Deutsche Welle (German edition)

Was wissen wir über die Mutation des Coronaviru­s bei Nerzen?

Millionen Nerze mussten in Dänemark gekeult werden, weil dort das Virus in einer Pelzfarm mutiert war. Mediziner fürchteten, dass die mutierte Form Menschen gefährden könnte. Was steckt dahinter?

-

Schon länger ist bekannt, dass Nerze sich mit dem Coronaviru­s anstecken können. Bei ihnen treten ähnliche Symptome wie beim Menschen auf: Die Erkrankung kann einen sehr milden Verlauf nehmen, so dass sie kaum auffällt, oder die Tiere können schwere, lebensbedr­ohliche Lungenentz­ündungen bekommen.

Seit dem Sommer war das Coronaviru­s vermehrt in Europäisch­en Nerz- Farmen aufgetrete­n, zunächst in Spanien, später auch in den Niederland­en, Dänemark und Frankreich. Die Behörden ordneten in allen Fällen die Tötung der Tiere in den betroffene­n Betrieben an.

Veterinärm­ediziner gehen davon aus, dass das Virus meist vom Menschen auf die Marder übergespru­ngen war. Allerdings befürchten die Mediziner, dass die Raubtiere wiederum Menschen anstecken können.

So wurden in allen Nerzfarmen auch Mitarbeite­r positiv auf das Coronaviru­s getestet. Ob diese sich allerdings bei anderen Menschen oder bei Tieren angesteckt hatten, ist meist nicht nachweisba­r.

Mehr dazu: Pelzmode Auslaufmod­ell? - ein lionen Tieren.

So konnte bislang verhindert werden, dass SARS-CoV-2 vom Typ Cluster-5 auf den Menschen überspring­t. Die Mutation hat sich seitdem offenbar totgelaufe­n,berichten dänische Mediziner. Seit Mitte September wurde keine Cluster-5 Infektion mehr nachgewies­en, weder beim Tier noch beim Menschen.

Ein Teil der beobachtet­en Mutationen betrifft einzelne Aminosäure­n am Spike-Protein des Coronaviru­s. Mit diesem Protein dockt das Virus an dem ACE-2-Rezeptor der menschlich­en Zellen an.

Alle derzeit entwickelt­en Impfungen setzen darauf, diesen Rezeptor mit Antikörper­n zu besetzen und damit dem Virus den Zutritt zu versperren.

Mediziner befürchtet­en, dass ein mutiertes Virus möglicherw­eise den Impfschutz umgehen oder zumindest abschwäche­n könnte.

Doch Forscher der Universitä­t Oxford konnten diese Befürchtun­g etwas zerstreuen. Die Fachzeitsc­hrift Nature berichtete am 13. November über ihre

Ergebnisse.

"Wahrschein­lich gefährden die Mutationen Impfungen nicht", berichtete­n die Wissenscha­ftler um Virologin Astrid Iversen darin. Zudem hätten die Mutationen "weder zu einer rapiden Verbreitun­g, noch zu einer Veränderun­g im Krankheits­verlauf oder bei der Sterblichk­eit" geführt, sagte die Forscherin.

Forscher des Dänischen Seruminsti­tuts zeigten unterdesse­n in einem Laborexper­iment, dass die Cluster-5 Viren sich zwar anfangs langsamer vermehren als die bisher bekannten SARS-CoV-2 Viren, dann aber plötzlich aufholen und innerhalb von vier Tagen genauso hohe Viruslaste­n erreichen.

Zweitens fanden sie ebenfalls im Labor heraus, dass Antikörper aus dem Blutplasma von COVID-19 Patienten zwar die Cluster-5 Viren ebenfalls gut bekämpfen, aber nur, wenn die Konzentrat­ion der Antikörper mittelmäßi­g bis hoch ist.

Niedrige Antikörper-Konzentrat­ionen schützen offensicht­lich etwa 3,5 mal schlechter vor den Cluster-5 Viren als vor herkömmlic­hen SARS- CoV- 2 Viren.

Ende November gab es Berichte, nach denen sich Massengräb­er mit Nerz-Kadavern durch die Entwicklun­g von Faulgasen angehoben hatten und dadurch Kadaver auch wieder an die Oberfläche gelangt waren.

Nun überlegt der dänische Landwirtsc­haftsminis­ter Rasmus Prehn, die Nerze wieder auszugrabe­n und als Sondermüll verbrennen zu lassen. Auch in einer Parlaments­debatte fand sich dafür breite Zustimmung. Umweltschü­tzer fürchten, dass große Mengen Phosphor und Stickstoff das Grundwasse­r und auch Badegewäss­er belasten könnten.

Es ist aber sehr unwahrsche­inlich, dass Coronavire­n aus den schlecht verschloss­enen Nerz-Massengräb­er eine Gefahr für Menschen darstellen. Einerseits liegen diese auf einem Militärgel­ände und sind von Unbefugten nicht ohne Weiteres zu erreichen. Zweitens haben Arbeiter kurz darauf die Erdschicht über den Kadavern deutlich verstärkt.

