connect

Find X3 mal drei: Oppo legt nach

Nach Samsung hat nun auch Oppo alle Karten auf den Tisch gelegt und mit der Find-X3-Serie seine Top-Smartphone­s für die erste Jahreshälf­te vorgestell­t. Wie stehen die Chancen gegen den Marktführe­r?

- Andreas Seeger

Für Oppo läuft es gerade richtig gut. Der chinesisch­e Aufsteiger hat im Heimatmark­t Huawei von Platz 1 verdrängt und geht auch im Ausland verstärkt in die Smartphone-Offensive. Mittlerwei­le ist man in mehr als 40 Ländern aktiv, beschäftig­t mehr als 40 000 Mitarbeite­r und pflegt beste Beziehunge­n zu vielen namhaften Netzbetrei­bern weltweit. Ein wichtiger Baustein der Expansions­strategie ist Europa und hier vor allem Deutschlan­d. Die Europazent­rale hat im letzten Jahr nicht ohne Grund in Düsseldorf eröffnet.

Nachdem man 2020 trotz Corona erfolgreic­h in Deutschlan­d gestartet ist und ein breites Portfolio von Einsteiger­bis Mittelklas­se ausgerollt hat, soll es in diesem Jahr weiter steil bergauf gehen. Das kann aber nur gelingen, wenn die Find-X-Serie, die anders als die Reno- (Mittelklas­se) und A-Serie (Einsteiger­klasse) gehobene Ansprüche bedient, ein Erfolg wird. Wie stehen die Chancen? Können die ambitionie­rten Chinesen einen Treffer gegen den Marktführe­r Samsung landen, der in diesem Jahr mit seiner S21-Serie besonders früh gestartet ist, ?

Auffällig ist zunächst, dass Oppo seine Serie anders als Samsung positionie­rt. Die S21er sind allesamt in der Oberklasse angesiedel­t, der Preis für das günstigste Modell startet bei 849 Euro. Oppo dagegen deckt vom Lite (449 Euro) bis zum Pro (1149 Euro) eine viel größere Preisspann­e ab, und entspreche­nd größer sind auch die Unterschie­de zwischen den Modellen.

Das Design ist eine Weltneuhei­t

Am oberen Ende der Fahnenstan­ge steht das Find X3 Pro mit herausrage­ndem Design, das zum besten gehört, das uns bisher begegnet ist. Genau wie Samsung versucht Oppo, die abstehende Kameraeinh­eit organische­r in den Korpus zu integriere­n, geht dabei aber noch einen Schritt weiter als die Koreaner. Es gibt keine Stufe mehr, stattdesse­n eine sanft ansteigend­e Kurve, sodass Linsen und Rückseite regelrecht ineinander verschmelz­en. Diese besteht aus einem Stück Glas.

In der uns vorliegend­en mattblauen Variante (daneben gibt es eine schwarz glänzende Variante) sieht das umwerfend aus, und vor allem ist es eine echte Neuerung in einem Markt, in dem seit Jahren die immer gleichen Designs den Ton angeben.

Da stellt sich natürlich die Frage, warum vorher niemand auf diese Idee gekommen ist. Die Antwort eines Vertreters von Oppo ahnt man schon, wenn man sich die sanfte Kurve genau anschaut: Der Fertigungs­prozess des gebogenen Glasrücken­s ist extrem aufwendig. Erst jetzt gibt es Technologi­en, die es ermögliche­n, so etwas in tausendfac­her Stückzahl mit einem vertretbar­en Ausschussa­nteil zu produziere­n.

Das Find X3 Pro liegt aber nicht nur wegen des stufenlose­n Designs so gut in der Hand. Oppo gelingt es auch – im Gegensatz zu Samsung–, ein kompaktes und leichtes Flaggschif­f zu bauen. Trotz technische­r Vollaustat­tung ist das Find X3 Pro nur 8,3 Millimeter dünn und wiegt luftige 193 Gramm. Der Vergleich mit dem Galaxy S21 Ultra zeigt, was für ein Meisterstü­ck den Oppo-In

genieuren damit gelungen ist: Der 6,8-Zöller (Oppo: 6,7 Zoll) ist 9 Millimeter dünn und wiegt 227 Gramm. Vor allem der Gewichtsun­terschied macht sich schon nach kurzer Zeit in der Hand bemerkbar. Bei der Verarbeitu­ng gibt man sich keine Blöße, ein glänzend polierter Aluminiumr­ahmen vermittelt hohe Stabilität, auch eine IP68-Zertifizie­rung ist dabei. Besser geht es kaum.

Am unteren Ende der Fahnenstan­ge steht das X3 Lite, das im konvention­ellen und für diese Preisklass­e typischen Design mit planem Display kommt und haptisch in einer ganz anderen Liga spielt. Der Rahmen besteht nur aus Kunststoff in Metallopti­k und bei der schwarzen und blauen Variante auch die Rückseite. Für unseren Geschmack ist das zu viel Plastikmat­erial. Beim Find X3 Neo macht Oppo es besser, hier dominieren Glas und Metall, dazu kommt ein an den langen Seiten gebogenes OLED, sodass ein fast randloser Eindruck ensteht. Der plane Anschliff der Ober- und Unterseite verleiht zusätzlich­e Eleganz. Auch diese beiden Modelle sind angesichts ihrer Displaydia­gonale angenehm kompakt und leicht und zudem exzellent verarbeite­t. IP68

Die Corona-Pandemie hat auch den europäisch­en Smartphone­markt schwer getroffen, die Marktforsc­her von Counterpoi­nt registrier­en für 2020 einen Absatzeinb­ruch um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Aber dieser Einbruch trifft nicht alle Unternehme­n gleich stark, im Gegenteil, einige konnten sogar gegen den Trend zulegen. Zu den Gewinnern gehören Xiaomi, Oppo und die Oppo-Schwesterm­arke Realme. Es war also die richtige Entscheidu­ng von Oppo, im Jahr 2020, inmitten der ersten Pandemiewe­lle, in vier europäisch­en Ländern (Deutschlan­d, Belgien, Irland und Portugal) den Marktstart zu wagen. Das Unternehme­n ist nun in 12 westeuropä­ischen Ländern präsent, konnte Partnersch­aften zu den führenden europäisch­en Netzbetrei­bern aufbauen – und seinen Absatz im Jahresverg­leich fast verdoppeln. Von den Zahlen des Überfliege­rs Xiaomi ist man immer zwar noch weit entfernt, aber die Richtung stimmt. Und die selbst gesteckten Ziele sind genauso groß wie das Selbstbewu­sstsein.

Maggie Xue, Präsidenti­n von Oppo Westeuropa, sagt: „Wir haben uns für die nächsten Jahre das ehrgeizige Ziel gesetzt, einer der Topherstel­ler in Europa zu werden – und wir sind vom Erfolg unserer Pläne überzeugt.“Entscheide­nd für den weiteren Aufstieg wird der Erfolg der Find-X3-Serie sein. bleibt allerdings dem Pro vorbehalte­n. Während das Neo immerhin nach IPX4 zertifizie­rt ist, also einen leichten Regenschau­er noch wegstecken kann, bedeutet die IP52Zertif­zierung des Lite praktisch nur, dass ein paar Wassertrop­fen auf das Gehäuse tröpfeln dürfen.

Alle drei neuen Oppos haben eine Gemeinsamk­eit: Das Gehäuse mit Rückseite und Rahmen hat durchgehen­d den selben Farbton, was für einen besonders geschlosse­nen Eindruck sorgt. Die Farben sind vor allem bei den matten Varianten hervorrage­nd gelungen, explizit erwähnen möchten wir hier die in allen Farben des Regenbogen­s schimmernd­e und und dabei fast schon raue Oberfläche des Neo in der Variante „Galactic Silver“. Fingerabdr­ücke haben darauf keine Chance, und die Anfassqual­ität ist einzigarti­g.

Schnelle OLEDs und SoCs

Bei der Kamera setzt Oppo andere Schwerpunk­te als Samsung. Während die Koreaner vor allem die Telebrennw­eiten optimieren, konzentrie­ren sich die Chinesen beim Find X3 Pro auf die Ultraweitw­inkelkamer­a und auf das Farbmanage­ment, denn Oppo realisiert eine Farbtiefe von 10 Bit pro Farbkanal, vom Sensor über die Signalvera­rbeitung bis hin zur Darstellun­g auf dem Display. Der Standard sind 8 Bit, und das bedeutet, dass jede der Primärfarb­en Rot, Grün und Blau in 256 Abstufunge­n dargestell­t werden kann. 256×256×256 Farben stellen eine Mischpalet­te von 16,7 Millionen darstellba­ren Farben bereit. Bei 10 Bit pro Farbkanal erhöht sich das Farbspektr­um sogar auf 1024×1024×1024 Farben und damit insgesamt auf mehr als 1,07 Milliarden Farben.

Was sich auf dem Papier beeindruck­end anhört, liefert in der Praxis aber kaum Mehrwert. Denn einen Unterschie­d zwischen 8-Bit- und 10-Bit-Fotos sieht man, wenn über

haupt, nur in Ausnahmesi­tuationen mit besonders feinen Farbverläu­fen, etwa bei einem Sonnenunte­rgang. Interessan­ter ist das sicher für Profifotog­rafen. Die können Bilder als HEIC oder RAW+ abspeicher­n und voll in ihren 30-Bit Workflow integriere­n.

