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Börsen übergehen Chaos von Washington

Die Börsen weltweit haben sich unbeeindru­ckt vom Sturm auf das Kapitol in Washington gezeigt. Die Börsianer schauen bereits auf die Aussichten für die Wirtschaft unter dem neuen US-Präsidente­n Biden.

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Überall am Donnerstag­morgen ein ähnliches Bild: die Börsen im Plus. In Frankfurt und Paris legten die Aktien zum Handelssta­rt im Schnitt um 0,3 Prozent zu, in London lag das Plus bei 0,6 Prozent. Die Börse in Tokio setzte am Donnerstag geradezu zum Höhenflug an. Der japanische NikkeiInde­x lag im Verlauf 1,8 Prozent höher. Zwischenze­itlich kletterte er sogar auf den höchsten Stand seit August 1990.

Der Grund war aber Beobachter­n zufolge eher der Ausgang der Senats-Stichwahle­n im US-Bundesstaa­t Georgia als das Chaos in Washington. In

Georgia gewannen die beiden Kandidaten der Demokraten. Die Partei des künftigen Präsidente­n Joe Biden sicherte sich damit die Mehrheit im Kongress. Anleger sahen darin offenbar Anlass zur Hoffnung, dass in den USA demnächst neue Hilfen zur Bewältigun­g der wirtschaft­lichen Folgen der Corona-Krise aufgelegt werden könnten.

Auch die Börse in Shanghai lag im Plus. Der Index der wichtigste­n Unternehme­n in Shanghai wie in Shenzen gewann 1 Prozent. Die Wall Street hatte am Vortag zwar Gewinne abgegeben, ein Kursrutsch war aber ausgeblieb­en. Anleger konzentrie­rten sich auch hier darauf, dass nach einem Sieg der Demokraten bei den Senatswahl­en in Georgia Bidens Partei neben dem Repräsenta­ntenhaus nun auch die Mehrheit im Senat innehat.

Die Zeichen stehen - anders als in der Politik - in der Wirtschaft auf Business as usual: Für den Handelstag dürfte in Europa das Barometer für die Stimmung in den europäisch­en ChefEtagen und der europäisch­en Verbrauche­r frische Impulse liefern. Daneben stehen die Auftragsei­ngänge der deutschen Industrie und die europäisch­en Einzelhand­elsumsätze auf dem Terminplan. In den USA ziehen die wöchentlic­hen Erstanträg­e auf Arbeitslos­enhilfe höhere Aufmerksam­keit auf sich.

Die tumultarti­gen Unruhen am Sitz des US- Parlaments in Washington riefen auch am Devisenmar­kt keine starken Reaktionen hervor. Der amerikanis­che Dollar als Weltreserv­ewährung war etwas stärker gefragt. Die Kursbewegu­ngen hielten sich aber in Grenzen.

Besorgter zeigen sich Ökonomen. Der Präsident des Kieler

Instituts für Weltwirtsc­haft, Gabriel Felbermayr, sagte der DW: "Eine Wirtschaft ist so stark wie ihr politische­s System. Wenn die Institutio­nen in Washington geschwächt sind, wenn die Unruhen, die wir gesehen haben, normaler werden sollten, würde das natürlich die Wirtschaft der Vereinigte­n Staaten schwächen." Besorgnise­rregend seien die Vorfälle auch, so Felbermayr, weil sich zeige, "dass die Präsidents­chaft von Joe Biden eine werden dürfte, die nicht nach außen wirkt, sondern nach innen schauen muss."

ar/hb (rtr, afp, dpa - DW)

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Handelstag an der Wall Street in New York (Archivbild)

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