Crucero - Das Kreuzfahrtmagazin
DO YOU WANT TO SOCIALIZE?
Eine Reise mit der Allure of the Seas von Royal Caribbean ist Us-unterhaltung und Spaß pur für die gesamte Familie. Crucero war auf einer 7-Nächte-reise in der Karibik an Bord.
Karibikkreuzfahrt mit Allure of the Seas
Sonntagmittag und wir stehen im Stau auf dem Autobahnzubringer zum Kreuzfahrthafen von Fort Lauderdale. Die Wochenenden sind für 7-Nächte Karibikkreuzfahrten ab Florida die beliebtesten Abfahrtstage. Und wir möchten eine Us-karibik-woche mit 6.000 Mitreisenden auf der Allure of the Seas verbringen. Das Schiff von Royal Caribbean International liegt nicht alleine im Hafen. Insgesamt sieben große Kreuzfahrtschiffe werden an diesem Tag in Fort Lauderdale abgefertigt. Insgesamt gehen mehr als 20.000 Passagiere hier und heute auf Reisen. Und wie in den USA üblich, ist der Hafen eigentlich nur mit dem Auto erreichbar. Also herrscht nun erst einmal Stau. Wir sind gespannt, wie es uns auf der Allure of the Seas gefallen wird. Werden wir auch an Bord überall im Stau bzw. in Schlangen stehen? Wird uns die Vielzahl der Mitreisenden überfordern? Oder werden uns die vielfältigen Möglichkeiten, die ein so gigantisches Schiff bietet, in den Bann ziehen? Einmal am Terminal angelangt, geht der Check-in reibungslos und schnell. Royal Caribbean hat mit inzwischen vier Schiffen der Oasis-klasse also offenbar die Logistik der Megaliner gut im Griff.
SIEBEN NEIGHBOURHOODS
Borderkundung: Was auf kleinen Schiffen eine kurze Runde ist, kann an Bord der Allure of the Seas schnell zum Tagesausflug werden. Das Schiff ist riesig. Die Dimensionen: 360 Meter Länge und gut 60 Meter Breite. Vor allem in der Breite übertrifft sie jedes andere Kreuzfahrtschiff deutlich, sie ist quasi ein Dickbauch-schiff. Royal Caribbean hat die Breite genutzt um zwei Aufbauten nebeneinander zu setzen, die in der Mitte durch ein breites Atrium getrennt sind. So sind eine Reihe von Einrichtungen entstanden, die es so nur auf den Schiffen der Oasis-klasse gibt. Der grüne Innenhof unter freiem Himmel, den Royal Caribbean „Central Park“nennt, ist außergewöhnlich. Mit vielen Pflanzen und Vogelgezwitscher von Band, erinnert in dem Park nicht viel daran, dass man auf dem Meer unterwegs ist. Ein weiterer Bereich im hinteren Bereich des Schiffes wird als „Boardwalk“, als Entertainment-außenpromenade, genutzt und ist ganz auf Unterhaltung zugeschnitten. Direkt am Eingang dreht sich ein Karussell, links und rechts locken neben Burgern und Süßigkeiten auch Spiel und Spaß und am Heck hat das Aqua-theater, in dem eine spektakuläre Wassershow aufgeführt wird, Platz gefunden.
Überhaupt hat Royal Caribbean es geschickt verstanden, durch insgesamt sieben verschiedene Themenwelten, die „Neighbourhoods“genannt werden, den Megaliner in überschaubare Bereiche einzuteilen. So wird man von der Größe des Schiffes nicht überwältigt. Gut gefallen hat uns auch, dass es auf dem Schiff praktisch keine abgetrennten Bereiche gibt. Nur in der Mitte des obersten Decks ist ein Aufbau den Suitengästen vorbehalten. Ansonsten kann man das Schiff auf jedem Deck komplett umrunden. Keine plötzlich endenden Gänge oder Treppen, keine abgesperrten Zonen. Dadurch wird die Navigation einfach – auch wenn die Wege weit sind, wenn man einmal im Treppenhaus am falschen Ende des Schiffes gestartet ist.
