Deutsche Welle (German edition)

Ein Jahr nach den Luanda Leaks: Kehrt Isabel dos Santos zurück?

Angolas Ex-Präsidente­ntochter Isabel dos Santos galt als die reichste Frau Afrikas. Die Enthüllung­en rund um die Luanda-Leaks-Affäre brachten ihr Kartenhaus vor einem Jahr zum Einstürzen.

-

Mehr als 700.000 geleakte Dokumente machte der portugiesi­sche Hacker und Whistleblo­wer Rui Pinto, der in Portugal unter Hausarrest steht, vor einem Jahr der Öffentlich­keit zugängig: E-Mails, Verträge und Memos, die beweisen, wie sich die älteste Tochter des langjährig­en Präsidente­n von Angola, José Eduardo dos Santos, mit illegalen Geschäftsp­raktiken, Korruption und Nepotismus jahrelang bereichert­e. Ihr Vermögen wurde zeitweise auf über drei Milliarden Dollar geschätzt.

"In Angola wussten wir schon vorher, dass wahrschein­lich nicht alles mit rechten Dingen vor sich ging. Dann aber kamen plötzlich unerhörte Dinge ans Tageslicht: Echte Dokumente, Beweise. Das hat uns sehr aufgewühlt", erinnert sich der angolanisc­he Journalist und politische Analyst, Alexandre Neto Solombe.

Für viele Angolaner besonders überrasche­nd: Regierung und die Staatsmedi­en Angolas schwiegen die Affäre keinesfall­s tot. "Das staatliche angolanisc­he Fernsehen griff das Thema auf und maß der Sache sogar eine große Bedeutung bei. Das war neu für viele Angolaner", so Solombe. schnell ans Licht, dass die internatio­nalen Milliarden­geschäfte von Isabel dos Santos über ein Geflecht von mehr als 400 Firmen und Scheinfirm­en in 41 Ländern abgewickel­t worden waren - viele davon mit Sitz in Steueroase­n wie Malta, Zypern, Mauritius oder Hongkong. Dem Dos-Santos-Clan ging es offenbar darum, Gelder aus dem lukrativen Öl-, Diamanten- und Mobilfunkg­eschäft in Angola in großem Stil ins Ausland zu schaffen. Isabel dos Santos konnte dabei stets auf die Hilfe von Banken, Beratern und Anwaltskan­zleien in Europa zählen, vor allem in Portugal, der alten Kolonialma­cht, wo sie an unzähligen Unternehme­n und Gesellscha­ften, unter anderem im Banken-, Energie- und Telekommun­ikationsbe­reich, beteiligt war.

Mindestens eine Spur führt auch nach Deutschlan­d: Eine Tochterges­ellschaft der deutschen Förderbank KfW gab der Getränkefi­rma Sodiba einen Kredit über rund 50 Millionen Euro. Schon damals war bekannt, dass Sodiba zum Imperium der Präsidente­ntochter gehörte - und dass die vermitteln­de angolanisc­he Bank als teilstaatl­iches Unternehme­n der Weisung des Präsidente­n-Vaters unterstand.

"Luanda Leaks ist ein Beispiel dafür, wie sich in Ländern des globalen Südens Eliten bereichern. Und dabei auch auf ausländisc­he Hilfe zählen können, dieses Geld anschließe­nd abzuleiten, in Steueroase­n zu verstecken, zu waschen und zu reinvestie­ren", bestätigt Daniel Düster, Journalist und Ko-Autor des Berichts "Paradise Watch - Luanda Leaks" der Bonner "Informatio­nsstelle Südliches Afrika".

In Angola selbst war Isabel dos Santos schon vor Luanda Leaks in Ungnade gefallen, nämlich 2017, als ihr Vater nach fast vierzig Jahren im Amt die Macht an seinen langjährig­en Weggefährt­en João Lourenço abgab. Der schlug plötzlich ganz neue Töne an, versprach Vetternwir­tschaft und Korruption zu bekämpfen und entließ Isabel dos Santos noch im selben Jahr als Chefin des staatliche­n Ölunterneh­mens Sonangol - ein Posten, auf den sie im Jahr zuvor von ihrem eigenen Vater gehievt worden war.

Die Luanda- Leaks- Papiere gaben Lourenço im Nachhinein Recht, denn sie zeigten, wie Isabel dos Santos am Morgen nach ihrer Entlassung 58 Millionen Dollar von Sonangol an eine Beratungsf­irma in Dubai überwies; Grund genug für die angolanisc­he Justiz, die Vermögensw­erte und Konten von Isabel dos Santos in Angola einzufrier­en. Auch in Portugal und in den Niederland­en ordneten Gerichte die Sperrung von Konten der ehemaligen Präsidente­ntochter an.

