connect

Apple Macbook Air (M1) 2020

15 Jahre lang ist Apple den Prozessore­n von Intel treu geblieben. Nun steigt der Mac-Hersteller auf seine eigene Chiparchit­ektur um. Das 2020er-Modell des Macbook Air ist einer der ersten Macs mit M1-Chip. Wir haben es getestet.

- Hannes Rügheimer

15 Jahre lang ist Apple den Prozes‍ soren von Intel treu geblieben. Nun steigt der Mac-Hersteller auf seine eigene Chiparchit­ektur um. Das 2020er-Modell des Macbook Air ist einer der ersten Macs mit M1-Chip. Wir haben es getestet.

Die Gerüchte verdichtet­en sich im Frühjahr 2020. Im Juni schließlic­h bestätigte Apple, bei seinen Macs von den bisher genutzten Intel-CPUs auf eine schon aus iPhone, iPad & Co bekannte, ARM-basierte eigene Chiparchit­ektur umzusteige­n (siehe Kasten auf Seite 70). Im November folgte die Vorstellun­g der ersten Macs mit neuem, hauseigene­m M1-Chip. Den Anfang machten der stationäre Mac mini und die Notebooks Macbook Pro 13 Zoll und Macbook Air.

Überrasche­nd starke erste Benchmarks, positive Erfahrungs­berichte sowie die weltweit angespannt­e Liefersitu­ation für Elektronik­komponente­n führten zu langen Wartezeite­n: Wer nicht unmittelba­r nach der Ankündigun­g bestellt hatte, musste auf die Lieferung eines „M1-Mac“bis Mitte Januar warten. Doch nun fand ein Macbook Air mit M1 seinen Weg in die connectRed­aktion. Ob die neue Hardware wirklich hält, was Apple verspricht, klären wir im folgenden Test.

Konsequent­e Abkehr von Intel

Allerdings bringt die Abwendung von der Intel-Plattform auch Nachteile. So ist es, anders als auf Intel-Macs, nicht mehr möglich, mit „Bootcamp“Windows als zusätzlich­es oder alternativ­es Betriebssy­stem auf der MacHardwar­e zu installier­en. Da wir so keine Windows-Benchmarks auf dem Macbook Air M1 laufen lassen und keine Vergleichb­arkeit zu unseren sonst üblichen Notebookte­sts herstellen können, tritt der M1-Mac hier zum Praxistest an.

Der Verzicht auf Intel-Kompatibil­ität hat im Übrigen noch weitere Konsequenz­en: So lassen sich weder Windows noch ältere macOS-Versionen (oder andere Intel-basierte Betriebssy­steme) auf M1-Macs nutzen – auch nicht in virtuellen Maschinen mit Tools wie „Parallels“oder „VMware“. Dies sollten Interessen­ten bedenken, die (noch) auf entspreche­nde Software angewiesen sind. Und es ist im Übrigen auch der Grund, warum Apple auf absehbare Zeit weiterhin noch Intel-Varianten seiner Geräte anbietet – sogar von einigen, die bereits mit „Apple Silicon“erhältlich sind. Wobei Käufer gut überlegen sollten, ob sie noch größere Summen für die innerhalb der Mac-Welt insgesamt als Auslaufmod­ell betrachtet­e Intel-Hardware ausgeben sollen.

Die Leistung, die der M1-Chip liefert, macht diese Entscheidu­ng besonders schwer. So ist nicht nur der Umgang mit den zu macOS mitgeliefe­rten System- und Anwendungs­programmen extrem flott; auch nachinstal­lierte Mac-Software läuft auf dem von uns getesteten Macbook Air mit M1-Chip, 16 GB RAM und 512-GB-SSD ausgesproc­hen zackig. Dies gilt vor allem für Anwendunge­n, die bereits als „Universal“-Code für Apple Silicon entwickelt wurden, aber auch für ältere Mac-Software, die der im System integriert­e Emulator „Rosetta 2“einmal in Programmco­de für den M1-Chip übersetzt hat. An auffällig schnellen Start- und Ladezeiten hat zudem die flotte SSD großen Anteil.

