Deutsche Welle (German edition)

Kramp-Karrenbaue­r tritt ab - und mahnt

Die CDU geht in die Wahl ihres neuen Vorsitzend­en. Vor der völlig offenen Wahl mahnen Kanzlerin und CDUChefin zur Geschlosse­nheit als Volksparte­i. Ein digitaler Parteitag mit analoger Rührung.

-

"Eine Volksparte­i der Mitte": Die Kanzlerin sagt es, die CDU-Vorsitzend­e auch. Es klingt bekräftige­nd, beschwören­d. Seit über 20 Jahren stehen zwei Frauen an der Spitze der CDU, die längste Zeit Angela Merkel, dann die letzten 25 Monate Annegret Kramp-Karrenbaue­r. Am Freitagabe­nd blicken sie zurück. An diesem Samstag folgt die Neuwahl – mit drei männlichen Kandidaten.

Deutschlan­d statt", sagt Ziemiak.

Armin Laschet, Friedrich Merz, Norbert Röttgen: Drei CDU-Männer aus NordrheinW­estfalen wollen auf AKK folgen. Weder Merkel noch KrampKarre­nbauer haben sich explizit festgelegt in den vergangene­n Wochen. Die Parteichef­in signalisie­rte, konkrete Regierungs­erfahrung sei wichtig. Das klingt nach Laschet. mit viel Statistik einen raschen Blick über die globale Entwicklun­g in den 15 Jahren ihrer Kanzlersch­aft abspult, sagt nichts zum Rückzug KrampKarre­nbauers von der Parteispit­ze, spricht sie zu Beginn lediglich mit dem Vornamen an. Die Rede der scheidende­n Vorsitzend­en blickt ein wenig mehr auf die Nachfolge-Entscheidu­ng, die auch wenige Stunden vor der Wahl völlig offen ist. "Unterstütz­en wir geschlosse­n den neuen Vorsitzend­en, stehen wir zusammen", mahnt sie.

Parteivors­itzende. "Wir schauten in den Abgrund", meint sie mit Blick auf den Krach der Schwesterp­arteien CDU und CSU. Da drohte 2018 die Spaltung. "So etwas darf uns nie wieder passieren."

Die 58-Jährige nennt die Trennung von Kanzleramt und Parteivors­itz Ende 2018 ein "Experiment". Dass es gescheiter­t sei, sagt sie nicht. Aber sie spricht davon, dass ihr später in schwierige­r Zeit - in Thüringen wollten CDU-Abgeordnet­e mit der AfD einen FDP-Ministerpr­äsidenten wählen - Autorität und Durchsetzu­ngsvermöge­n gefehlt habe: "Es ging um die Seele unserer Partei." Die scheidende Chefin nennt dann die Themen Klimaschut­z, internatio­nale Verpflicht­ungen in der Sicherheit­spolitik, den Kampf gegen Corona.

Ihre Bilanz am Ende: "Viele haben sich mehr von mir erhofft und sind von mir enttäuscht." Da hat sie ein Zittern in der Stimme. Ihre kurze Wegstrecke an der Spitze sei aber "nicht der schlechtes­te Teil" der Parteigesc­hichte gewesen. Zum Ende die Mahnung der Stunde: "Unterstütz­en wir geschlosse­n den neuen Vorsitzend­en, stehen wir zusammen!" Vielleicht sagt sie es so sehr, weil sie diese Geschlosse­nheit selbst nicht erfahren durfte.

Als Kramp-Karrenbaue­r zu ihrem Platz zurückschr­eitet: keine Halle voller Applaus, kein Händedruck, keine Umarmung, keine Blumen. Ein symbolisch­es Klatschen. Corona. Später spricht ihr Vize Volker Bouffier warme Worte der Würdigung, hat ein Geschenk, in der Sterilität des Studios wirkt das zunächst wie ein Nachruf. Und es dauert, bis AKK mal lächelt, auch lacht. "Wir nehmen heute nicht Abschied, wir sagen danke", sagt Bouffier.

 ??  ?? Ein digitaler Parteitag - Neuland für die CDU
Ein digitaler Parteitag - Neuland für die CDU
 ??  ?? Armin Laschet, Friedrich Merz oder doch Norbert Röttgen? Einer dieser drei wird auf Annegret Kramp-Karrenbaue­r folgen.
Armin Laschet, Friedrich Merz oder doch Norbert Röttgen? Einer dieser drei wird auf Annegret Kramp-Karrenbaue­r folgen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany