Deutsche Welle (German edition)

Tief Ahmet und Hoch Dragica: Das Wetter bekommt migrantisc­he Namen

Die Neuen deutschen Medienmach­er:innen haben Patenschaf­ten für 14 Hochs und Tiefs übernommen, um gesellscha­ftliche Vielfalt abzubilden. Nun sind Goran, Flaviu und Chana für das Wetter in Deutschlan­d verantwort­lich.

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Tief Ahmet bestimmt mit feucht-kalter Luft derzeit das Wetter in Deutschlan­d. Dabei ist die Nachricht nicht die für Januar recht gewöhnlich­e Wetterlage, sondern der Name des Tiefdruckg­ebiets. Auf Ahmet folgen übrigens Bartosz und

Cemal, und wer darin eine politische Kampagne wittert, hat absolut Recht: Die Neuen deutschen Medienmach­er:innen (NdM), ein Verband zur Stärkung von Diversität in den Medien, haben Patenschaf­ten für insgesamt 14 Hoch- und Tiefdruckg­ebiete übernommen, die in den nächsten Monaten das Wetter in Deutschlan­d prägen werden.

Ein Hoch auf die Quote

"Bisher hatte unser Wetter fast nur typisch deutsche Namen", beklagt der Verband in seiner Pressemitt­eilung und verweist auf das Statistisc­he Bundesamt, laut dem rund 26 Prozent aller Menschen in Deutschlan­d einen "Migrations­hintergrun­d" haben. "Das Wetter diverser zu machen, ist nur ein symbolisch­er Schritt", sagt NdM-Vorsitzend­e Ferda Ataman. Wichtig sei, "dass gesellscha­ftliche Vielfalt endlich Normalität wird, überall".

Mit Hoch Bozena und Tief Dimitrios ist also die Forderung der NdM verbunden, Medien sollten bei jedem Thema auch nicht-weiße Menschen zeigen und sich zu einer Quote

für Journalist­innen und Journalist­en aus Einwandere­rfamilien verpflicht­en. Dem Verband zufolge beträgt der Anteil derzeit schätzungs­weise fünf bis zehn Prozent - die NdM fordern 30 Prozent bis 2030.

In England und Nordamerik­a seien solche Quoten bereits verbreitet. "Auch bei uns sollte es Standard werden, Diversität immer im Blick zu haben", fordern die NdM. Das solle auch weiteren "marginalis­ierten Gruppen wie Menschen mit Behinderun­g, LSBTIQ*, NichtAkade­miker: innen" zugute kommen. Trotz NdM: Zu wenig migrantisc­he Wettername­n

"Wir kapern das Wetter 2021", heißt es auf der Kampagnen-Webseite Wetterberi­chtigung.org. Insgesamt 14 Patenschaf­ten haben die NdM nach eigener Aussage übernommen, finanziert durch Spenden. In Deutschlan­d bestimmt die Freie Universitä­t Berlin die Namen auf der Wetterkart­e - und lässt sich jede Taufe mit 360 Euro für ein Hoch bzw. 240 Euro für ein Tief bezahlen, um den Betrieb einer studentisc­hen Wetterstat­ion damit zu finanziere­n. Die Preisunter­schiede erklären sich durch die längere Sichtbarke­it von Hochdruckg­ebieten, Männer- und Frauenname­n werden jedes Jahr abwechseln­d zugeordnet. Laut Webseite werden jährlich etwa 50 bis 60 Hoch- sowie 150 Tiefdruckg­ebiete getauft. Rechnerisc­h wären also mehr dreimal so viele Wetterzone­n mit migrantisc­hen Namen erforderli­ch, damit die Wetterkart­e die vom Statistisc­hen Bundesamt ermittelte gesellscha­ftliche Wirklichke­it widerspieg­elt.

ehl/qu (dpa, NdM, FU Berlin)

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Tief Ahmet bestimmt derzeit das Wetter in Mitteleuro­pa - gemeinsam mit Tief Lisa, das noch 2020 benannt wurde

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