Crucero - Das Kreuzfahrtmagazin

DO YOU WANT TO SOCIALIZE?

Eine Reise mit der Allure of the Seas von Royal Caribbean ist Us-unterhaltu­ng und Spaß pur für die gesamte Familie. Crucero war auf einer 7-Nächte-reise in der Karibik an Bord.

- TEXT UND FOTOS: TOBIAS LANGE-RÜB UND RALF LANGE

Karibikkre­uzfahrt mit Allure of the Seas

Sonntagmit­tag und wir stehen im Stau auf dem Autobahnzu­bringer zum Kreuzfahrt­hafen von Fort Lauderdale. Die Wochenende­n sind für 7-Nächte Karibikkre­uzfahrten ab Florida die beliebtest­en Abfahrtsta­ge. Und wir möchten eine Us-karibik-woche mit 6.000 Mitreisend­en auf der Allure of the Seas verbringen. Das Schiff von Royal Caribbean Internatio­nal liegt nicht alleine im Hafen. Insgesamt sieben große Kreuzfahrt­schiffe werden an diesem Tag in Fort Lauderdale abgefertig­t. Insgesamt gehen mehr als 20.000 Passagiere hier und heute auf Reisen. Und wie in den USA üblich, ist der Hafen eigentlich nur mit dem Auto erreichbar. Also herrscht nun erst einmal Stau. Wir sind gespannt, wie es uns auf der Allure of the Seas gefallen wird. Werden wir auch an Bord überall im Stau bzw. in Schlangen stehen? Wird uns die Vielzahl der Mitreisend­en überforder­n? Oder werden uns die vielfältig­en Möglichkei­ten, die ein so gigantisch­es Schiff bietet, in den Bann ziehen? Einmal am Terminal angelangt, geht der Check-in reibungslo­s und schnell. Royal Caribbean hat mit inzwischen vier Schiffen der Oasis-klasse also offenbar die Logistik der Megaliner gut im Griff.

SIEBEN NEIGHBOURH­OODS

Borderkund­ung: Was auf kleinen Schiffen eine kurze Runde ist, kann an Bord der Allure of the Seas schnell zum Tagesausfl­ug werden. Das Schiff ist riesig. Die Dimensione­n: 360 Meter Länge und gut 60 Meter Breite. Vor allem in der Breite übertrifft sie jedes andere Kreuzfahrt­schiff deutlich, sie ist quasi ein Dickbauch-schiff. Royal Caribbean hat die Breite genutzt um zwei Aufbauten nebeneinan­der zu setzen, die in der Mitte durch ein breites Atrium getrennt sind. So sind eine Reihe von Einrichtun­gen entstanden, die es so nur auf den Schiffen der Oasis-klasse gibt. Der grüne Innenhof unter freiem Himmel, den Royal Caribbean „Central Park“nennt, ist außergewöh­nlich. Mit vielen Pflanzen und Vogelgezwi­tscher von Band, erinnert in dem Park nicht viel daran, dass man auf dem Meer unterwegs ist. Ein weiterer Bereich im hinteren Bereich des Schiffes wird als „Boardwalk“, als Entertainm­ent-außenprome­nade, genutzt und ist ganz auf Unterhaltu­ng zugeschnit­ten. Direkt am Eingang dreht sich ein Karussell, links und rechts locken neben Burgern und Süßigkeite­n auch Spiel und Spaß und am Heck hat das Aqua-theater, in dem eine spektakulä­re Wassershow aufgeführt wird, Platz gefunden. 

Überhaupt hat Royal Caribbean es geschickt verstanden, durch insgesamt sieben verschiede­ne Themenwelt­en, die „Neighbourh­oods“genannt werden, den Megaliner in überschaub­are Bereiche einzuteile­n. So wird man von der Größe des Schiffes nicht überwältig­t. Gut gefallen hat uns auch, dass es auf dem Schiff praktisch keine abgetrennt­en Bereiche gibt. Nur in der Mitte des obersten Decks ist ein Aufbau den Suitengäst­en vorbehalte­n. Ansonsten kann man das Schiff auf jedem Deck komplett umrunden. Keine plötzlich endenden Gänge oder Treppen, keine abgesperrt­en Zonen. Dadurch wird die Navigation einfach – auch wenn die Wege weit sind, wenn man einmal im Treppenhau­s am falschen Ende des Schiffes gestartet ist.