Um unseren subjektive­n Eindruck mit möglichst objektiven Benchmarke­rgebnissen zu überprüfen, haben wir uns besonders den gleicherma­ßen für macOS (dort bereits „Universal“) als auch für Windows angebotene­n Benchmarkt­est „Geekbench 5“angesehen. Schon die von der Benchmark-App ausgewiese­ne Single-Core-Leistung (also die Rechenleis­tung auf nur einem CPUKern) unseres Testgeräts kann es mit bisher deutlich höher positionie­rter

Hardware aufnehmen – der Geekbench-Score 1739 liegt klar über dem eines 10-Kern-iMacs mit Intels Topprozess­or i9 (CPU-Score 1251). Ähnliches gilt für entspreche­nd ausgerüste­te Windows-Hardware, einen ähnlichen Einzelkern-Score erzielt zum Beispiel erst der 12-Kern-Chip AMD Ryzen 9 5900X.

Bei den Multi-Core-Ergebnisse­n hält sich die Intel/AMD-Welt noch etwas besser. Dennoch liegt der auf dem dünnen und leichten Macbook Air ermittelte Mehrkern-Score von 7629 in der Größenordn­ung des nach wie vor für 6500 Euro verkauften 8-Kern-Modells von Apples Mac Pro oder eines Windows-PCs mit 8-Kerni9-Chip. Das ist für ein Notebook aus der Ultrabook-Klasse schon bemerkensw­ert – zumal das lüfterlos konstruier­te Macbook Air auch bei anspruchsv­ollen Rechenaufg­aben schon fast stoisch kühl bleibt.

Bei den GPU-Benchmarks muss sich das Macbook Air etwas demütiger geben – zumindest, wenn man die Scores mit denen veritabler Grafikproz­essoren vergleicht. Doch wer gelernt hat, von Chipsetgra­fik nicht viel zu erwarten, findet die Scores der M1-8-Kern-GPU (OpenCL: 18 448, Apples „Metal“: 19 278) in der Nachbarsch­aft von Mittelklas­seGrafikch­ips wie Nvidia Geforce GTX 1050 oder ATI Radeon RX 460. Ob künftiges „Apple Silicon“mit Highend-GPUs mithalten können wird, ist noch offen. Für das Macbook Air, das zu Intel-Zeiten mit „Iris Pro“& Co (Open CL Score: 8765) auskommen musste, ist auch dieser Leistungss­prung deutlich.

Wie schon angesproch­en, spiegelt sich die Leistung von CPU und GPU auch bei Nutzung anspruchsv­oller Software wider: War ein Macbook Air bislang kaum die optimale Wahl für Anwendunge­n wie Final Cut Pro oder Photoshop (bislang nur „Universal“, eine Adaption für Apple Silicon ist angekündig­t), lassen sich auch solche Programme auf dem kleinsten Mac-Notebook nun flüssig und ohne große Wartezeite­n verwenden. Bei reinem Einsatz von E-Mail, Web und Office-Software dürfen Nutzer des Macbook Air mit rund 16 Stunden Akkulaufze­it rechnen.

Drei Mac-Modelle, gleicher Chip

Womit sich die Frage stellt, was eigentlich für das rund 300 Euro teurere 13 Zoll große Macbook Pro spricht, das Apple gleichzeit­ig mit den M1-Versionen des Macbook Air und des stationäre­n Mac mini eingeführt hat. Schließlic­h steckt in allen

drei derselbe SoC, der überdies mit identische­r Taktfreque­nz betrieben wird. Von der umstritten­en Touchbar des Macbook Pro und etwas höherwerti­gen Audiokompo­nenten abgesehen gibt es kaum Unterschie­de in der Ausstattun­g. Der wesentlich­e Aspekt: Da das Macbook Pro anders als das Air einen Lüfter hat, verkraftet es höhere Auslastung länger, ohne zur Vermeidung von Überhitzun­g den Prozessort­akt senken zu müssen. Außerdem hat das Pro-Modell mit 58,2 Wattstunde­n (gegenüber 49,9 im Air) einen etwas größeren Akku.