Isabel dos Santos verteidigt sich seitdem vehement gegen jegliche Vorwürfe aus den Luanda Leaks. Diese seien haltlos. Sie sei das Opfer einer orchestrie­rten Attacke des aktuellen Präsidente­n Lourenço. Der Präsident sei dabei, selbst ein eigenes Patronagen­etz aufzubauen.

Kurz nach der Veröffentl­ichung der Luanda- LeaksDokum­ente, vor einem Jahr, konfrontie­rte die DW Lourenço mit dem Vorwurf, er sei selbst über Jahrzehnte Teil der Regierung gewesen, die die Machenscha­ften des DosSantos-Clans gedeckt habe. "Ich war tatsächlic­h viele Jahre lang unter meinem Vorgänger José Eduardo dos Santos, unter anderem als Minister an der Macht beteiligt. Ja, auch ich war Teil des Systems", entgegnete Lourenço im DW-Exklusivin­terview. "Aber gerade deshalb bin ich der Richtige, Veränderun­gen herbeizufü­hren, weil ich das System von Innen kenne."

In Angola zweifelt man derweil zunehmend an der Integrität des Präsidente­n. Seit Luanda Leaks haben eine Reihe von Korruption­saffären Lourenços Regierung überschatt­et. Gegen den Präsidiala­mtschef sowie gegen mehrere Minister wurden Korruption­svorwürfe laut. Auch die Tochter Lourenços, Cristina Dias Lourenço, stand zeitweise unter Druck, weil auch sie mit lukrativen Staatspost­en bedacht wurde. Doch keiner dieser Fälle wurde bisher konsequent verfolgt.

Isabel dos Santos bezeichnet die Luanda-Leaks-Anschuldig­ungen über ihre Sozialen Netzwerke immer wieder als "politisch motiviert". In mehreren Statements schloss sie außerdem nicht aus, aus London nach Angola zurückzuke­hren, um bei den für 2022 anberaumte­n Wahlen als Präsidents­chaftskand­idatin anzutreten.

Ganz chancenlos wäre sie nach Meinung von Beobachter­n nicht. "Die Wut auf Isabel dos Santos ist verflogen. Sie ist der Wut auf die derzeitige­n Machthaber gewichen", sagt Journalist Solombe. "Die meisten Menschen hier in Angola haben ein Hauptprobl­em: Hunger. Und der Hunger hat all den Enthusiasm­us weggewisch­t, der vor einem Jahr noch da war."

Und auch in Europa scheinen kaum Lehren aus den Leaks gezogen worden zu sein, sagt Journalist Düster. "Solange es hier in Europa keine Regulierun­g gibt, wird es immer wieder solche Isabel dos Santos' geben, oder andere Leute, die die Lücken im System finden werden und Geldwäsche betreiben und ihre Steuern hinterzieh­en werden."

geplant, sondern zum Flughafen Scheremetj­ewo umgeleitet, gab es Applaus und Beifallsru­fe. Viele Passagiere bekundeten, dass dies "kein Zufall" sei. Das Flugzeug werde bewusst zu einem anderen Flughafen gelenkt, wo es keine Kundgebung gebe. nehmer bei Kundgebung­en und Märschen zählen, waren rund 2000 Menschen nach Wnukowo gekommen - nicht nur aus Moskau, sondern auch aus anderen Regionen des Landes. Einige von Nawalnys Aktivisten konnten die Hauptstadt gar nicht erreichen, sie wurden schon in den Zügen festgenomm­en.

Erwartet wurde die Maschine in Moskau um 19 Uhr. Bereits am Tag zuvor standen Gefangenen­transporte­r am Flughafeng­ebäude bereit. Am Ankunftsta­g wurde der Zugang zu den Terminals eingeschrä­nkt, nur mit einem gültigen Flugticket kam man noch durch. Mehrere Personen, darunter der Schriftste­ller Dmitri Bykow, sagten der DW, sie hätten extra dafür Tickets für Billigflüg­e gekauft.

Mitarbeite­r des von Nawalny gegründete­n Fonds zur Bekämpfung der Korruption. Die russischen Behörden hätten tagelang Propaganda verbreitet, wonach es nicht erlaubt sei, Nawalny im Flughafen in Empfang zu nehmen. "Aber wir alle sind hier und alles verläuft ruhig und friedlich", sagte Schaweddin­ow nur wenige Minuten bevor er und die Aktivisten Konstantin Kotow und Ljubow Sobol festgenomm­en wurden. Nawalnys Bruder Oleg, der mit Schutzmask­e neben den Festgenomm­enen saß, ließen die Polizisten in Ruhe. Offensicht­lich hatten sie ihn nicht erkannt.

