Motorola G100
Mit dem G100, der zehnten Generation der G-Serie, führt Motorola ein neues Anwendungsszenario ein. Gibt es Unterschiede zu den Desktop-Modi von Samsung und Huawei? Und wie gut ist das Smartphone?
Die Neuauflage der G-Serie bringt einen Desktop-Modus mit. Lesen Sie, was der kann und wie gut das Phone insgesamt ist.
Motorolas neuer Desktop-Modus heißt „Ready for“und ist gut mit Samsung DeX („Desktop Experience“) vergleichbar: Man schließt das Smartphone über die USB-C-Schnittstelle, die DisplayPort unterstützt, an den Monitor oder Fernseher an und blickt danach auf eine speziell angepasste Android-Oberfläche, die an einen Desktop-PC angelehnt ist. Der Touchscreen verwandelt sich in ein Trackpad für die Mauszeigersteuerung. Bequemer ist es aber, externes Zubehör wie Maus und Tastatur über Bluetooth oder einen USB-C-Hub zu koppeln. Während Samsung DeX seit dem Note 20 auch kabellos über Miracast realisiert (natürlich nur, wenn der Monitor/TV dies unterstützt), ist bei Motorola ein Kabel zwingend erforderlich. Die Note-20-Modelle sind preislich allerdings auch anders eingeordnet als das Moto g100.
Stark: Zum Lieferumfang zählt nicht nur ein USB-C-auf-HDMIKabel, auch eine Docking-Station ist dabei, die das Moto G100 zum Beispiel für Videokonferenzen im richtigen Winkel fixiert, um die Kamera optimal auszurichten. Die für den Desktop-Modus erforderliche Rechenkraft liefert Qualcomms erst Anfang 2021 präsentiertes HighendSoC Snapdragon 870. Das ist direkt unter dem 2021er-Flaggschiff 888 angesiedelt, das in den meisten Highend-Smartphones dieses Jahres den Takt vorgeben wird. Der 870 gilt als inoffizieller Nachfolger des 865 und ist für günstigere Topsmartphones gedacht. Die Spezifikationen gleichen sich in vielen Aspekten, weiterhin gibt eine aus acht Kernen bestehende Kryo 585 CPU den Takt vor, diesmal ist der PerformanceKern („Prime Core“) aber mit 3,2 statt mit 2,84 GHz getaktet. In Benchmarks legt das SoC im Vergleich mit dem 865 noch einmal eine Schippe drauf, im Schnitt wird eine um zehn Prozent verbesserte Leistung erreicht. Für den Nutzer bedeutet das, dass er mit dem G100 für jedes Anwendungsszenario gerüstet ist – sei es mobiles Gaming auf höchster Detailstufe oder eben der Desktopersatz.
Beim Gehäuse gespart
Mit Blick auf den Highendprozessor und den üppigen Lieferumfang stellt sich die Frage, wo Motorola den Rotstift angesetzt hat – irgendwo muss der relativ günstige Preis von 500 Euro ja herkommen. Fündig
wird man beim Gehäuse, das nur aus Kunststoff besteht. Die mattierte Rückseite sieht zwar gut aus, verträgt aber keine Kratzer und ist haptisch nicht so ansprechend wie Glas. Ein Handschmeichler ist das G100 aber auch deshalb nicht, weil es mit zehn Millimetern dicker ist als der Durchschnitt, und sein Gewicht von 207 Gramm die Hand nach unten zieht. Motorola erwähnt eine „wasserabweisende Beschichtung“, die vor kleinen Regenschauern schützen mag, aber nicht beim Untertauchen. Die neuen Spitzenmodelle aus Samsungs A-Serie (Seite 12) können es besser.
Abstriche muss man auch bei der Kamera machen, mit Ultraweitwinkel und Weitwinkel sind nur zwei Brennweiten an Bord. Immerhin: Ein Makrobjektiv ermöglicht Nahaufnahmen, es gibt vielseitige Einstellungen (RAW), und auch die Fotoqualität des Hauptsensors mit 64 Megapixeln stimmt.
Gespart hat Motorola zudem beim Display: Ein LCD ist in dieser Preisklasse nicht die richtige Wahl. Immerhin unterstützt es 90 Hertz für besonders weiches Scrolling. Der Fingerabdrucksensor ist ausnahmsweise nicht unter dem Display positioniert, sondern auf der rechten
Seite im Rahmen, wo er schnell und präzise reagiert. Die Speicherausstattung ist mit 8/128 GB preisgerecht, ein hybrider Steckplatz (zweite SIM oder microSD) gibt weiteren Spielraum und Flexibilität. Gut gefallen hat uns zudem die Klinkenbuchse, die eine sehr hohe Ausgangsspannung liefert. Alternativ kann man natürlich auch kabellos via Bluetooth Kopfhörer koppeln, Qualcomms aptX-Codec für hochauflösendes Audio wird unterstützt. Zum Soundkünstler fehlen dem G100 allerdings Stereolautsprecher.
Kurze Updates, lange Ausdauer
Auf Softwareseite haben wir ein Always-on-Display vermisst, das permanent Informationen anzeigt. Diese Funktion ist mit einem LCD nur schwer vereinbar. Auch sonst ist Motorola sehr zurückhaltend und orientiert sich stark an der nativen Android-Oberfläche. Es gibt kaum vom Hersteller entwickelte Features, stattdessen konzentriert man sich auf die Google-Apps- und Dienste (Google Fit). Das lässt eigentlich Spielraum für langen Softwaresupport, aber Motorola garantiert nur ein Versionsupdate (Android 12) und zwei Jahre Sicherheitspatches. Das ist weniger als bei anderen Herstellern: Oppo garantiert zwei neue, Samsung sogar drei neue AndroidVersionen für seine Mittelklasse.
Mit 5G, Wi-Fi 6 und NFC lässt die Connectivity kaum Wünsche offen. Das gilt auch für die Ausdauer: Der mit 5000 mAh enorm kräftige Akku sorgt für außerordentlich lange Laufzeit; wenn man 90 Hertz deaktiviert, erreicht sie sogar fast zwölf Stunden, was im Alltag gleichbedeutend ist mit zwei Tagen. Auch Funkeigenschaften und Akustik überzeugen, im LTE-Netz sind die Sende- und Empfangseigenschaften sogar sehr gut. In Summe gelingt Motorola hier ein solides Mittelklasse-Smartphone mit einem besonderen Lieferumfang und dem Desktop-Modus als Highlights.