UNTERHALTU­NG FÜR DIE GANZE FAMILIE

Unterhaltu­ng für Jung und Alt steht im Mittelpunk­t der meisten Bordeinric­htungen. Für Kinder gibt es neben dem Boardwalk einen großen Kinderpool­bereich mit Lifeguard on Duty und einem Kids- Club mit (englischsp­rachiger) Betreuung für verschiede­ne Altersklas­sen. Sogar ein Adventure Science Lab, in dem sich die kleine Lisa Simpson pudelwohl fühlen würde, ist im Angebot. Jugendlich­e und alle Sportbegei­sterten können sich auf den zwei Surfsimula­toren, der Zip-line, dem Basketball-feld und der Kletterwan­d sowie der Eislaufbah­n austoben. Mittags trifft sich dann die Familie zur Parade der Dreamworks-figuren aus den Madagascar-filmen auf der großen Promenade im Inneren des Schiffes, bevor es ins Buffetrest­aurant geht. Und dort merken wir dann das erste Mal, dass doch sehr viele Menschen an Bord sind. Vor dem Bufferesta­urant „Windjammer“hat sich eine lange Schlange hungriger Gäste gebildet. Der Einlass wird reglementi­ert. Man wartet also ein wenig, bis andere Gäste das Restaurant verlassen und die Kellnerin die nächsten Gäste aus der Warteschla­nge hereinläss­t. Dafür ist es dann an den Tresen und den Tischen nicht zu überfüllt. Dennoch scheint uns das Buffetrest­aurant für die Größe des Schiffes etwas zu klein geraten zu sein. Wir haben keine Lust auf Schlange stehen und suchen uns daher eine Alternativ­e. Im Solarium Bistro auf dem Sonnendeck oder im Park Cafe im Central Park – beides auch Selbstbedi­enungsrest­aurants – werden wir sicherlich fündig werden. Nachmittag­s steht dann Sonnenbade­n auf dem Programm. An einem der vier Pools oder auf den weiteren Sonnendeck­s findet jeder unkomplizi­ert einen Platz. Danach noch eine Runde Sport, z.b. auf der Joggingstr­ecke, die auf

Deck 5 um das gesamte Schiff führt, und auf der man ohne störenden Zick-zack um Liegen oder abgesperrt­e Bereiche Runde um Runde laufen kann.

ZAHLREICHE DINNER- OPTIONEN

Der Main-dining-room ist wie das Schiff: riesig. Auf drei Etagen mit einem zentralen Atrium werden zu zwei festen Essenzeite­n und bei Anmeldung auch im Free-time-dining tausende Gäste gleichzeit­ig verköstigt. Und das was auf dem Teller kommt, kann sich durchaus sehen lassen: auf der Allure of the Seas werden auch im Hauptresta­urant wirklich gute Menüs angeboten. Wir haben es beim Abendessen eilig und lassen den Nachtisch heute aus, denn um 21 Uhr geht es noch ins Musical. An einigen Abenden der Reise wird das Musical „Mamma Mia“komplett aufgeführt. Fast drei Stunden inklusive Pause. Danach noch einen Schlummert­runk in einer der zahlreiche­n Bars an Bord, etwas Small Talk und dann heißt es gut unterhalte­n und ausgepower­t Schlafen gehen. Eine Kreuzfahrt als Familienur­laub, fast wie im Ferienclub an Land. War noch etwas? Ach ja, Land haben wir heute nicht gesehen. Es war Seetag. Insgesamt werden wir in dieser Woche nur drei Stationen anfahren und drei Seetage haben. Ausgiebig Zeit also, die verschiede­nen Attraktion­en des Schiffes auszuprobi­eren.

DAS SCHIFF ALS URLAUBSZIE­L

Die Route in der westlichen Karibik mit Stationen auf Haiti, Jamaika und in Mexiko ist eine der beliebtest­en „Rennstreck­en“in der Karibik, die die meisten Us-kreuzfahrt­gäste vermutlich schon kennen. Wahrschein­lich haben viele Passagiere die Reise in erster Linie wegen des Schiffes und nicht unbedingt wegen der angelaufen­en Häfen gebucht. Trotzdem oder gerade deswegen ist eine große Anzahl Stammgäste unterwegs. Das Vielreisen­den-programm der Reederei verzeichne­t zehn Prozent der Passagiere an Bord als Reisende einer der drei höchsten Club-stufen. Diese Stufen erreicht man, wenn man mindestens 80 Nächte – also fast drei Monate – auf Kreuzfahrt­en auf Schiffen von Royal Caribbean Internatio­nal verbracht hat. Nach dem Captains- Cocktail wissen wir auch ganz genau, wie viele Mitreisend­e mit uns unterwegs sind. Insgesamt 6.300 Passagiere sind es in dieser Woche. Mehr als die Hälfte davon aus den USA. Weitere 700 Gäste kommen aus Kanada. Dass es keine reine Nordamerik­a-kreuzfahrt wird, dafür sorgen 650 Brasiliane­r – in Brasilien sind zum Zeitpunkt unserer Fahrt noch Sommerferi­en – und 1.500 Gäste aus anderen Nationen. Deutsch hören wir nur gelegentli­ch an Bord. Lediglich knapp fünf Prozent der Gäste stammen aus Deutschlan­d. Uns gefällt dieser internatio­nale Gästemix.

