Deutsche Welle (German edition)
Wirbel um Kamala Harris auf dem Cover der "Vogue"
Das "Vogue"-Magazin bringt die künftige US-Vizepräsidentin auf den Titel - und sorgt für Unmut: Zu "weiß" und zu "lässig" sähe Kamala Harris aus, so die Kritik.
Die designierte US-Vizepräsidentin Kamala Harris, die erste schwarze Frau im zweithöchsten Amt der Vereinigten Staaten, wird im Februar auf dem Cover des Modemagazins "Vogue" erscheinen. Nachdem das Magazin das dafür ausgewählte Foto schon im Vorfeld twitterte, geriet es in den Sozialen Medien unter massiven Beschuss. Harris sei schlecht ausgeleuchtet und gestylt, monierten Kritiker.
Eine Version des Fotos soll für die digitale, eine für die Print-Ausgabe des Magazins verwendet werden. Es zeigt die designierte Vizepräsidentin in einem Anzug und mit ConverseTurnschuhen vor einem rosafarbenen Vorhang mit blassgrünem Hintergrund. Sie sähe "ausgebleicht" aus, viel zu weiß, schimpfte ein User auf Twitter, ein anderer beurteilte das Foto als "schlampig gemacht" und respektlos gegenüber Harris.
Leute, die nicht verstünden, warum das "Vogue"-Coverfoto der gewählten Vizepräsidentin schlecht sei, würden es unter falschen Voraussetzungen betrachten, schrieb LGBTQ-Aktivistin Charlotte Clymer. "Das Foto ist nicht als Foto schrecklich. Es ist aber weit, weit unter den üblichen Standards der Vogue. Man hat sich dort wohl keine großen Gedanken darüber gemacht." Die Aufnahme erinnere an hingeschluderte Hausaufgaben, die man morgens vor der Schule noch schnell erledige.
Am späten Sonntagabend (10.1.2021) veröffentlichte das Magazin ein zweites Bild, das Harris förmlicher gekleidet in einem puderblauen Anzug vor einem goldenen Hintergrund zeigt.
In einer Erklärung sagte die "Vogue", man habe sich zunächst für das legerere Bild auf dem Cover der PrintAusgabe entschieden, weil es die "authentische, zugängliche Art repräsentiert, die wir als eines der Markenzeichen der Biden-Harris-Administration empfinden."
Der "Vogue" zufolge wurden Frisur, Make-up und Styling der Politikerin von Harris' Team selbst ausgewählt. Lachsrosa und Grün, die Farben im Hintergrund, seien die offiziellen Farben von Kappa Alpha, der ersten afroamerikanischen Schwesternschaft, der Harris an der Howard University in Washington angehörte, so das Blatt.
Unzufrieden: das Team Harris
Der Nachrichtensender CNN will aus dem Team von Harris erfahren haben, es sei über die Wahl des Covers-Fotos "verschnupft". Man sei davon ausgegangen, dass das formellere Bild verwendet würde. Das Team habe sogar gefragt, ob das Cover ausgetauscht werden könne, obwohl das Magazin bereits im Dezember in Druck gegangen sei, so CNN.
Geschossen wurden die Fotos von Tyler Mitchell, der 2018 als erster schwarzer Fotograf eines "Vogue"-Covers bekannt wurde. Damals kam Beyoncé auf den Titel. Mitchell mischte sich nicht in die Debatte um das HarrisFoto ein, twitterte aber noch am Sonntagabend das neue VogueCover mit Harris im puderblauen Anzug.
Dem Magazin war in der Vergangenheit wiederholt vorgeworfen worden, nicht sensibel genug mit Minderheiten umgegangen zu sein. In einem internen Memo, das 2020 an die Mitarbeiter verteilt wurde, entschuldigte sich Chefredakteurin Anna Wintour für "Fehler". "Die Vogue hat nicht genug Wege gefunden, um schwarze Redakteure, Autoren, Fotografen, Designer und andere Kreative hervorzuheben oder ihnen Raum zu geben", schrieb Wintour. "Auch wir haben Fehler gemacht und Bilder oder Geschichten veröffentlicht, die verletzend oder intolerant waren. Ich übernehme die volle Verantwortung dafür."
Adaption: Sven Töniges, Verena Greb