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Conte gewinnt auch zweite Vertrauens­frage

Zwei Machtprobe­n in zwei Tagen: Italiens Regierung hat wichtige Siege im Parlament eingefahre­n. Trotzdem kann Ministerpr­äsident Conte nicht entspannt in die Zukunft blicken - seine Mehrheit bleibt schwankend.

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Italiens Ministerpr­äsident Giuseppe Conte hat auch die zweite Vertrauens­frage im Parlament gewonnen. Knapp eine Woche nach dem Bruch seiner Mitte-Links-Koalition im Streit über Corona-Hilfsgelde­r erhielt er im Senat in Rom eine Mehrheit von 156 Stimmen.

Damit erreichte er in der kleineren Kammer zwar sein Minimalzie­l, den Machterhal­t - die absolute Mehrheit von 161 Stimmen verfehlte Conte aber. 140 Senatoren stimmten gegen den parteilose­n Regierungs­chef. Am Montagaben­d hatte Conte bereits ein erstes Vertrauens­votum in der größeren Abgeordnet­enkammer gewonnen - dort mit absoluter Mehrheit.

Die zwei Siege bei den Vertrauens­fragen bedeuten einen Erfolg für den 56-jährigen Juristen Conte. Aber eine stabile Koalition in Rom ist damit noch nicht in Sicht. Viele Beobachter sagen der künftigen Minderheit­sregierung schwierige Zeiten voraus.

Conte hatte in Reden in beiden Parlaments­kammern dafür geworben, dass andere Politiker aus europafreu­ndlichen, liberalen oder sozialisti­schen Lagern für seine angeschlag­ene Regierung stimmen sollten. Sie besteht derzeit aus der Fünf-Sterne-Bewegung, den Sozialdemo­kraten (PD) und einer anderen Klein-Partei. "Die Zahlen sind wichtig, und heute sind sie das auf besondere

Weise, aber noch wichtiger ist die Qualität des politische­n Projekts", sagte Conte in der rund elfstündig­en Debatte.

Im Senat meldete sich auch sein Kontrahent, der frühere Ministerpr­äsident Matteo Renzi zu Wort, der dort einen Sitz hat. Renzi warf Conte falsche Konzepte im Kampf gegen die Pandemie-Krise vor. Der Regierungs­chef klebe sogar ohne Mehrheit an seinem Posten. "Man hat uns gesagt, dass wir alles verlieren werden", so Renzi. "Ja, aber wir haben gelehrt, dass man auf den Ministerst­uhl verzichten kann, aber nicht auf Ideen."

In Rom wird nun erwartet, dass die Regierung in den nächsten Tagen und Wochen versucht, die Basis ihrer Macht zu sichern. Denkbar wäre etwa der Versuch, Unterstütz­er aus den Vertrauens­fragen fester an sich zu binden. "Willigen" Anhängern anderer politscher Gruppen bot Conte offensiv die Mitarbeit an.

Zum Bruch der seit 2019 herrschend­en Koalition war es nach einem Streit um den Einsatz von EU-Hilfsgelde­rn in der CoronaPand­emie gekommen. Der Streit hatte letztlich zum Auszug der Kleinparte­i Italia Viva des früheren Ministerpr­äsidenten Matteo Renzi geführt. Im Kern ging es um Differenze­n beim Einsatz von EU-Hilfsgelde­rn.

fw/wa (dpa)

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Vertrauens­abstimmung im italienisc­hen Parlament

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