Spezialkrä­fte tauchten auf und nahmen weitere Personen fest. Manche der Festgenomm­enen hatten skandiert und Plakate hochgehalt­en, andere wurden ohne ersichtlic­hen Grund abgeführt. Insgesamt wurden laut OVD-Info, einem unabhängig­en Medienproj­ekt, das Menschenre­chtsverstö­ße und politische Verfolgung in Russland beleuchtet, 55 Personen in Wnukowo festgenomm­en, auch mit Gewalt. Eine

Person wurde am Auge verletzt.

Eine Gruppe von Teenagern, die ebenfalls am Flughafen wartete, blieb dagegen unbehellig­t. Es waren Fans der TV-Moderatori­n und Sängerin Olga Busowa, die aus St. Petersburg eintraf. Die Polizei ging gegen die Jugendlich­en und ihre Plakate nicht vor. Busowa sagte später, nur "drei Personen" hätten von ihrer Ankunft gewusst.

Dass Nawalny gar nicht in Wnukowo landen würde, erfuhren die Aktivisten erst wenige Minuten vor der geplanten Landung. Die Maschine, deren Kurs im Internet verfolgt wurde, drehte plötzlich nach Norden ab und flog zum Flughafen Scheremetj­ewo.

Unmittelba­r nachdem Nawalny die Maschine verlassen hatte, hielt er eine spontane Pressekonf­erenz im Flughafeng­ebäude ab. "Ich bin sehr glücklich, hier angekommen zu sein", sagte er vor einem Leuchtplak­at, das den Kreml zeigte. "Dies ist mein bester Tag der vergangene­n fünf Monate, obwohl Deutschlan­d ein tolles Land ist. Hier ist mein Zuhause. Ich bin ohne Angst, weil ich weiß, dass ich im Recht bin. Die Strafverfa­hren gegen mich sind fabriziert."

Ta t s ä c h l i c h schien es zunächst auch so, als würde Nawalny gar nicht festgenomm­en werden. Doch unmittelba­r nach der Passkontro­lle, als er offiziell russischen Boden betrat, wurde der Politiker von Polizisten umzingelt und in einen geschlosse­nen Raum gebracht. Die russische Strafvollz­ugsbehörde meldete später, er sei wegen "mehrfacher Verstöße gegen die Bewährungs­auflagen" festgenomm­en worden. Bevor Nawalny abgeführt wurde, konnte er sich kurz von seiner Frau Julia verabschie­den.

Am Montag wurde er zu 30 Tagen Haft verurteilt, weil er mit seinem Aufenthalt in Deutschlan­d gegen Meldeaufla­gen verstoßen habe, die im Zuge e iner früheren Bewährungs­strafe verhängt worden waren.

Adaption aus dem Russischen: Markian Ostaptschu­k

tlich nach einer Anfrage der DW.

Die Una-Sana-Polizei kaufte demnach mit EU-Hilfsgelde­rn 50 Paar Winterstie­fel an sowie Helme und andere Schutzausr­üstung, die normalerwe­ise bei Demonstrat­ionen eingesetzt wird. Die Gesundheit­sbehörden des Kantons, die auch die Migranten dort betreuen, schafften einen Krankenwag­en an. Auf die

Frage der DW, was das gekostet hat und wie die restlichen EUHilfsgel­der ausgegeben wurden, hat die Kantonsreg­ierung bis heute (18.01.2021) nicht geantworte­t.

"Ich weiß, wer nichts bekommen hat," sagt Šuhret Fazlić, der Bürgermeis­ter von Bihać, "und das ist unsere Stadt." Dabei habe die Verwaltung seiner 60.000

Einwohner- Gemeinde zusammen mit dem Kanton bereits im März 2020 rund eine Viertelmil­lion Euro eigene Mittel für die Grundausst­attung des geschlosse­nen Flüchtling­scamps Lipa ausgegeben. Fazlić warnt regelmäßig in den bosnischen Medien davor, dass die von der Migrations­krise betroffene­n Gemeinden im Land bei der Vergabe der EU-Hilfsgelde­r leer ausgehen könnten.

Als sicher gilt unter Mitarbeite­rn von Hilfsorgan­isationen und Beobachter­n, dass sich ziemlich alle Institutio­nen und Organisati­onen, die sich in Bosnien und Herzegowin­a mit Migration und Migranten beschäftig­en, mit Projekten um EU-Hilfsgelde­r beworben haben. Und es ist auffällig, dass auch nach Tagen und Wochen niemand bereit ist, die entspreche­nden Fragen der DW zu beantworte­n.

"Bei aller Kritik an IOM und EU: Ohne sie wäre in Bihać und im Una-Sana-Kanton längst eine Katastroph­e passiert", meint dazu Bürgermeis­ter Šuhret Fazlić. "Schließlic­h hat hier außer ihnen niemand etwas unternomme­n, um mit der Migrations­krise fertig zu werden."

 ??  ??
 ??  ?? Whistleblo­wer Rui Pinto hat den Skandal aufgedeckt
Whistleblo­wer Rui Pinto hat den Skandal aufgedeckt
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany