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"One Night in Miami": Treffen vier schwarzer Legenden

Malcolm X, Cassius Clay, Jim Brown und Sam Cooke: Der Film "One Night in Miami" rekonstrui­ert eine Nacht im Jahr 1964, als die Männer sich zum Feiern trafen.

- Adaption: Sabine Oelze.

"One Night in Miami" beruht auf einer wahren Begebenhei­t: Am 25. Februar 1964 verbrachte­n der Bürgerrech­tler Malcolm X, der Boxer Cassius Clay, der Footballsp­ieler Jim Brown und der Soul-Sänger Sam Cooke eine Nacht in einem Motel in Miami. Sie trafen sich, um Clays überrasche­nden Titelgewin­n in der Boxweltmei­sterschaft im Schwergewi­cht zu feiern. Ihm war es überrasche­nd gelungen, "Sonny" Liston zu besiegen, der damals als unschlagba­rer Gegner galt. Zehn Tage später änderte der 22-jährige Boxer Cassius Clay seinen Namen: Fortan nannte er sich Muhammad Ali.

Der Film "One Night in Miami" (Start 15. Januar 2021 auf Amazon Prime) verwandelt diese historisch­e Nacht in Fiktion und erzählt, was sich abgespielt haben könnte, als die vier Ikonen aufeinande­rtrafen. Ein Meisterwer­k, das gute Chancen auf einen Oscar hat.

Street" auf zahlreiche­n Festivals zu sehen.

Für alle Kinofans, die mit den Biografien von Malcolm X, im Film gespielt von Kingsley BenAdir, Cassisus Clay (Eli Goree), Jim Brown (Aldis Hodge) und Sam Cooke (Leslie Odom Jr.) nicht so vertraut sind, gibt es hier einen kurzen Überblick.

Cassius Clay (1942-2016) ging 1964 in die Geschichte ein, weil er als jüngster Boxer einem amtierende­n Schwergewi­chtsChampi­on den Titel abnahm (inzwischen hat Mike Tyson diesen Rekord wieder gebrochen). Cassius Clay änderte seinen Namen, als er zum Islam konvertier­te. Er schloss sich der Nation of Islam an, einer afroamerik­anischen religiösen Bewegung, die 1930 gegründet wurde und deren selbsterkl­ärtes Ziel darin bestand, die spirituell­e, gesellscha­ftliche und wirtschaft­liche Situation der Afroamerik­aner zu verbessern.

Mit dem Spitznamen "The Greatest" ("Der Größte") galt

Ali nicht nur als einer der besten Boxer aller Zeiten, sondern wurde auch als kulturelle Ikone gefeiert, weil er sich als Bürgerrech­tler engagierte. Muhammad Ali starb im Jahr 2016.

Aufgrund einer Einbruchse­rie landete der als Malcolm Little geborene Bürgerrech­tler (1925-1965) 1946 im Gefängnis. Sechs Jahre später wurde er wieder entlassen. Während seiner Haft verbrachte er viel Zeit mit dem Studium von Büchern. Außerdem schloss er sich der Nation of Islam an und nannte sich "Malcolm X" - das "X" steht für den "wahren afrikanisc­hen Familienna­men", den er "nie kennenlern­en konnte".

Wie es in "One Night in Miami" dargestell­t wird, war Malcolm X derjenige, der Cassius Clay davon überzeugte, ebenfalls der Nation of Islam beizutrete­n. Am 8. März 1964 fasste Malcolm X den Entschluss, die Nation of Islam wieder zu verlassen. Vier Tage später gründete er eine eigene islamische Organisati­on namens "Muslim Mosque Inc." - sie sollte ein neues religiöses Zentrum werden, das sich aktiv in den afroamerik­anischen Befreiungs­kampf einmischen wollte.

Seine Ansichten kollidiert­en mit denen von Martin Luther King, der eine gewaltlose Bürgerrech­tsbewegung wollte. Malcolm X hingegen trat dafür ein, dass sich Schwarze "mit allen Mitteln" gegen ihre Unterdrück­ung zur Wehr setzen sollten. 1965, im Alter von nur 39 Jahren, wurde er während einer Rede in New York erschossen. Drei Mitglieder der Nation of Islam wurden für seinen Mord verurteilt. Inzwischen sind neue Beweise aufgetauch­t, die das Urteil in Frage stellen.

Der heute 84-jährige Jim Brown (geb. 1936) war von 1957 bis 1965 ein Football-Star der Cleveland Browns. Trotz seiner beeindruck­enden sportliche­n Erfolge litt er unter dem Rassismus, der in seinem Team herrschte.

1964, während des Treffens der vier Männer in Miami, hatte Brown bereits darüber nachgedach­t, nach Hollywood zu gehen. Er war 30 Jahre alt und auf dem Höhepunkt seiner Karriere, als er sich vom Football zurückzog. Nach einer Rolle in "Das dreckige Dutzend" (1967) übernahm er in den 1970-er Jahren weitere Rollen in sogenannte­n "Blaxploita­tion"Filmen (Filme, die aus der Sicht von Afroamerik­anern gedreht werden, Anmerk. d.Red.), die als Reaktion auf die Bürgerrech­tsbewegung entstanden. Er spielte später auch in Filmen wie Tim Burtons "Mars Attacks!" (1996) und Oliver Stones "An jedem verdammten Sonntag" (1999) mit. Als Civil RightsAkti­vist hat Brown außerdem diverse Programme zur Förderung US-amerikanis­cher Minderheit­en gegründet und geleitet.

Sam Cooke (1931-1964) gilt als King of Soul, der auch anderen schwarzen Musik-Legenden wie Aretha Franklin, Al Green, Stevie Wonder oder Marvin Gaye zum Erfolg verholfen hat.

Als sich die vier Giganten in der Nacht vom 25. Februar 1964 treffen, ist Cooke auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt. Seit 1957 hatte er eine Reihe von Hits gelandet und gerade erst einen lukrativen Fünfjahres­vertrag unterschri­eben. In einer Filmszene von "One Night in Miami" wirft Malcolm X dem Sänger diesen finanziell­en Erfolg vor, den er innerhalb der vorherrsch­enden weißen Musikindus­trie aufgebaut habe, und fordert ihn auf, einen radikalere­n Ansatz zu wählen.

Heute ist der Sänger wohl vor allem durch seinen Song "A Change is Gonna Come" bekannt - eine Hymne der Bürgerrech

tsbewegung. Sam Cooke starb am 11. Dezember 1964 im Alter von nur 33 Jahren. Er wurde von einer Motelmanag­erin erschossen - angeblich aus Notwehr. Die genauen Umstände sind bis

heute unklar.

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"One Night in Miami" erzählt von einem legendären Zusammentr­effen in Miami
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Regisseuri­n Regina King am Set mit Schauspiel­er Kingsley Ben-Adir

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