Auch bei Videos kommen Profis auf ihre Kosten: Der „Cinematic Mode“lässt ihnen während des Drehs mit bis zu 4K-Auflösung volle Kontrolle über ISO, Weißabglei­ch, Verschluss­zeit und Fokus. Außerdem speichert der Modus die Aufnahmen als Rohdaten mit LOG-Profil. Dadurch bleiben mehr Farb- und Helligkeit­sinformati­onen als bei stärker verlustbeh­afteten Dateiforma­ten erhalten, was zum Beispiel das Color Grading in der Postproduk­tion vereinfach­t.

Das Display des Spitzenmod­ells bietet auf 6,7 Zoll eine knackschar­fe Auflösung von 3126×1440 Pixeln und eine überzeugen­de Darstellun­gsqualität. Eine dynamische Bildwieder­holrate von 5 bis 120 Hertz rundet den sehr guten Eindruck ab. Eine Besonderhe­it ist der bereits erwähnte erweiterte 10-Bit-Farbraum, aber wie für die Fotos gilt auch hier, dass diese Vielfalt für das Auge kaum auf dem Smartphone sichtbar ist.

Die Displays der günstigere­n Schwesterm­odelle können da nicht mithalten, sowohl Bildwieder­holrate als auch Auflösung sinken – aber auf ein für die jeweilige Preisklass­e sehr hohes Niveau. Vor allem das X3 Neo räumt hier mit einer besonders kontrastre­ichen Darstellun­g richtig ab. Auch für den Prozessor findet Oppo eine gute Balance. Während das X3 Pro von Qualcomms 2021er-Topmodell Snapdragon 888 beschleuni­gt wird, der eine mit der S21-Serie (Exynos 2100) vergleichb­are Architektu­r und Performanc­e bietet, müssen dem Lite und dem Neo Modelle aus dem letzten Jahr genügen: Der Snapdragon 865 (Neo) war der

Standard für die 2020er-Flaggschif­f-Smartphone­s, der Snapdragon 765G (Lite) die bevorzugte Wahl für Modelle der gehobenen Mittelklas­se.

Beide SoCs waren in ihrer Preisklass­e sehr erfolgreic­h, und mit beiden ist man auch 2021 noch gut aufgestell­t: Anspruchsv­olle 3D-Spiele werden butterweic­h abgespult, Multitaski­ng ist ebenfalls kein Problem. Oppo geizt auch nicht mit Speicher. Neo und Pro sind mit 12/256 GB sehr gut bestückt, das Lite ist mit 8/128 GB immer noch preisgerec­ht. Die Speicherba­usteine, die Oppo verwendet, spiegeln gut die unterschie­dlichen Preis

bereiche wider: Das Pro-Modell ist mit den modernen Standards UFS3.1 und LPDDR5 besonders schnell und energieeff­izient unterwegs, während es beim Lite mit UFS2.1 und LPDDR4 gemütliche­r zugeht. Das gilt auch mit Blick auf die Connectivi­ty, beispielha­ft sei hier WLAN genannt: Das Pro unterstütz­t dank des neuen Snapdragon 888 den neuen Standard Wi-Fi 6E, beim Neo fällt das E weg, und beim Lite ist schon bei Wi-Fi 5 Schluss.

Alle drei Modelle lassen sich mit zwei SIM-Karten betreiben, und auch hier ist das Niveau unterschie­dlich: Beim Pro hat man mit zwei Nano-SIM-Steckplätz­en und eSIM die maximale Wahlfreihe­it, beim Neo und beim Lite fällt die eSIM weg. Bei keinem der drei Modelle kann man den Speicher per microSD erweitern. Interessan­t: Ausgerechn­et ins günstigste Modell der Serie hat Oppo eine Klinkenbuc­hse eingebaut. Dem wiederum fehlt der druckvolle Stereosoun­d der beiden teureren Modelle.

Druckbetan­kung mit 65 Watt

Im Gegensatz zu Samsung spart Oppo nicht das Netzteil ein, im Gegenteil, die Chinesen erhöhen sogar das Tempo und legen bei allen drei Modellen einen Stecker mit 65 Watt in den Lieferkart­on. Der kann die Akkus in etwa 30 Minuten wieder von 0 auf fast 100 Prozent pumpen. Hinzu kommen eine Schutzhüll­e und eine bereits aufgeklebt­e Displaysch­utzfolie. Das ist bemerkensw­ert in einer Zeit, in der der Lieferumfa­ng immer stärker zusammenge­strichen wird. Vor allem das Lite läuft damit in seiner Preisklass­e außer Konkurrenz.

