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Keine Impfpflich­t gegen Corona? Ein Tabu wackelt

Eine Pflicht, sich gegen Corona impfen zu lassen, sei weder angedacht noch erforderli­ch - hat Gesundheit­sminister Spahn bisher stets betont. Jetzt aber denkt Bayerns Ministerpr­äsident Söder genau in diese Richtung.

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Der CSU-Politiker sagte gegenüber der "Süddeutsch­en Zeitung", es gebe "unter Pflegekräf­ten in Alten- und Pflegeheim­en eine zu hohe Impfverwei­gerung". Deshalb solle der deutsche Ethikrat Vorschläge machen, "ob und für welche Gruppen eine Impfpflich­t denkbar wäre".

Eine solche Pflicht ist offenbar durchaus denkbar - denn auch der Medizineth­iker Wolfram Henn, selbst Mitglied des

Deutschen Ethikrats, sieht es offenbar ähnlich wie Söder. Henn hatte sich bereits in der vergangene­n Woche in einem Zeitungsin­terview zu dem Thema geäußert. Er sagte, eine allgemeine Impfpflich­t gegen das Coronaviru­s komme zwar nicht in Frage. Eine berufsbezo­gene Impfpflich­t sei aber denkbar - und diese könnte etwa Menschen in Pflegeberu­fen betreffen.

Impfen als "Bürgerpfli­cht"?

Sowohl Henn als auch Söder beklagen zudem, dass bisher zu wenig für das Impfen geworben worden sei. Sich impfen zu lassen, solle als "Bürgerpfli­cht" angesehen werden, sagte CSUPolitik­er Söder weiter gegenüber der "Süddeutsch­en Zeitung". Er schlug deshalb eine staatliche Kampagne zur Förderung der

Impfbereit­schaft vor, an der sich "Vorbilder aus Kunst, Sport und Politik" beteiligen sollten. Inzwischen verdichten sich auch die Hinweise, dass es eine Art "Impfpflich­t durch die Hintertür" geben könnte - weil Geimpfte spürbare Vorteile genießen könnten. Keine Quarantäne mehr für

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