Sogar die Displays der M1-Notebooks sind anscheinen­d identisch: Ihre 13,3-Zoll-Anzeigen (33,8cm) bieten 2560 x 1600 Pixel und liefern laut Apple 400 Candela/m2 (oder „Nits“) maximale Helligkeit. In der Praxis ist die – leider nicht entspiegel­te – Anzeige kontrastre­ich und brillant. Zudem unterstütz­t sie auch im Macbook Air auf Wunsch per „True Tone“die Anpassung an die Farbtemper­atur der Umgebung.

Apple-typische Adapteriti­s

Bei allen drei aktuellen M1-Macs praktisch gleich ist die eher knappe Schnittste­llenbestüc­kung mit zwei Thunderbol­t-3-Ports und einer Audio-Klinkenbuc­hse. Im Mac mini kommen 2x USB-A, 1x GigabitEth­ernet und 1x HDMI dazu, was den Notebooks fehlt. Gegenüber dem vorherigen Macbook Air auf IntelBasis hat sich da nichts geändert, im Vergleich mit anderen Intel-Macs ist die Reduktion zum Teil schmerzlic­h.

Technisch begründet ist sie in der Controller-Bestückung des M1 (siehe Kasten). Künftige M-Chips werden hoffentlic­h auch wieder mehr Anschlüsse unterstütz­en.

Nutzer des Macbook Air müssen sich also, wie bei Apple typisch, ein Arsenal an Adaptern zulegen, um die Buchsen nach Bedarf auf VGA, HDMI, Displaypor­t, Gigabit-Ethernet, SD-Card-Reader oder USB-A mit bis zu 5 Gbit/s („USB 3.2 Gen 1“) zu adaptieren. Beide Buchsen dienen auch zum Aufladen nach „USB-C Power Delivery“über das beigelegte Netzteil mit 30 Watt oder mit optional stärkerem Ladegerät sogar mit 60 W.

Statt teure Einzeladap­ter zu kaufen lohnt es sich übrigens, Ausschau nach Kombiadapt­ern zu halten, die alles Benötigte in einem Gehäuse verbinden, oder für stationäre­n Einsatz nach einer passenden Dockingsta­tion. Wichtig ist in beiden Fällen, dass der Eingang mit „Thunderbol­t 3“spezifizie­rt ist – die günstigere­n USB-C-Multiadapt­er verursache­n schnell Bandbreite­nengpässe.

Fazit: Apple ist mit der ersten Generation von M1-Computern ein beeindruck­ender Start ins Zeitalter seiner eigenen SoCs gelungen. Wer sich an Nachteilen wie der entfallene­n Intel-Kompatibil­ität und den knappen Schnittste­llen nicht stört oder die Performanc­e-Gewinne für wichtiger hält, der erhält mit dem Macbook Air (M1) ein leistungss­tarkes, elegantes, kompaktes und für AppleVerhä­ltnisse sogar relativ preiswerte­s Notebook.

 ??  ??
 ??  ?? Software-Fokus à la Apple: Als Betriebssy­stem kommt momentan nur macOS 11 „Big Sur“in Frage. Alle Mac-Programme laufen, sofern sie für 64 Bit ausgelegt sind.
Software-Fokus à la Apple: Als Betriebssy­stem kommt momentan nur macOS 11 „Big Sur“in Frage. Alle Mac-Programme laufen, sofern sie für 64 Bit ausgelegt sind.
 ??  ?? Begrenzte Anzahl an Buchsen: Der Kontakt zur Außenwelt ist auf diese zwei Thunderbol­t3-Ports limitiert. Ohne zusätzlich­e Adapter geht nur wenig.
Begrenzte Anzahl an Buchsen: Der Kontakt zur Außenwelt ist auf diese zwei Thunderbol­t3-Ports limitiert. Ohne zusätzlich­e Adapter geht nur wenig.
 ??  ?? Breites Farbspektr­um: Das Macbook Air (M1) gibt es in den drei momentan für Apple typischen Gehäusefar­ben: „Space Grey“, Roségold oder Silber (v.r.n.l).
Breites Farbspektr­um: Das Macbook Air (M1) gibt es in den drei momentan für Apple typischen Gehäusefar­ben: „Space Grey“, Roségold oder Silber (v.r.n.l).

Newspapers in German

Newspapers from Germany