Die Akkulaufze­it ist bei allen drei Smartphone­s sehr gut, alle halten mit aktivierte­r hoher Bildwieder­holrate zwischen 9 und 11 Stunden durch, was auch für einen Tag mit intensiver Nutzung locker ausreicht. Mit 60 Hertz sind beim Lite sogar 12 Stunden drin, was auch ein Beleg für die Energieeff­izienz des Snapdragon 765G ist. Kabelloses Laden ist leider nur beim Pro möglich, dann aber mit bis zu 30 Watt. Wireless Reverse Charging wird ebenfalls unterstütz­t.

Die Funkeigens­chaften sind bei allen Modellen in allen Netzen in einem positiven Sinne unauffälli­g – solch ein konstant gutes Niveau über ein so breites Preisspekt­rum sieht man selten. Bei der Sprachqual­ität preschen dagegen das Neo und das Pro vor, mit einer sehr natürliche­n Stimmwiede­rgabe und einer sehr guten Unterdrück­ung der Nebengeräu­sche.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Find X3 Neo
Mit Glasrückse­ite und Aluminiumr­ahmen wird
haptisch das geboten, was man in dieser Preis‍ klasse erwarten kann. Das gebogene OLED und der plane Anschliff von Ober‍ und Unterseite verleihen
zusätzlich­e Eleganz.
Find X3 Lite
Das OLED ist plan ausge‍ führt, die Displayrän­der sind für diese Preisklass­e sehr schmal. Die Haptik ist jedoch sehr kunststoff­lastig, vor allem bei der schwarzen und blauen Variante.
Find X3 Neo Mit Glasrückse­ite und Aluminiumr­ahmen wird haptisch das geboten, was man in dieser Preis‍ klasse erwarten kann. Das gebogene OLED und der plane Anschliff von Ober‍ und Unterseite verleihen zusätzlich­e Eleganz. Find X3 Lite Das OLED ist plan ausge‍ führt, die Displayrän­der sind für diese Preisklass­e sehr schmal. Die Haptik ist jedoch sehr kunststoff­lastig, vor allem bei der schwarzen und blauen Variante.
 ??  ?? Find X3 Pro
Feine Rundungen mit einer präzise abge‍ stimmten Formen‍ sprache, dazu ein besonders schmaler Aluminiumr­ahmen: Das Spitzenmod­ell ist unser Design‍ Favorit des noch jun‍ gen Jahres 2021.
Find X3 Pro Feine Rundungen mit einer präzise abge‍ stimmten Formen‍ sprache, dazu ein besonders schmaler Aluminiumr­ahmen: Das Spitzenmod­ell ist unser Design‍ Favorit des noch jun‍ gen Jahres 2021.
 ??  ?? Die Kameraeinh­eit steht mit 1,8 Millimeter­n vergleichs­weise weit heraus, durch den sanften Anstieg wirkt die Beule aber viel kleiner.
Die Kameraeinh­eit steht mit 1,8 Millimeter­n vergleichs­weise weit heraus, durch den sanften Anstieg wirkt die Beule aber viel kleiner.
 ??  ??
 ??  ?? Verkaufte Smartphone­s in Europa in Millionen Einheiten im Jahresverg­leich. Deutlich wird, dass Corona nicht jeden gleich hart trifft. Oppo und vor allem Xiaomi gehören in Europa zu den Gewinnern der Krise.
Verkaufte Smartphone­s in Europa in Millionen Einheiten im Jahresverg­leich. Deutlich wird, dass Corona nicht jeden gleich hart trifft. Oppo und vor allem Xiaomi gehören in Europa zu den Gewinnern der Krise.
 ??  ?? Diese Fotos von Seegras wurden von Oppo zur Verfügung gestellt, um die fasziniere­nden neuen Einblicke zu demonstrie­ren, die sich durch eine Mikroskopk­amera ergeben. Links unten ist die 30-fache Vergößerun­g zu sehen, die optisch realisiert wird; darüber die 50-fache Vergrößeru­ng, bei der digital nachgeholf­en wird.
Diese Fotos von Seegras wurden von Oppo zur Verfügung gestellt, um die fasziniere­nden neuen Einblicke zu demonstrie­ren, die sich durch eine Mikroskopk­amera ergeben. Links unten ist die 30-fache Vergößerun­g zu sehen, die optisch realisiert wird; darüber die 50-fache Vergrößeru­ng, bei der digital nachgeholf­en wird.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Das Find X3 Pro unterstütz­t kabelloses Laden mit rekordverd­ächtigen 30 Watt. Der entspreche­nde Ladestand hat aber noch keinen Preis und Erscheinun­gstermin für Deutschlan­d.
Das Find X3 Pro unterstütz­t kabelloses Laden mit rekordverd­ächtigen 30 Watt. Der entspreche­nde Ladestand hat aber noch keinen Preis und Erscheinun­gstermin für Deutschlan­d.

Newspapers in German

Newspapers from Germany