connect

Kundenserv­ice 2.0

Gestatten, PIA: Der persönlich­e interaktiv­e Assistent ist eins der digitalen Mittel, mit dem die Telekom ihren Service unterstütz­en will. Was der Marktführe­r sonst noch plant und welche Lehren man aus der Covid-Pandemie zieht. Im Interview: Dr. Ferri Abol

- Josefine Milosevic

Mit digitaler Unterstütz­ung möchte die Telekom ihren Service optimieren. Was steckt genau dahinter?

Aus der Rückschau lässt sich mit großer Anerkennun­g sagen: Die Netzbetrei­ber haben vor Corona nicht kapitulier­t, sondern schnell das Heft in die Hand genommen. Schließlic­h gilt es nicht nur, den Betrieb der Netze unter Hochlast aufrecht zu erhalten; auch der Service muss weiter funktionie­ren. Reibungslo­se Kundenkomm­unikation ist nicht nur in Krisenzeit­en für Unternehme­n systemrele­vant: Selbst im Regel‍ betrieb kann sich niemand einen eklatanten Kundenschw­und leisten.

Aus Fürsorge für die Mitarbeite­r und aus Vorsicht, dass Krankheits‍ fälle nicht den ganzen Betrieb lahm‍ legen, musste also das Gros der Mitarbeite­r in Nullkomman­ichts ins Homeoffice entsandt werden. Dass das in hervorrage­nder Manier ge‍ klappt hat, zeigt unser aktueller Hot‍ line‍Test in connect 5/21. Wir haben gewohnt hart getestet und können vermelden, dass die Kundenbera‍ tung nicht eklatant gelitten hat.

220 000 Kundenkont­akte täglich

Erneuter Sieger mit der Gesamtnote „sehr gut“: die Deutsche Telekom. Grund genug, die Service‍Strategie des Bonner Konzerns näher zu be‍ leuchten. Dazu haben wir Informa‍ tionen aus erster Hand: Auf Seite 86 verrät Dr. Ferri Abolhassan, der seit 1. Mai zusätzlich zum Service auch den Vertrieb bei der Telekom ver‍ antwortet, im Interview seine Pläne.

Darin spielen seine 30 000 Service‍ mitarbeite­r, die über 65000 Millio‍ nen Mobilfunk‍ und Festnetzku­nden betreuen, eine wesentlich­e Rolle. De‍ ren Arbeitspen­sum bleibt trotz der‍ zeit erschwerte­r Rahmenbedi­ngun‍ gen hoch: 32 000 Einsätze führen die

Techniker pro Tag aus. Allein 220 000 Kundenkont­akte täglich er‍ reichen die Hotline via Telefon, E‍ Mail, Chat oder per Brief. Der Be‍ ratungsbed­arf steigt angesichts der zunehmend komplexen Produkte. Dabei suchen Kunden nicht nur via Telefon oder E‍Mail Auskunft, son‍ dern auch über Chatbots oder Social Media. Dass die Anzahl der Kontakt‍ kanäle ansteigt, ist sich auch Henning Ahlert, Geschäftsf­ührer der Unter‍ nehmensber­atung junokai sicher: Die Multichann­el‍Methode ver‍ schaffe der Kundschaft jederzeit und überall einen einfachen Zugang zu Informatio­nen und zur Kontaktauf‍ nahme. „Unternehme­nsintern gilt es, diese Kontaktkan­äle so zu bündeln, dass alle kundenrele­vanten Informa‍ tionen jederzeit, in gleicher Form, kanalunabh­ängig für die persönlich­e oder automatisi­erte Kundenbetr­eu‍ ung zur Verfügung stehen“, rät er den Firmen.

360-Grad-Blick auf den Kunden

Dem stellt sich die Telekom schon länger: Der auf Künstliche­r Intelli‍ genz basierte „Digitale Assistent“löst seit 2016 über die Magenta‍App, den hauseigene­n Smart Speaker und über die Webseite bereits 37 Prozent der Kundenanli­egen selbststän­dig. Auch das Call‍Center agiert ver‍ stärkt digital: So können Kunden dank der Software „Media Transfer“dem Berater während des Gesprächs Dokumente, Fotos und Unterschri­f‍ ten per Smartphone zusenden.

Mit dem persönlich­en interaktiv­en Assistent „PIA“wird die Zusammen‍ arbeit von Mensch und Maschine vorangetri­eben: 5000 Mitarbeite­r greifen direkt von ihrem Desktop auf die robotorbas­ierte Automatisi­erung zu. Damit lassen sich bislang in 60 Fällen Aufgabenst­ellungen ver‍ einfachen. Seit 2015 führen zudem Software‍Roboter einfache Büro‍ tätigkeite­n wie Rechnungse­rstellun‍ gen oder Kündigungs­bearbeitun­gen selbststän­dig aus. Nahezu 500 Pro‍ zesse wurden so teils automatisi­ert.

Auch die Außendiens­tler lässt man nicht im Regen stehen: Den 8000 Te‍ lekom‍Technikern stehen relevante Informatio­nen für sechs verschiede­ne Aufgabenbe­reiche in passenden Apps zur Verfügung. Die „Mighty‍ Office App“etwa zeigt dem Mit‍ arbeiter nicht nur den genauen Standort des Kabelverzw­eigers, sondern gibt auch Auskunft, mit welcher Technik das Multifunk‍ tionsgehäu­se ausgestatt­et ist. Früher ließ sich das nur vor Ort prüfen. Über 500000 Standorte sind in der Smartphone‍ und Tablet‍App ver‍ zeichnet. Bestehende Techniksta­nd‍ orte können aktualisie­rt oder neue per Foto hinzugefüg­t werden.

Mit dem im letzten Sommer ge‍ starteten Pilotproje­kt „Magenta View“will sich die Telekom weg‍ weisend für die Zukunft aufstellen: So sollen 16 Tools in einer Appli‍

kation zusammenge­führt werden, wodurch das Service‍Team die Kundenanli­egen schneller bearbei‍ ten und auch gezielter beraten kann.

Doch allein die Technik wird es nicht richten. Selbst Prof. Dr. Antonio Krüger, Chef des Deutschen For‍ schungszen­trums für Künstliche Intelligen­z, ist sich sicher, „dass ein gut informiert­er und motivierte­r Mitarbeite­r auch auf absehbare Zeit besseren Service als eine Maschine leisten wird.“

„Mit der menschenze­ntrierten KI haben wir also in Europa die Chance etwas zu erschaffen, das weltweit zum Goldstanda­rd wird“

Prof. Dr. Antonio Krüger, CEO des Deutschen Forschungs­zentrums für Künstliche Intelligen­z

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Frag Megenta: Der digitale Assistent in der Service-App steht 24/7 zur Verfügung.
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Telekom-Kunden per Videoaufna­hme
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Authentifi­zierung per Selfie: Seit Januar können sich Telekom-Kunden per Videoaufna­hme ihres Personalau­sweises über die App identifizi­eren.
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