Goodbye LG
Nun ist es also passiert, LG hat die Segel gestrichen und sich aus dem Smartphone geschäft zurückgezogen. Das ist natürlich schade, weil der Markt (wieder) ein Stück seiner Vielfalt verliert. Allerdings war es nur eine Frage der Zeit, wann die Südkoreaner endgültig die Reißleine ziehen würden. Der Hersteller dümpelte schon länger nur noch unter „ferner liefen“dahin.
Anders als etwa bei TVGeräten oder Klimaanlagen war LG bei Smartphones zwar nie die ganz große Nummer, aber immerhin etablierte sich der Konzern Mitte des vergangenen Jahrzehnts phasenweise als Nummer drei in dem Segment – mit Marktanteilen von bis zu zehn Prozent. Dennoch gelang es im Lauf der Jahre nur einer Handvoll Geräte, das standardisierte Testverfahren von connect mit der Ver balnote „sehr gut“zu absolvieren – und damit sind wir beim Kern des Problems: LG war mit seinen Produkten zwar durchaus innovativ, doch die Innovationen wurden offensichtlich an den Kundenbedürfnissen und damit am Markt vorbei entwickelt. Erinnert sei hier etwa an das Modell G Flex mit seinem gekrümmten Display oder an das G5 mit dem Konzept der Aufsteckmodule. Mit dem drehbaren LG Wing misslang 2020 auch der letzte Versuch, die Verbraucher mit den unge wöhnlichen Designvarianten zu überzeugen.
Nun ist LG nicht der erste Hersteller, der das SmartphoneBusiness verlässt – und es wird auch nicht der letzte gewesen sein. Mobiltelefone zu verkaufen ist ein schwieriges Geschäft. Das liegt nicht zuletzt an der anhaltenden Dominanz von Apple und Samsung. Doch auch der Platzhirsch aus Korea steht unter Druck – er wird von den umtriebigen chinesischen Anbietern sowohl im Premiumsegment als auch in der hart umkämpften Mittelklasse herausgefordert. Aktuelle Beispiele dafür finden Sie in dieser Ausgabe: etwa das Oneplus 9 Pro, das sich in der connect Bestenliste wieder ganz vorne einreiht, oder das Xiaomi Redmi Note 10 Pro, das der runderneuerten ASerie von Samsung mit einer gewohnt starken Ausstattung entgegentritt. Und auch Motorola möchte mit dem vielseitigen G100 wieder im Konzert der Großen mitspielen. Ob das gelingt, wird sich zeigen.
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