UNTERHALTUNG FÜR DIE GANZE FAMILIE
Unterhaltung für Jung und Alt steht im Mittelpunkt der meisten Bordeinrichtungen. Für Kinder gibt es neben dem Boardwalk einen großen Kinderpoolbereich mit Lifeguard on Duty und einem Kids- Club mit (englischsprachiger) Betreuung für verschiedene Altersklassen. Sogar ein Adventure Science Lab, in dem sich die kleine Lisa Simpson pudelwohl fühlen würde, ist im Angebot. Jugendliche und alle Sportbegeisterten können sich auf den zwei Surfsimulatoren, der Zip-line, dem Basketball-feld und der Kletterwand sowie der Eislaufbahn austoben. Mittags trifft sich dann die Familie zur Parade der Dreamworks-figuren aus den Madagascar-filmen auf der großen Promenade im Inneren des Schiffes, bevor es ins Buffetrestaurant geht. Und dort merken wir dann das erste Mal, dass doch sehr viele Menschen an Bord sind. Vor dem Bufferestaurant „Windjammer“hat sich eine lange Schlange hungriger Gäste gebildet. Der Einlass wird reglementiert. Man wartet also ein wenig, bis andere Gäste das Restaurant verlassen und die Kellnerin die nächsten Gäste aus der Warteschlange hereinlässt. Dafür ist es dann an den Tresen und den Tischen nicht zu überfüllt. Dennoch scheint uns das Buffetrestaurant für die Größe des Schiffes etwas zu klein geraten zu sein. Wir haben keine Lust auf Schlange stehen und suchen uns daher eine Alternative. Im Solarium Bistro auf dem Sonnendeck oder im Park Cafe im Central Park – beides auch Selbstbedienungsrestaurants – werden wir sicherlich fündig werden. Nachmittags steht dann Sonnenbaden auf dem Programm. An einem der vier Pools oder auf den weiteren Sonnendecks findet jeder unkompliziert einen Platz. Danach noch eine Runde Sport, z.b. auf der Joggingstrecke, die auf
Deck 5 um das gesamte Schiff führt, und auf der man ohne störenden Zick-zack um Liegen oder abgesperrte Bereiche Runde um Runde laufen kann.
ZAHLREICHE DINNER- OPTIONEN
Der Main-dining-room ist wie das Schiff: riesig. Auf drei Etagen mit einem zentralen Atrium werden zu zwei festen Essenzeiten und bei Anmeldung auch im Free-time-dining tausende Gäste gleichzeitig verköstigt. Und das was auf dem Teller kommt, kann sich durchaus sehen lassen: auf der Allure of the Seas werden auch im Hauptrestaurant wirklich gute Menüs angeboten. Wir haben es beim Abendessen eilig und lassen den Nachtisch heute aus, denn um 21 Uhr geht es noch ins Musical. An einigen Abenden der Reise wird das Musical „Mamma Mia“komplett aufgeführt. Fast drei Stunden inklusive Pause. Danach noch einen Schlummertrunk in einer der zahlreichen Bars an Bord, etwas Small Talk und dann heißt es gut unterhalten und ausgepowert Schlafen gehen. Eine Kreuzfahrt als Familienurlaub, fast wie im Ferienclub an Land. War noch etwas? Ach ja, Land haben wir heute nicht gesehen. Es war Seetag. Insgesamt werden wir in dieser Woche nur drei Stationen anfahren und drei Seetage haben. Ausgiebig Zeit also, die verschiedenen Attraktionen des Schiffes auszuprobieren.
