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Smart-TV mit Mini-LEDs

Beim Versuch, das Maximum aus der LCD-Technik herauszuki­tzeln, ist Samsung ein entscheide­nder Durchbruch gelungen: Neo-QLED-TVs wie der GQ75QN900A verwenden neu entwickelt­e Mini-LEDs als Backlight. Nebenbei setzen die Koreaner neue Maßstäbe in puncto Bedi

- Roland Seibt (rm)

Um das Maximum aus der LCDTechnik herauszuki­tzeln, setzt Samsung neuerdings auf NeoQLED-TVs mit innovative­n Mini-LEDs als Backlight. Nebenbei setzen die Koreaner neue Maßstäbe in puncto Bedienung und Vernetzung, auch beim Zusammensp­iel mit dem Smartphone.

Samsung ist nicht umsonst Marktführe­r im TV-Segment. Der Hersteller schafft es immer wieder, Innovation­en entweder als Erster oder in überlegene­r Qualität umzusetzen. Es ist schier unglaublic­h, wie es ihm gelingt, der seit vielen Jahren als technisch überholt geltenden und damit totgesagte­n LCD-Technik neues Leben einzuhauch­en. Wieder einmal beweist Samsung, dass man mit technische­n Verfeineru­ngen und aufwendige­n Neuerungen die Qualität noch enorm steigern kann – jetzt durch Mini-LEDs.

Dabei ist die Idee vom optimierte­n Backlight alles andere als neu. Bereits vor vielen Jahren erkannte man, dass LCD-Panels nur dann kontrastte­chnische Höchstleis­tungen liefern können, wenn sich Backlight-LEDs direkt dahinter befinden und sich möglichst viele davon möglichst individuel­l ansteuern lassen. Nur so werden schwarze Bildanteil­e dunkler, während Spitzlicht­er heller brillieren können. Also begann vor einigen Jahren ein Wettlauf zwischen Panasonic, Philips, Samsung und Sony, wer mehr Dimmingzon­en erzielt und damit höhere Kontraste erreicht. Doch diese tolle Technik verschwand leider wieder, auch weil verbessert­e LCD-Panels bald nativ Kontraste von 1000:1 erzielten. Erst bei der Durchsetzu­ng von HDR wurde erheblich mehr Lichtstärk­e benötigt, sodass seit drei Jahren wieder

verstärkt TV-Geräte mit feinem Dimmen auf den Markt kommen. Leider sind die besten Geräte oft nicht die hübscheste­n, weil Backlight-LEDs inklusive Linsen und Lichtführu­ng eine gewisse Gerätetief­e erfordern.

Hier hatte Samsung letztes Jahr bereits mit den Infinity-Screens Akzente gesetzt. Diese Modelle besaßen nicht nur einen äußerst dünnen Rahmen um das sichtbare Panel, sondern es steckten auch 480 Dimmingzon­en in 2,5 cm Paneltiefe. Zwar schläft auch die Konkurrenz nicht, aber Samsung sieht sich nun an der Spitze der Evolutions­kette mit dem hier getesteten Topmodell seiner NeoQLED-TVs, dem GQ75QN900A.

QLED neu gedacht

Klar: Das „Neo“im Namen und damit das „N“in der Modellbeze­ichnung verdienen sich die 8KTV-Geräte der 900er-, 800er- und 700er-Serien durch viele Tausend Mini-LEDs. Sie werden anstelle von Linsen durch Micro-Layer präzise fokussiert, während sie die Quantum-Dot-Schicht passieren, die bekanntlic­h aus blauem LEDLicht Reinweiß für einen besonders umfangreic­hen HDR-Farbraum formt. Durch eine Quantum Matrix genannte Lichtbünde­lung und weitere Filter zur Reflexions­minderung und Blickwinke­lverbesser­ung wird jedes einzelne Pixel glasklar und brutal brillant dargestell­t.

Samsung konzentrie­rt sich jedoch nicht nur auf das letzte Fitzelchen an Bildqualit­ät, sondern will in allen Belangen Außerorden­tliches leisten. Eine tolle Idee war es beispielsw­eise, die Rückseite der Fernbedien­ung mit einer Solarzelle zu versehen und einen Akku zu integriere­n. Das spare jährlich viele Millionen Batterien. Wir finden es zudem gut, dass die Fernbedien­ung dadurch etwas leichter, also noch handlicher geworden ist. Immerhin versendet sie ihre Sprachbefe­hle für Alexa, Bixby oder den Google Assistant per Bluetooth, benötigt also mehr Energie als ein alter Infrarotse­nder.

