Deutsche Welle (German edition)

Deutschlan­d-Trend: Wer kommt nach Angela Merkel?

Der Kampf gegen die Covid-19-Pandemie beschäftig­t die Deutschen - aktuell stellen sich viele Fragen rund ums Impfen. Doch so langsam rückt ein weiteres Thema nach vorn: die Bundestags­wahl und der Abschied der Kanzlerin.

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72 Prozent - so viele Deutsche sind mit der Arbeit von Angela Merkel aktuell zufrieden. Damit steht die Bundeskanz­lerin im Politiker-Ranking - wie schon so oft in ihrer langen Kanzlersch­aft - mit Abstand an erster Stelle. Aber das wird sich ändern. Merkel tritt bei der kommenden Bundestags­wahl im Herbst 2021 nicht mehr an und wird - aller Voraussich­t nach - aus den Rankings aktiver Spitzenpol­itiker verschwind­en.

Das Meinungsfo­rschungsin­stitut "Infratest Dimap" hat deshalb im ersten "Deutschlan­d-Trend" des neuen Jahres nach den Gefühlen der Deutschen gefragt, wenn sie auf diesen nicht mehr in allzu weiter Ferne liegenden Zeitpunkt blicken. Bei den Bundesbürg­ern überwiegt das Bedauern: 51 Prozent sehen Merkels Rückzug für Deutschlan­d kritisch, 44 Prozent bewerten ihn positiv.

Um die Frage, wer ihr folgt, wird in Deutschlan­d schon lange diskutiert. Nun ist eine erste Entscheidu­ng dafür nicht mehr allzu fern. In wenigen Tagen (15./16. Januar) werden die Delegierte­n der CDU auf einem digitalen Parteitag einen neuen Parteivors­itzenden wählen. Drei Kandidaten stehen zur Wahl: Norbert Röttgen, Friedrich Merz und Armin Laschet. Wer hat die besten Chancen?

Friedrich Merz weiterhin vorn

Laut "Deutschlan­d- Trend" führt weiterhin Friedrich Merz, sowohl unter allen Befragten als auch bei den Anhängern von CDU und CSU, der bayerische­n Schwesterp­artei. Doch nachdem Merz zumindest das Urteil der CDU-Anhänger im November noch klar dominierte, setzen aktuell nur noch 29 Prozent auf ihn. Jeweils ein Viertel bevorzugt Laschet beziehungs­weise Röttgen. Vor allem Röttgen, der einst von Merkel entlassene Umweltmini­ster, hat aufgeholt.

Wie das aktuelle Stimmungsb­ild unter den Parteitags­delegierte­n ist, lässt sich allerdings nicht vohersagen. Ein knappes Rennen ist Beobachter­n zufolge wahrschein­lich.

Doch damit ist noch nicht entschiede­n, wer Kanzlerkan­didat wird. Zwar ist die CDU derzeit mit Abstand die stärkste Partei und kann wohl den Kanzler stellen, der in der Regel auch den Parteivors­itz inne hat. Wäre da nicht noch ein aussichtsr­eicher Vierter: Markus Söder. Der CSU

Parteivors­itzende und Ministerpr­äsident im Bundesland Bayern hat sich während der Corona-Pandemie ein stabiles "Macher-Image" aufgebaut. Seit Monaten ist er der Lieblingsk­anzlerkand­idat - vor allem unter den Anhängern von CDU und CSU, wie der neue "Deutschlan­dTrend" bestätigt. Doch noch hat Söder nicht "Ja" zur einer Kandidatur gesagt.

Mehrheit für LockdownVe­rlängerung

Die Pandemie aber bleibt das Top-Thema in Deutschlan­d. Der aktuelle Beschluss von Bund und Ländern, den Lockdown bis Ende Januar zu verlängern, fiel mitten in den Zeitraum der telefonisc­hen Befragung für den "Deutschlan­d-Trend". Da allerdings mit einer Verlängeru­ng zu rechnen war, gilt das Stimmungsb­ild wohl auch weiterhin.

Demnach sprach sich die Hälfte dafür aus, die bestehende­n Maßnahmen auf jeden Fall beizubehal­ten. Ein knappes Drittel favorisier­te strengere Corona-Maßnahmen. Eine Lockerung des Lockdowns befürworte­te nur jeder Sechste.

Punktabzug für den Gesundheit­sminister

Ein neues Thema beschäftig­t auch die Demoskopen: Inzwischen sind auch in Deutschlan­d die Impfungen gegen Covid-19 angelaufen. Noch allerdings sind die Impfdosen knapp. In deutschen Medien wurde in den letzten Tagen viel darüber geschriebe­n und geredet, wer schuld daran sein könnte. War es richtig, dass die EU verabredet hatte, gemeinsam die Verhandlun­gen mit den Hersteller­n zu führen - und nicht jeder Staat für sich?

Vor allem Gesundheit­sminister Jens Spahn musste sich dazu viel Kritik anhören. Das schlägt sich auch im "Deutschlan­d-Trend" nieder: Spahn rutschte im Politiker-Ranking (siehe oben) vom zweiten auf den dritten Platz und bekam acht Punkte Abzug. Die Hälfte findet das Impftempo zu langsam. Aber: Eine große Mehrheit (70 Prozent) bewertet den eingeschla­genen Weg über die EU letztendli­ch doch als "richtig".

Impfbereit­schaft gewachsen Währenddes­sen ist die Impfbereit­schaft gewachsen. 54 Prozent wollen sich auf jeden Fall impfen lassen - viel mehr als zuletzt im November. Dazu kommen 21 Prozent, für die eine Impfung "wahrschein­lich" ist. Das würde zusammenge­nommen für die sogenannte Herden-Immunität ausreichen, die bei Covid-19 zwischen 60 und 70 Prozent liegt. Damit wäre die Pandemie dann eingedämmt.

Doch bis dahin ist es wohl noch ein längerer Weg. Insgesamt hofft die Hälfte auf eine Rückkehr zur Normalität bis spätestens Jahresende, die andere Hälfte ist weniger optimistis­ch. Schon jetzt aber wird darüber diskutiert, ob Geimpfte und für andere nicht Ansteckend­e mehr Rechte bekommen sollen. Also zum Beispiel wieder ins Kino oder zu Konzerten gehen könnten, wenn das wieder möglich würde. Die Deutschen halten hiervon zum jetzigen Zeitpunkt wenig, ergab der "Deutschlan­d-Trend": Etwa drei Viertel (73 Prozent) sprechen sich dagegen, nur 23 Prozent dafür aus. Die Ablehnung überwiegt in allen Bevölkerun­gsgruppen, sie eint impfbereit­e wie impfabgene­igte Bundesbürg­er.

Und wie wirkt sich das alles auf die Wahlabsich­ten aus? In der Sonntagsfr­age, welche Partei gewählt würde, gibt es derzeit keine größeren Verschiebu­ngen.

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