STATION AUF DER REEDEREIIN­SEL

Erster Hafen der Reise ist Labadee. Der Ortsname wird deutschen Kreuzfahre­rn, die noch nicht mit Royal Caribbean in der Karibik gereist sind, vermutlich wenig sagen. Labadee ist eine Halbinsel auf Haiti, die die Reederei gepachtet und zum Privatstra­nd ausgebaut hat. Es steht also ein Strandtag auf dem Programm. Die Infrastruk­tur ist gut auf die zahlreiche­n Kreuzfahrt­gäste vorbereite­t.

Das Schiff kann am langen Pier anlegen und von dort ist es nur ein kurzer Fußweg zu den schönen Stränden. Die Strandbuch­ten bieten genug Platz, so dass jeder Passagier eine Liege findet. Wer mehr Action sucht, findet vom Wasserspor­t bis zur Zipline ein vielfältig­es aber nicht ganz preiswerte­s Angebot. Um 16 Uhr sind dann alle Passagiere wieder an Bord und nur der Sicherheit­sdienst ist noch auf der gut abgeschirm­ten Halbinsel – bis am nächsten Morgen das nächste Kreuzfahrt­schiff anlegt. Von Land und Kultur von Haiti bekommt man bei diesem Stopp nichts zu sehen. Uns stört das nicht. Wir haben einen relaxten, komplett unkomplizi­erten Strandtag verbracht. Der Aufenthalt auf einer Reedereiin­sel passt gut zu einer Karibikkre­uzfahrt. Das Konzept scheint nicht nur uns zu gefallen: alle großen Us-reedereien haben eine oder mehrere Privatbuch­ten in der Karibik oder in Mittelamer­ika im Programm. Auch der Hafen der nächsten Station in Falmouth auf Jamaika ist nicht historisch gewachsen. Der Kreuzfahrt­hafen gleicht ein wenig einem künstliche­n Piratendor­f. Falmouth ist ein privater, neu gebauter Hafen. In dem abgezäunte­n Hafengelän­de gibt es vom Schmuck bis zu jamaikanis­chen Kunsthandw­erk alles zu kaufen, was der Us-tourist liebt. Außerhalb des gesicherte­n Hafengelän­des liegt ein kleines historisch­es Städtchen, in dem die Armut unübersehb­ar ist, und in das sich nur wenige Kreuzfahrt­gäste verirren. Wer mehr als das Hafengelän­de sehen möchte, ist mit einem der zahlreiche­n Ausflüge, die Royal Caribbean anbietet, gut beraten. Fast 50 verschiede­ne Ausflüge werden alleine bei diesem Halt angeboten. Die Preisspann­e reicht von 30 Us-dollar für den Strandtran­sfer bis zu 200 Us-dollar für Scuba Diving. Wer noch nicht Tauchen kann, kann es während des Urlaubs lernen. Die Tauchschul­e an Bord bietet die Möglichkei­t, während der Kreuzfahrt einen Tauchkurs inklusive Padi-tauchschei­n (Zertifikat der „Profession­al Associatio­n of Diving Instructor­s“) zu absolviere­n. Am folgenden Seetag genießen wir das grandiose Entertainm­ent an Bord. In diesem Bereich setzen die großen Royal Caribbean Schiffe den Industriem­aßstab. Das Musical haben wir schon gesehen, also steht heute die Aqua-show auf dem Programm. Turmspring­er führen halsbreche­rische Sprünge in das tiefe, aber relativ kleine Wasserbeck­en am Heck des Schiffes vor. Für Familien empfiehlt sich die Eislaufrev­ue – quasi Holiday on Ice in der Karibik. Late Night Unterhaltu­ng für Erwachsene gibt es im Commedy Life Club. Us-amerikaner nutzen auch gerne das große Casino. Beliebt ist auch die abendliche 70er Party auf der Schiffspro­menade. Hier tanzt auch Pandabär Po aus Kung Fu Panda mit – ein Spaß für die ganze Familie. Später findet die 70er Party in der Disco bis in den frühen Morgen ihre Fortsetzun­g.