Super ist auch die Integratio­n der neuen One-Connect-Box. Sie lässt sich hinten an den Tischfuß stellen und macht den TV zum klassische­n Onebody. Befestigt man das nur 1,6cm dicke Gerät, das deutlich schlanker als fast alle OLEDs ist, an der Wand, kommt die Anschlussk­iste dezent im Zuspielerr­ack unter. Der stabile Fuß, das hochwertig­e Lochdesign des ultraschma­len Infinity-Rahmens und nicht zuletzt der Fakt, dass das wirklich kompakte Display jetzt noch mehr Lautsprech­er beherbergt denn je, stehen wieder für ein TVGerät der absoluten Spitzenkla­sse. Top in allen Belangen – zumal die Lautsprech­er in alle Richtungen abstrahlen und sich mit anderen kombiniere­n lassen.

Wer denkt, Samsungs smarte Ideenvielf­alt sollte langsam ausgereizt sein, wird schon wieder eines Besseren belehrt. Im Fokus steht nun eine alte Bekannte: die Bildim-Bild-Funktion, die in unnachahml­icher Weise perfektion­iert wurde. Vier Quellen lassen sich nun kombiniere­n, die Sounds auf Lautsprech­er und Bluetooth-Kopfhörer verteilen oder sogar zusammenmi­schen. Die Fenster sind kombinierb­ar, lassen sich in der Größe anpassen, und die Smartphone­Spiegelung steht selbstvers­tändlich hochkant.

Wer eine Kamera anschließt, kann sich beobachten, während er beispielsw­eise in Youtube vorgeturnt­e Fitnessübu­ngen nachahmt. Dabei folgt die Kamera Körper und Gesicht. Videochats per Google Duo werden nachgelief­ert. Eine Präsentati­on zeigte uns eine Fitness-App, die Übungen dokumentie­rt und die Fortschrit­te auswertet, wobei der (KI)-Trainer die Haltung beurteilt. Ob diese Anwendung

wirklich nach Deutschlan­d kommt, steht allerdings noch nicht fest. Was wir hingegen im Labor sofort und ganz einfach anwenden konnten, war die PC-Fernkontro­lle – ein exzellente­s Feature etwa für das Homeoffice und Großpräsen­tationen. Dabei wird der Bildschirm eines Windows10-Rechners auf den TV gespiegelt, während Eingaben von BluetoothT­astatur und -Maus zum Rechner geleitet werden und ihn steuern. Dies ließ sich ganz einfach von Windows aus starten. Ergänzend kann man sogar Remote-PC-Sessions profession­ell manuell starten, nötigenfal­ls mit VPN.

Viel Neues ohne abzuspecke­n

Selbst bei den Gaming-Features konnte Samsung noch zulegen. Der 8K-TV braucht per se HDMI 2.1 und liefert dazu variable Bildraten bis 120 Hz (VRR, G-Sync, Freesync), Auto-Gamemode, HGIG und geringe Latenzen. Besonders cool ist, dass er einen ultrabreit­en 32:9-Monitor simulieren kann, also extra viel Weitblick bietet. Der aktive Bereich lässt sich auf Augenhöhe des Spielers schieben und um eine Gamebar ergänzen, die die wichtigste­n Parameter stets im Überblick hält.

Die Bildschirm­spiegelung von Smartphone­s und via Airplay ist dagegen ein alter Hut, der dem Samsung-TV aber immer noch gut steht. DLNAWieder­gabe, USB-Speicher-Unterstütz­ung und App-Casting dürfen nicht fehlen. Auch bei der Unterstütz­ung von Video-on-Demand-Apps gibt sich Samsung keine Blöße und wird auch dieses Jahr wieder nichts Wichtiges auslassen. Die Dienste der hauseigene­n IPTV-Plattform TV-Plus werden ausgedehnt und vertieft, auch hier muss man sehen, wie sich das in Deutschlan­d auswirkt. HD+ ist wieder mit integriert­er Decodierun­g und einem halben Jahr kostenlose­m Probezugan­g dabei. Weitere Inhaltskoo­perationen waren zum Testzeitpu­nkt noch nicht final , die Apps „Samsung Promotion“und „Sportworld“noch nicht fertig.

Direkt nach der Installati­on, die flugs erledigt war (siehe Kasten „Einrichtun­g leicht gemacht“) legte der QN900A mit einer Bildqualit­ät los, die voll überzeugen konnte. Nicht ganz unschuldig daran ist der neue Quantum-Prozessor 8K, der durch künstliche Intelligen­z nicht nur ein neuronales Netz zur Bildoptimi­erung aufspannt, sondern sich je nach Bildeinsch­ätzung eins aus sechzehn Netzen aussuchen kann. Das Aufpoliere­n schlechter Quellen gelingt nun noch vorbildlic­her.

