Die Kameras im quality benchmark
Als Fotosmartphone will das Oneplus 9 Pro nicht nur mit Auflösung punkten, sondern auch mit der Marke Hasselblad, die nun als Fotospezialist Oneplus unterstützt.
Wie schon im Vorgängermodell steckt im Oneplus 9 Pro eine Troika aus Weitwinkel-, Telezoom- (3,3-fach) und Superweitwinkelkamera. Die Hardware ist aber neu und wurde zusammen mit Hasselblad entwickelt. Das Weitwinkelund Superweitwinkelmodul arbeiten erneut mit Sensoren mit hoher Auflösung (48 bzw. 50 Megapixel), die bei wenig Licht auf 12 Megapixel umschalten.
Das Weitwinkelmodul
Die Hauptkamera lässt Fotografen die Wahl zwischen 48 und 12 Megapixeln (4-zu-1 Pixel Binning). Insgesamt liefern die Bilder mit hoher Auflösung auf allen gemessenen Helligkeitsstufen die bessere Qualität – für unsere Wertung ziehen wir darum die 48-MP-JPEGs heran. Seine Auflösungsvorteile spielt das Oneplus vor allem bei gutem Licht (5000 Lux) aus. Denn dann stimmt die Signalverarbeitung die 48-MP-JPEGs schonender ab als die 12-MP-JPEGs und liefert somit nicht nur detailreichere, sondern auch natürlicher wirkende Aufnahmen. Vor allem feinere Strukturen mit niedrigen Kontrasten bleiben besser erhalten. Bei nachlassendem Licht (200 Lux) ist der Vorteil der JPEGs mit 48 Megapixeln nicht mehr so klar erkennbar – es kommt dann auf die Strukturen und die Lichtmenge an. In der Regel können Letztere aber die mit niedrigerer Auflösung aufgenommenen Bilder qualitativ überholen. Bei Dunkelheit (5 Lux) und in allen Situationen mit wirklich wenig Licht empfehlen wir, die Auflösung zu reduzieren. Die Auflösung von 12 Megapixeln rettet etwas mehr Details, wenn auch die Leistung insgesamt natürlich weiter abbaut. Insgesamt kann die Weitwinkelkamera mit einer guten Leistung überzeugen – aber es fehlen dann doch noch ein paar Punkte, um eine Spitzenposition einzunehmen.
Die Normalbrennweite
Die Weitwinkelkamera übernimmt auch die Rolle der Portraitoptik als digitales Zweifachzoom – doch kann in dieser Rolle nicht glänzen. Schon im hellen Licht (5000 Lux) fällt die Auflösung deutlich ab, vor allem Details sind betroffen, und die Farben werden blass. Es hilft dann auch nicht viel, dass die Qualität bei wenig
Licht (200 Lux) kaum noch nachlässt. Bei Dunklheit verschlechtert sich die ohnehin unzureichende Bildqualität noch zusätzlich.
Das Tele
Eine Sensorauflösung von 8 Megapixeln lässt keine Topleistung erwarten, doch immerhin ist ein Bildstabilisator an Bord. Bei viel Licht (5000 lux) und in leichter Dämmerung (200 Lux) ist die erreichte Auflösung für einen 8-MP-Sensor hoch. Das erzwingt Oneplus durch eine sehr aggressive Signalverarbeitung mit teilweise heftiger Kontrastanhebung und Kantenaufsteilung – manch feine Struktur geht so verloren. Selbst unter optimalen Bedingungen erhält man Aufnahmen voller Artefakte. Nachlassendes Licht verstärkt diese negativen Effekte. Trotz dieser Bildschwächen lässt sich das Tele gut für Detailaufnahmen einsetzen, weil man dann zwar überzeichnete, aber in der Regel immer noch detailreichere Ausschnitte als mit der Weitwinkelkamera erhält. Bei Dunkelheit schaltet das Gerät auf die Weitwinkelkamera um und schießt die Aufnahmen mit dem digitalen Zoom – die Ergebnisse ist kaum verwendbar.
Die Superweitwinkelkamera
Das Superweitwinkelkamera kann mit 50 oder mit 12 Megapixeln fotografieren – die reduzierte Auflösung ist insgesamt die bessere Wahl. Zwar wirken JPEGs mit 50 Megapixeln auch bei viel Licht natürlicher, lassen aber teilweise Details vermissen, die in den 12-MP-Aufnahmen zu sehen sind. An anderen Stellen wiederum sind die Fotos mit 50 Megapixel besser durchzeichnet als die härter abgestimmten und stärker von Artefakten betroffenen 12-Megapixel-Aufnahmen. Diese Vorteile sind aber weder durchgängig noch groß – es lohnt sich also mehr, mit platzsparenderen 12 Megapixeln zu arbeiten. Für beide Auflösungen gilt: Bei viel Licht ist die Superweitwinkelkamera richtig gut und kann sich mit den Besten messen. Bei nachlassendem Licht verliert man mit 50 Megapixeln schnell an Qualität, während Aufnahmen mit 12 Megapixeln vom Pixel-Binning profitieren und das Niveau noch recht gut halten können. Selbst im Dunkeln aufgenommene Schwarzweiß-JPEGs bleiben recht ansehnlich. Unterm Strich also eine gute Superweitwinkelkamera.
Fazit
Das Oneplus 9 Pro macht vieles gut, es gibt aber auch Schattenseiten. Sowohl die Weitwinkelkamera als auch die Superweitwinkelkamera gefallen mit einer hohen Bildqualität. Die Hauptkamera setzt die maximale Auflösung von 48 Megapixeln bei viel Licht in detailreiche Bilder um. Die Normalbrennweite ist aber enttäuschend – wir raten davon ab. Das Tele lässt sich für Details und Portraits einsetzen – aber nur bei viel Licht. Zudem irritiert in den Teleaufnahmen die überzogen harte Signalverarbeitung. Die Aufnahmen aus der Weitwinkel- und der Superweitwinkelkamera mit maximaler Auflösung zeigen, dass Oneplus auch eine weniger aggressive Signalverarbeitung beherrscht.