Quantität trifft auf Qualität: Xiaomi Mi 11
Xiaomi packt eine ziemlich gute Ausstattung ins Mi11. Doch nicht nur die Quantität, auch die Qualität stimmt.Mit ihr begeben sich die Chinesen auf Augenhöhe von Samsung und Co.
Bereits im letzten Jahr hat Xiaomi mit dem Mi 10 Pro bewiesen, dass die Chinesen auch locker in der Smartphone-Oberklasse mitspielen können. Das Mi 11 ist zwar nicht sein direkter Nachfolger, legt für 800 Euro aber trotzdem eine beachtliche Ausstattung vor.
Verpackt ist die Technik in einem hochwertigen Gehäuse aus mattem Glas, auf dem es Fingerabdrücke schwer haben und das dank abgerundeter Kanten gut in der Hand liegt. Trotz seiner üppigen DisplayDiagonale von 6,8 Zoll ist das Mi 11 mit seinen Abmessungen von 164 × 75 × 8 Millimetern zudem relativ handlich – Samsungs Galaxy S21 Ultra (ebenfalls 6,8 Zoll) und S21+ (6,7 Zoll) sind größer und teils deutlich schwerer.
Geschützt wird der Screen mit Gorilla Glass 7, das besonders bruchfest ist. Toller Zusatzservice: Sollte das Display innerhalb der ersten zwölf Monate nach dem Kauf nach einem Sturz dennoch kaputtgehen, spendiert Xiaomi eine kostenlose Reparatur.
Im stabilen Metallrahmen finden wir neben einem USB-C-Anschluss
(nur 2.0-Standard) auch waschechte Harman-Kardon-Stereolautsprecher, die wohl für eine der wenigen Punktabzüge verantwortlich sind, denn das Phone hat keinen IP-Schutz vor Staub und Wasser. Was den Sound betrifft, liefern die Speaker eine passable Qualität und eine gute Lautstärke, die sie vor allem gleichmäßig zum Nutzer abstrahlen. Ein Vorteil gegenüber Stereo-Speakern, die über die Hörmuschel realisiert werden.
OLED mit sehr guter Qualität
Doch vor allem visuell macht das Mi11 richtig Spaß, liefert es doch mit 3200 × 1440 Pixeln ein ziemlich feines Bild mit knackigen Farben – 10-Bit-Farbtiefe macht‘s möglich. Die Messwerte aus dem Labor bescheinigen dem Panel zudem eine hervorragende Qualität, die sogar Samsungs Galaxy-S21-Reihe und Apples iPhone 12 Pro Max in den Schatten stellt – Chapeau!
Eine Freude für die Augen ist zudem die flüssige Bildwiederholrate von 120 Hz, die beim Scrollen die Inhalte butterweich und ohne Schlieren über den Screen laufen lässt. Xiaomi hat sich auch softwareseitig eine Menge zum Display einfallen lassen: So kann das Mi 11 Videos mit geringer Auflösung hochskalieren oder für eine flüssigere Wiedergabe von Videos mit geringer Bildfrequenz Zwischenbilder berechnen. Unter dem Screen sitzt zudem ein Fingerprintsensor, der mit einem späteren Update den Puls erfassen kann.
Leistung im Überfluss
Wie es sich für ein Top-Smartphone im Jahr 2021 gehört, baut Xiaomi ins Mi 11 Qualcomms aktuellen High-End-Chipsatz Snapdragon 888 und 8 GB RAM ein. Diese Kombination sorgt in den Benchmarks für Spitzenwerte, die noch höher ausfallen als beim ebenfalls sehr starken Galaxy S21 Ultra. Was die Performance betrifft, kommt derzeit kein anderes Android-Smartphone an das Mi 11 heran. Nur Apples A14-Chips in den iPhone-12-Modellen sind noch schneller.
Im Alltag spielen die Unterschiede der Benchmark-Wertungen freilich keine große Rolle. Das Mi11 bedient sich beim Multitasking flüssig und meistert rechenintensive Anwendungen spielend. Auch wenn das Gerät gerade beim Gaming mit der Zeit relativ warm wird. Beim Speicher hat man die Auswahl zwischen der Version mit 128 und einer mit 256 GB. Letztere kostet dann 900 Euro – ein stolzer Aufpreis. Erweitern lässt sich der Speicher leider nicht, ein Dual-SIM-Betrieb
ist aber möglich. 5G ist natürlich ebenfalls an Bord und für beide SIM-Schächte nutzbar. Für daheim gibt es aktuelles wie schnelles Wi-Fi 6 und zudem NFC sowie Bluetooth 5.2. Praktisch: Wer seine Musik drahtlos mit Freunden hören möchte, kann zwei kabellose Kopfhörer gleichzeitig anbinden.
Viele Videofunktionen
Das Kamerasystem des Mi 11 ist ebenfalls gut ausgestattet, wobei die Fotoqualität des Weitwinkelmoduls sehr hoch ist (mehr auf Seite 14). Mit Blick auf den Preis fehlt uns jedoch eine Teleoptik, und die Ultraweitwinkelkamera dürfte gerade bei weniger Licht bessere Resultate liefern.
Großen Wert legt Xiaomi diesmal auf die Videofunktionen. So filmt man bis maximal 8K, was allerdings nicht notwendig ist (siehe oben) und bekommt eine Fülle an Filtern an die Hand. Neu sind der Videonachtmodus und eine HDR-Funktion, die gut für sehr kontrastreiche Szenen wie Sonnenuntergänge geeignet ist.
In hellen Bildstellen bleiben dann mehr Details erhalten, und dunkle Partien saufen nicht so stark ab.
Beim Betriebssystem setzt Xiaomi auf Android 11 mit der hauseigenen Nutzeroberfläche MIUI 12. Besonders gefallen uns an ihr die schlichte Optik und der große Funktionsumfang. Sehr clever ist die Benachrichtigungsverwaltung gelöst: Auf einem übersichtlichen Screen lässt sich schnell einstellen, welche App ihre Mitteilung wo auf dem Handy einblenden darf. Nützlich ist zudem, dass man Apps per PIN sperren oder ein sicheres Zweitprofil einrichten kann. Ein Always-on-Display ist ebenfalls vorhanden und lässt sich vielfältig konfigurieren.
Toplaufzeit und rasantes Laden
Mit den Messwerten aus dem Labor sind wir größtenteils zufrieden. Der Empfang bei LTE und UMTS ist gut bis sehr gut, bei GSM könnte er noch besser sein. Optimierungsbedarf besteht auch bei der Telefonieakustik, die Lautstärke in Senderichtung fällt etwas ab. Ungewöhnlich niedrig ist mit 135 mV die Spannung am USBC-Port, was das Betreiben von HighEnd-Kopfhörern erschweren dürfte.
Zu guter Letzt legt das Mi 11 mit 10,5 Stunden eine überragende Akkulaufzeit vor, im 120-Hz-Betrieb sind es zwei Stunden weniger. Dank des beigelegten 55-Watt-Netzteils, das das Phone rasant wieder auflädt, ist das aber absolut kein Problem. Kabellos sind nicht weniger flotte 50 Watt drin. Peripherigeräte wie Kopfhörer lädt das Smartphone zudem per Wireless-Reverse-Charging mit maximal 10 Watt.
Fazit: Xiaomi startet mit dem Mi11 ziemlich stark ins neue Jahr und liefert für 800 Euro ein Phone mit ausgezeichneter Performance und sehr guter Ausstattung. Ob die Knackpunkte wie der fehlende IP-Schutz oder die nicht vorhandene Teleoptik schwer wiegen, hängt wohl von den persönlichen Vorlieben ab.