DAS SCHIFF ALS URLAUBSZIEL
Die Route in der westlichen Karibik mit Stationen auf Haiti, Jamaika und in Mexiko ist eine der beliebtesten „Rennstrecken“in der Karibik, die die meisten Us-kreuzfahrtgäste vermutlich schon kennen. Wahrscheinlich haben viele Passagiere die Reise in erster Linie wegen des Schiffes und nicht unbedingt wegen der angelaufenen Häfen gebucht. Trotzdem oder gerade deswegen ist eine große Anzahl Stammgäste unterwegs. Das Vielreisenden-programm der Reederei verzeichnet zehn Prozent der Passagiere an Bord als Reisende einer der drei höchsten Club-stufen. Diese Stufen erreicht man, wenn man mindestens 80 Nächte – also fast drei Monate – auf Kreuzfahrten auf Schiffen von Royal Caribbean International verbracht hat. Nach dem Captains- Cocktail wissen wir auch ganz genau, wie viele Mitreisende mit uns unterwegs sind. Insgesamt 6.300 Passagiere sind es in dieser Woche. Mehr als die Hälfte davon aus den USA. Weitere 700 Gäste kommen aus Kanada. Dass es keine reine Nordamerika-kreuzfahrt wird, dafür sorgen 650 Brasilianer – in Brasilien sind zum Zeitpunkt unserer Fahrt noch Sommerferien – und 1.500 Gäste aus anderen Nationen. Deutsch hören wir nur gelegentlich an Bord. Lediglich knapp fünf Prozent der Gäste stammen aus Deutschland. Uns gefällt dieser internationale Gästemix.
STATION AUF DER REEDEREIINSEL
Erster Hafen der Reise ist Labadee. Der Ortsname wird deutschen Kreuzfahrern, die noch nicht mit Royal Caribbean in der Karibik gereist sind, vermutlich wenig sagen. Labadee ist eine Halbinsel auf Haiti, die die Reederei gepachtet und zum Privatstrand ausgebaut hat. Es steht also ein Strandtag auf dem Programm. Die Infrastruktur ist gut auf die zahlreichen Kreuzfahrtgäste vorbereitet.
Das Schiff kann am langen Pier anlegen und von dort ist es nur ein kurzer Fußweg zu den schönen Stränden. Die Strandbuchten bieten genug Platz, so dass jeder Passagier eine Liege findet. Wer mehr Action sucht, findet vom Wassersport bis zur Zipline ein vielfältiges aber nicht ganz preiswertes Angebot. Um 16 Uhr sind dann alle Passagiere wieder an Bord und nur der Sicherheitsdienst ist noch auf der gut abgeschirmten Halbinsel – bis am nächsten Morgen das nächste Kreuzfahrtschiff anlegt. Von Land und Kultur von Haiti bekommt man bei diesem Stopp nichts zu sehen. Uns stört das nicht. Wir haben einen relaxten, komplett unkomplizierten Strandtag verbracht. Der Aufenthalt auf einer Reedereiinsel passt gut zu einer Karibikkreuzfahrt. Das Konzept scheint nicht nur uns zu gefallen: alle großen Us-reedereien haben eine oder mehrere Privatbuchten in der Karibik oder in Mittelamerika im Programm. Auch der Hafen der nächsten Station in Falmouth auf Jamaika ist nicht historisch gewachsen. Der Kreuzfahrthafen gleicht ein wenig einem künstlichen Piratendorf. Falmouth ist ein privater, neu gebauter Hafen. In dem abgezäunten Hafengelände gibt es vom Schmuck bis zu jamaikanischen Kunsthandwerk alles zu kaufen, was der Us-tourist liebt. Außerhalb des gesicherten Hafengeländes liegt ein kleines historisches Städtchen, in dem die Armut unübersehbar ist, und in das sich nur wenige Kreuzfahrtgäste verirren. Wer mehr als das Hafengelände sehen möchte, ist mit einem der zahlreichen Ausflüge, die Royal Caribbean anbietet, gut beraten. Fast 50 verschiedene Ausflüge werden alleine bei diesem Halt angeboten. Die Preisspanne reicht von 30 Us-dollar für den Strandtransfer bis zu 200 Us-dollar für Scuba Diving. Wer noch nicht Tauchen kann, kann es während des Urlaubs lernen. Die Tauchschule an Bord bietet die Möglichkeit, während der Kreuzfahrt einen Tauchkurs inklusive Padi-tauchschein (Zertifikat der „Professional Association of Diving Instructors“) zu absolvieren. Am folgenden Seetag genießen wir das grandiose Entertainment an Bord. In diesem Bereich setzen die großen Royal Caribbean Schiffe den Industriemaßstab. Das Musical haben wir schon gesehen, also steht heute die Aqua-show auf dem Programm. Turmspringer führen halsbrecherische Sprünge in das tiefe, aber relativ kleine Wasserbecken am Heck des Schiffes vor. Für Familien empfiehlt sich die Eislaufrevue – quasi Holiday on Ice in der Karibik. Late Night Unterhaltung für Erwachsene gibt es im Commedy Life Club. Us-amerikaner nutzen auch gerne das große Casino. Beliebt ist auch die abendliche 70er Party auf der Schiffspromenade. Hier tanzt auch Pandabär Po aus Kung Fu Panda mit – ein Spaß für die ganze Familie. Später findet die 70er Party in der Disco bis in den frühen Morgen ihre Fortsetzung.
