen und Filtern sicher, dass nur valide Messungen ins Ergebnis einfließen
(siehe auch Seite 70). Die Auswer tungen der Breitbandmessung ver öffentlicht die BNetzA regel mäßig in ihren Jahresberichten, zuletzt ist Mitte April der Bericht für 2018/2019 erschienen. Er basiert auf dem Auswertungszeitraum vom 1. Oktober 2018 bis zum 30. Sep tember 2019 und steht unter https:// breitbandmessung.de/archiv-jahresberichte für jeden Interessierten zum Download bereit. Unter https:// breitbandmessung.de/ergebnisse stehen zusätzlich interaktive Aus wertungen mit verschiedenen Filter, Darstellungs und Vergleichsoptio nen zur Verfügung. Regionale Teil ergebnisse lassen sich zudem unter https://breitbandmessung.de/ kartenansicht abrufen.
Die dort veröffentlichten Ergeb nisse sprechen eine klare Sprache: Über alle Bandbreitenklassen und Anbieter hinweg erhielten im Download im aktuellen Berichtsjahr 2018/2019 70,1 % der Nutzer (2017/2018: 71,3 %) mindestens die Hälfte der vertraglich vereinbarten maximalen Datenübertragungsrate. Im Umkehrschluss: Fast 30% er reichen nicht einmal diesen Wert.
Bei mageren 16,4% der Nutzer (2017/2018: 12,0%) wurde diese Datenrate voll erreicht oder über schritten. Auch wenn die Werte eine positive Tendenz aufweisen, bleiben also viele Endkunden, die am Test teil genommen haben, erheblich von den vertraglich vereinbarten maximalen Datenübertragungsraten entfernt.
Weiterführende Analysen
Doch die öffentlich bereitgestellten Daten lassen sich noch weiter ana lysieren. Das haben zafaco und connect gemacht – die Ergebnisse dieser Analysen stellen wir Ihnen auf den folgenden Seiten vor.
Abweichend vom Jahresbericht der Bundesnetzagentur haben wir dabei aus Gründen der Übersicht lichkeit nur Anbieter berücksichtigt, für die mindestens 1500 valide Mes sungen vorlagen. Um zudem große, überregional aktive Anbieter nicht direkt mit kleineren Betreibern zu vergleichen, die nur in bestimmten Regionen oder Marktnischen tätig sind, haben wir außerdem drei Grup pen gebildet, die den Marktanteilen beziehungsweise dem Anteil an der Gesamtheit aller Breitbandkunden in Deutschland entsprechen (siehe auch Seite 70).
Die Bewertung trägt dann der Tatsache Rechnung, dass es bei praktisch jedem Netzbetreiber sehr performante, aber auch „am Limit“laufende Anschlüsse gibt. Deshalb basiert die Auswertung auf dem statistischen Werkzeug der Quantile: Die Menge aller Messungen wird