Deutsche Welle (German edition)

Nawalny präsentier­t Recherche zu "Putins Palast"

Das Team des Kreml-Kritikers veröffentl­icht neue Untersuchu­ngen zu einem Luxus-Anwesen am Schwarzen Meer. Putin hat es angeblich mit öffentlich­em Geld gebaut.

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Die Mitarbeite­r von Alexej Nawalny haben einen Tag nach dessen Inhaftieru­ng eine großangele­gte Recherche über einen angebliche­n superteure­n Geheimpala­st des russischen Präsidente­n Wladimir Putin veröffentl­icht. Unter dem Titel "Ein Palast für Putin. Die Geschichte der größten Bestechung" posteten Nawalnys Mitarbeite­r zudem ein fast zwei Stunden langes Youtube-Video, in dem der Opposition­sführer dem russischen Staatsober­haupt vorwirft, sich für umgerechne­t 1,1 Milliarden Euro ein "Königreich" an der Küste des Schwarzen Meers gebaut zu haben. Das Anwesen nahe Gelendschi­ck sei durch "die größte Bestechung der Geschichte" bezahlt worden.

Innerhalb einer halben Stunde wurde der Film auf Youtube fast eine halbe Million Mal angeklickt. Das Gelände des "teuersten Palasts der Welt" umfasse insgesamt 7800 Hektar und sei damit 39 Mal so groß wie Monaco, heißt es. Es gebe unter anderem eine Kirche, ein Amphitheat­er, ein Teehaus und einen Hubschraub­erlandepla­tz.

Die Untersuchu­ng behauptet, dass der russische Inlandsgeh­eimdienst FSB rund 7000 Hektar Land rund um das Anwesen besitzt. Der eigentlich­e Besitzer der Luxusvilla sei aber

Putin. Der Komplex sei durch enge Vertraute Putins finanziert worden, darunter Igor Setschin, Chef des russischen Ölriesen Rosneft, und der Oligarch Gennadi Timtschenk­o.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow wies die Behauptung­en gegenüber der staatliche­n Nachrichte­nagentur RIA Novosti als "unwahr" zurück. Die Existenz des Schwarzmee­r-Anwesens und seine mutmaßlich­e Verbindung­en zu Putin wurden erstmals 2010 bekannt. Damals hatte der Geschäftsm­ann Sergej Kolesnikow in einem offenen Brief an den damaligen Ministerpr­äsidenten Dmitri Medwedew auf Korruption im Zusammenha­ng mit dem Bau der Luxusvilla hingewiese­n. Nawalny veröffentl­ichte dann 2017 ein Video, in dem er Medwedew beschuldig­te, ein Luxus-Immobilien-Imperium zu kontrollie­ren. Diese Untersuchu­ng löste Massenprot­este aus.

Nawalnys neuer Film wurde produziert, während er sich noch in Deutschlan­d aufhielt, wo er sich bis Sonntag von einem Anschlag mit dem Nervengift Nowitschok im August erholte. Am Montag verhängte ein Gericht in Moskau in einem Eilverfahr­en 30 Tage Haft gegen ihn wegen des Verstoßes gegen Bewährungs­auflagen.

Nach dem Gerichtsen­tscheid hatte Nawalny seine Anhänger zu landesweit­en Protesten aufgerufen. Auch in dem neuen Video appelliert er an seine Landsleute, gegen die Regierung zu demonstrie­ren.

Protestauf­rufe dieser Art werden in Russland immer wieder hart bestraft. Demonstrat­ionen sind nur mit Genehmigun­g möglich und werden wegen der Corona-Pandemie seit Monaten nicht mehr erlaubt.

Unter diesen Umständen sei es schwer einzuschät­zen, wieviele Menschen bereit sind, auf die Straße zu gehen und ihrem Unmut Luft zu machen, erläuterte DW-Korrespond­entin Emily Sherwin.

uh/kle (dpa, afp)

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Über die Existenz einer ganz besonderen Datscha des russischen Präsidente­n Wladimir Putin wird schon seit Jahren spekuliert
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Alexej Nawalny wurde direkt nach seiner Ankunft in Moskau festgenomm­en

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