Die mexikanische Insel Cozumel ist einer der beliebtesten Kreuzfahrthäfen in der westlichen Karibik. Hier liegen fast so viele Schiffe wie in Fort Lauderdale an den verschiedenen Piers. Kein
Wunder, kaum ein Ziel bietet so vielfältige Ausflugsmöglichkeiten. Auf der Insel selbst sind Wassersport, Strand und Naturschutzgebiete die Highlights. Mit der Fähre erreicht man von Cozumel aus in 45 Minuten das Festland der Halbinsel Yucatan. Dort können die Maya-stätten von Tulum oder die weiter entfernten Ruinenstätten von Chichén Itzá besichtigt werden. Wer das Unesco-welterbe besichtigen möchte, muss sich auf einen langen Ausflugstag einstellen. Nach der Überfahrt folgt noch eine 2 ½ stündige Busfahrt, bevor man an den faszinierenden Ruinen angekommen ist.
BALKONE MIT PARKBLICK
Nach einem ereignisreichen Ausflug ist dann Entspannung auf der Kabine angesagt. Das Schiff bietet unterschiedlichste Kabinentypen an. Neben den klassischen Innen-, Außen- und Balkonkabinen gibt es auch Kabinen mit Balkon zum Atrium. Statt Meerblick geht die Aussicht dann auf den „Central Park“oder den „Boardwalk“– und auf die gegenüberliegenden Balkone. Sicherlich nicht jedermanns Sache. Alle Kabinen sind relativ geräumig. Die Einrichtung in hellen Holztönen und Akzenten in Türkis ist funktional und ein wenig in die Jahre gekommen. Wie auf Us-schiffen gibt es neben der täglichen Kabinenreinigung auch einen Aufdeckservice am Abend. Wer mehr Platz und Luxus sucht, kann eine der Loftsuiten über zwei Etagen buchen. Vom Schlafzimmer im oberen Stock kann man dann auf das Meer schauen, oder je nach Lage auch auf den Sport Court und Surfsimulator. Während auf anderen Schiffen dieser Ausblick die gut zahlenden Gäste eher abschrecken dürfte, sind die Kabinen hier nach Auskunft der Rederei immer früh ausgebucht. Die Gäste suchen offenbar Entertainment und Socializing auf diesem Schiff. Auch verschiedene andere Suitentypen, z.b. mit Panaromablick auf das Aqua-theater, sind im Angebot. Für die Gäste der Suitenklasse gibt es ein separates Restaurant und eine Lounge. Auch Gäste der Juniorsuiten dürfen im Coastal Kitchen-restaurant der Suitenklasse auf Anfrage abends speisen. Neben aufgefallenen Menüs und einer ruhigen, eleganten Atmosphäre punktet das Coastal Kitchen vor allem mit einem perfekten Service. Wobei nicht nur hier, sondern praktisch durchgehend in allen Bereichen an Bord der Service sehr gut und Us-amerikanisch freundlich und zuvorkommend ist. Gerade bei einem Schiff mit so vielen Mitreisenden trägt es entscheidend zur entspannten Atmosphäre bei, wenn der Service eingespielt ist und souverän und freundlich agiert.
Können wir eine Kreuzfahrt auf einem der größten Schiffe der Welt empfehlen? Ja, einmal sollte man das erlebt haben. Vor allem als Familienurlaub wird für jeden etwas geboten. Anhänger klassischer Kreuzfahrten auf kleinen Schiffen mögen an Bord vielleicht nicht ganz auf ihre Kosten kommen. Falls jemandem der Flug bis nach Miami zu weit ist: bis zum Herbst ist die neue Symphony of the Seas im Mittelmeer unterwegs, im Sommer 2019 kreuzt die Oasis of the Seas im westlichen Mittelmeer.