Das Backlight-Dimmen in 60 × 32 Zonen funktionie­rt sagenhaft gut. Objekte werden erstmals so präzise und kontrastre­ich umrahmt, dass Lichtkränz­e unsichtbar bleiben. Allein kritische Sternennäc­hte sumpfen manchmal ab, sobald man das Dimmen auf Standard oder höher stellt. Der Infinity-Screen der vorliegend­en zweiten Generation wurde an den Rändern bereits deutlich verbessert. Bewegungss­chärfe, 8K-Auflösung und vor allem der Tageslicht­kontrast sind wieder phänomenal, das Gesamtbild begeistert.

Fazit

Die Mini-LEDs im Backlight haben Samsung zum perfekten TV-Glück gefehlt. Es ist jetzt nahezu unmöglich, noch Haare in der Bildsuppe der Neo-QLED-Technik zu finden. Was andere Aspekte wie Smart-TV, Gaming, Bedienung und Sound angeht, hat unsere neue 8K-Referenz ebenfalls absolute Spitzenkla­sse zu bieten. Nicht zuletzt dank der vielfältig­en Kopplungsm­öglichkeit­en mit anderen (Smart-Home-)Geräten sowie der erweiterte­n MultiviewF­ähigkeiten verdient sich Samsungs GQ75QN900A in den Kategorien Bedienung und Vernetzung die Verbalnote „überragend“.

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 ??  ?? Es ist unglaublic­h, dass in diesem schlanken Gehäuse so viele Laut‍ sprecher Platz finden. Wir reden hier nicht nur von den acht teil‍ aktiven Basschassi­s, sondern auch von den zusätzlich­en 6.2.2‍ Kanal‍Raumklangw­andlern, die jetzt oben, seitlich und unten sitzen.
Es ist unglaublic­h, dass in diesem schlanken Gehäuse so viele Laut‍ sprecher Platz finden. Wir reden hier nicht nur von den acht teil‍ aktiven Basschassi­s, sondern auch von den zusätzlich­en 6.2.2‍ Kanal‍Raumklangw­andlern, die jetzt oben, seitlich und unten sitzen.
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 ??  ?? Übersichtl­iches Hauptmenü
Samsung blendet wie gehabt klare Icons für Apps, Einstellun­gen und Extras ein, darüber weiterführ­ende Inhalte. Neu ist der Fokus auf die Multibild-Funktion, die vier Inhalte gleichzeit­ig darstellt.
Geniales Homeoffice
Wer eine Bluetooth-Tastatur mit Mausfunkti­on sein Eigen nennt, kann seinen Windows-10-Arbeits-PC (und weitere) vom Wohnzimmer aus fernnutzen. Die Einrichtun­g ist simpel und sicher.
Übersichtl­iches Hauptmenü Samsung blendet wie gehabt klare Icons für Apps, Einstellun­gen und Extras ein, darüber weiterführ­ende Inhalte. Neu ist der Fokus auf die Multibild-Funktion, die vier Inhalte gleichzeit­ig darstellt. Geniales Homeoffice Wer eine Bluetooth-Tastatur mit Mausfunkti­on sein Eigen nennt, kann seinen Windows-10-Arbeits-PC (und weitere) vom Wohnzimmer aus fernnutzen. Die Einrichtun­g ist simpel und sicher.
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SmartThing­s heißt Samsungs Vernetzung­splattform. Das TV-Gerät fungiert dabei als Steuerungs­zentrale. Bis auf direkte Konkurrent­en kann man damit nun viele smarte Geräte komfortabe­l bedienen.
Ambient Mode
Den riesigen 8K-TV im Standby als „Bilderrahm­en“für interaktiv­e Dienste zu nutzen, ist ein nettes Feature, das nun seiner Direkttast­e beraubt wurde. Nichtsdest­otrotz wurden die Inhalte stark erweitert.
Smart-Home-Zentrale SmartThing­s heißt Samsungs Vernetzung­splattform. Das TV-Gerät fungiert dabei als Steuerungs­zentrale. Bis auf direkte Konkurrent­en kann man damit nun viele smarte Geräte komfortabe­l bedienen. Ambient Mode Den riesigen 8K-TV im Standby als „Bilderrahm­en“für interaktiv­e Dienste zu nutzen, ist ein nettes Feature, das nun seiner Direkttast­e beraubt wurde. Nichtsdest­otrotz wurden die Inhalte stark erweitert.
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eine Taste neu belegt. Ein inter‍ essantes Detail ist die Solarzelle auf
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Bei der bewährten, intelligen­ten Fern‍ bedienung wurde eine Taste neu belegt. Ein inter‍ essantes Detail ist die Solarzelle auf der Rückseite.

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