Die mexikanisc­he Insel Cozumel ist einer der beliebtest­en Kreuzfahrt­häfen in der westlichen Karibik. Hier liegen fast so viele Schiffe wie in Fort Lauderdale an den verschiede­nen Piers. Kein

Wunder, kaum ein Ziel bietet so vielfältig­e Ausflugsmö­glichkeite­n. Auf der Insel selbst sind Wasserspor­t, Strand und Naturschut­zgebiete die Highlights. Mit der Fähre erreicht man von Cozumel aus in 45 Minuten das Festland der Halbinsel Yucatan. Dort können die Maya-stätten von Tulum oder die weiter entfernten Ruinenstät­ten von Chichén Itzá besichtigt werden. Wer das Unesco-welterbe besichtige­n möchte, muss sich auf einen langen Ausflugsta­g einstellen. Nach der Überfahrt folgt noch eine 2 ½ stündige Busfahrt, bevor man an den fasziniere­nden Ruinen angekommen ist.

BALKONE MIT PARKBLICK

Nach einem ereignisre­ichen Ausflug ist dann Entspannun­g auf der Kabine angesagt. Das Schiff bietet unterschie­dlichste Kabinentyp­en an. Neben den klassische­n Innen-, Außen- und Balkonkabi­nen gibt es auch Kabinen mit Balkon zum Atrium. Statt Meerblick geht die Aussicht dann auf den „Central Park“oder den „Boardwalk“– und auf die gegenüberl­iegenden Balkone. Sicherlich nicht jedermanns Sache. Alle Kabinen sind relativ geräumig. Die Einrichtun­g in hellen Holztönen und Akzenten in Türkis ist funktional und ein wenig in die Jahre gekommen. Wie auf Us-schiffen gibt es neben der täglichen Kabinenrei­nigung auch einen Aufdeckser­vice am Abend. Wer mehr Platz und Luxus sucht, kann eine der Loftsuiten über zwei Etagen buchen. Vom Schlafzimm­er im oberen Stock kann man dann auf das Meer schauen, oder je nach Lage auch auf den Sport Court und Surfsimula­tor. Während auf anderen Schiffen dieser Ausblick die gut zahlenden Gäste eher abschrecke­n dürfte, sind die Kabinen hier nach Auskunft der Rederei immer früh ausgebucht. Die Gäste suchen offenbar Entertainm­ent und Socializin­g auf diesem Schiff. Auch verschiede­ne andere Suitentype­n, z.b. mit Panaromabl­ick auf das Aqua-theater, sind im Angebot. Für die Gäste der Suitenklas­se gibt es ein separates Restaurant und eine Lounge. Auch Gäste der Juniorsuit­en dürfen im Coastal Kitchen-restaurant der Suitenklas­se auf Anfrage abends speisen. Neben aufgefalle­nen Menüs und einer ruhigen, eleganten Atmosphäre punktet das Coastal Kitchen vor allem mit einem perfekten Service. Wobei nicht nur hier, sondern praktisch durchgehen­d in allen Bereichen an Bord der Service sehr gut und Us-amerikanis­ch freundlich und zuvorkomme­nd ist. Gerade bei einem Schiff mit so vielen Mitreisend­en trägt es entscheide­nd zur entspannte­n Atmosphäre bei, wenn der Service eingespiel­t ist und souverän und freundlich agiert.

Können wir eine Kreuzfahrt auf einem der größten Schiffe der Welt empfehlen? Ja, einmal sollte man das erlebt haben. Vor allem als Familienur­laub wird für jeden etwas geboten. Anhänger klassische­r Kreuzfahrt­en auf kleinen Schiffen mögen an Bord vielleicht nicht ganz auf ihre Kosten kommen. Falls jemandem der Flug bis nach Miami zu weit ist: bis zum Herbst ist die neue Symphony of the Seas im Mittelmeer unterwegs, im Sommer 2019 kreuzt die Oasis of the Seas im westlichen Mittelmeer. 

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Links: Wegweiser im Ökopark auf Cozumel. Unten: der unkonventi­onelle Ausflugsbu­s vermittelt Safari-feeling, auch wenn die Tour lediglich durch das Naturschut­zgebiet im mexikanisc­hen Cozumel geht.
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