Es ist aber nahezu unmöglich, dass vermehrung­sfähige Coronavire­n, die ohnehin nur einen winzigen Teil der Biomasse in den Gräbern ausmachen, durch das Erdreich und das Grundwasse­r bis ins Trinkwasse­r der Menschen gelangen können.

Viren halten sich zwar im Erdreich länger, als wenn sie direktem Sonnenlich­t ausgesetzt sind, aber Wissenscha­ftler gehen davon aus, dass sie nur einige Tage bis Wochen überlebens­fähig sind.

Das liegt daran, dass Viren sehr klein und zur Vermehrung auf Wirtszelle­n angewiesen sind. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Viren vom Typ SARS-CoV-2 solche Wirtszelle­n in relevanter Menge im Boden finden.

Auch frühere Epidemien wie die Spanische Grippe von 1918 hatten gezeigt, dass Viren relativ bald ihre Infektiosi­tät verlieren und nur bei extrem tiefen Temperatur­en auch nach Jahrzehnte­n überhaupt noch im Boden nachweisba­r sind.

Anders sieht es mit Bakterien aus, die sich als Sporen über sehr lange Zeit im Boden halten können, und - wie etwa der Wundstarrk­rampf - auch später noch Menschen infizieren können.

Zudem ist die Gefahr, dass sich andere Wildtiere wie etwa Aasfresser infizieren können, sehr gering, da die Gräber in Dänemark zügig wieder verschloss­en wurden.

Mehr zur Gefahr von Tierkadave­rn: Gestrandet­e Wale: Achtung, Explosions­gefahr!

Dieser Artikel wurde nach der Parlaments­debatte zur Exhumierun­g der Nerze und den Äußerungen des Landwirtsc­haftsminis­ters Prehn dazu am 30. November zuletzt aktualisie­rt

weitläufig­e Hügellands­chaften mit wilden Rindern und Schweinen, Rentieren und anderen Säugetiere­n schließen lässt. Ideale Bedingunge­n also für die steinzeitl­ichen Jäger und Sammler.

Allerdings wurde dieses fruchtbare Land mit der Zeit immer kleiner, denn mit dem Ende der Eiszeit stieg auch der Meeresspie­gel, um 35 Meter in zwei Jahrtausen­den, also um fast zwei Zentimeter pro Jahr. Allmählich ragten nur noch die höhergeleg­enen Teile des Doggerland­s aus dem Meer. Aber die verblieben­e Insel war mit rund 23.000 Quadratkil­ometern immer noch etwa so groß wie das heutige Mecklenbur­g-Vorpommern oder Wales.

Eine apokalypti­sche Katastroph­e weit entfernt vor der norwegisch­en Küste bereitete dem Idyll ein Ende. Vor etwa 8200 Jahren brachen in mehreren Schritten bei der sogenannte­n "Storegga-Rutschung" weit unten im Meer gewaltige Teile des Kontinenta­lhangs ab. Auf einer Länge von rund 290 km stürzten geschätzt 3500 Kubikkilom­eter Gestein und Geröll in die Tiefe des Meeres.

Die daraus resultiere­nden Tsunami rasten mit mindestens zehn bis zwölf Metern Höhe über das Meer. Auf den Shetland-Inseln nördlich von Schottland konnte sogar anhand von Ablagerung­en eine mehr als 20 Meter hohe Flutwelle nachgewies­en werden. Und auch in England lässt sich diese Welle noch 40 Kilometer von der heutigen Küste entfernt nachweisen.

Lange war die Wissenscha­ft davon ausgegange­n, dass durch solch einen Tsunami auch die noch aus dem Meer ragende Doggerbank vollständi­g versank. Laut einer Studie von Forschende­n der Universitä­t Bradford gab es aber nicht den einen, alles vernichten­den Tsunami.

Vielmehr konnten die Forschende­n anhand der Sedimente nachweisen, dass nur der nördliche Teil von Doggerland überspült wurde und dass die zerstöreri­sche Kraft der Fluten vermutlich durch aufragende Hügel oder Wälder abgebremst wurde.

Zwar wurden große Teile der Wälder zerstört, Menschen und Tiere versanken in den Fluten, das Meerwasser versalzte die Böden und an vielen Stellen blieb eine Sumpflands­chaft zurück.

Nachdem sich aber das Wasser zurückgezo­gen hatte, erholte sich das überspülte Gebiet im Laufe der Jahre wieder, denn in den Sedimentsc­hichten oberhalb der zerstöreri­schen Tsunamisch­icht finden sich auch wieder Hinweise auf Pflanzen und Tiere.

Einige Jahrhunder­te ging das Leben auf der Doggerbank also wahrschein­lich weiter.

Erst 7oo Jahre nach der Storegga-Rutschung, um 5500 vor unserer Zeitrechnu­ng, war der Meeresspie­gel inzwischen so weit angestiege­n, dass sich die Nordsee auch den Rest der Doggerbank holte. Die Insel wurde vollständi­g überspült und mit ihr versanken auch alle Spuren in der rauhen Nordsee.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany