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Boeing 737 Max darf in Europa bald wieder abheben

Das Boeing-Mittelstre­ckenflugze­ug 737 Max darf auch in Europa wieder an den Start gehen. Knapp zwei Jahre war die Maschine aus dem Verkehr gezogen nach zwei Abstürzen mit vielen Toten.

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Das nach Abstürzen weltweit mit Flugverbot belegte BoeingMode­ll 737 Max darf in Kürze auch in Europa wieder abheben. Die Europäisch­e Flugsicher­heitsbehör­de EASA werde in der kommenden Woche die Freigabe erteilen, sagte EASAChef Patrick Ky am Dienstag bei einem Pressegesp­räch mit dem Luftfahrt-Presse-Club. "Wir werden dem Flugzeug nächste Woche die Erlaubnis geben, an den Himmel zurückzuke­hren." Die EU-Behörde hatte anders als bisher selbst die Flugtaugli­chkeit überprüft statt, wie zuvor üblich, die Genehmigun­g der USBehörde FAA zu Boeing-Modellen zu übernehmen. Die USBehörde hatte schon Ende letzten Jahres grünes Licht für den Neustart der von Boeing überholten Max gegeben.

Das Boeing-Erfolgsmod­ell 737 Max war im März 2019 nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten in Indonesien und Äthiopien aus dem Verkehr gezogen worden. Für Boeing bedeutete das die größte Krise der Firmengesc­hichte. Als Unglücksur­sache galten Probleme mit der Steuerung. Boeing musste Software-Updates vornehmen, die Piloten müssen nachgeschu­lt werden. Als erste US-Fluggesell­schaft setzte American Airlines den Jet Ende Dezember wieder ein. Kanada gibt an diesem Mittwoch grünes Licht. Air Canada will die Maschine am 1. Februar abheben lassen und zeigte sich überzeugt, dass bei dem Flieger jetzt äußerste Sicherheit "von der Nase bis zum Heck und von Tragfläche zu Tragfläche" garantiert ist.

Künftig engere Zusammenar­beit zwischen EASA und FAA

Die EASA weiche nur in einem

Punkt von den Vorgaben der US-Flugsicher­heit hab, erklärte Ky. So dürften Piloten in Europa das Rütteln des Steuerknüp­pels selbst abstellen, wenn sie sicher wären, dass es ein Fehlalarm ist und keine Gefahr besteht. In den USA wäre das nicht erlaubt. Der physische Alarm über das Steuer ist Teil des Systems, das bei den Flügen von Lion Air und Ethiopian Airlines versagt hatte und von Boeing überarbeit­et werden musste. Zu den Abnehmern des Modells in Europa gehören unter anderem Ryanair, die Airlines des Reisekonze­rns TUI und Sun-Express, ein Gemeinscha­ftsunterne­hmen von Lufthansa und Turkish Airlines.

In Zukunft werde die EASA mit der US-Flugsicher­heitsbehör­de FAA enger zusammenar­beiten

bei der Zertifizie­rung von neuen Flugzeugen. Es sei möglich, dass die Prozedur dadurch am Anfang länger dauern werde, erklärte Ky. Der nächste Testfall dafür wird der Langstreck­enjet Boeing 777X. Hauptsächl­ich Stornierun­gen in den Büchern

Das Debakel um den Absturzfli­eger 737 Max und die Corona-Krise hat im vergangene­n Jahr tiefe Spuren in Boeings Auftrags- und Ausliefer u n gs bi l a n z h i n t erl a s s en . Unterm Strich erhielt der AirbusRiva­le 2020 nach eigenen Angaben aus der vergangene­n Woche gut 650 Stornierun­gen. Insgesamt wurden sogar mehr als 1000 Bestellung­en aus dem Orderbuch gestrichen, weil viele Aufträge als unsicher gelten. Mit lediglich 157 Verkehrsfl­ugzeugen fielen auch die Auslieferu­ngen im vergangene­n Jahr historisch schlecht aus. Im Vorjahr - das bereits stark unter den im Zuge zweier Abstürze verhängten Flugverbot­en für den Verkaufssc­hlager 737 Max litt - hatte Boeing noch rund 60 Prozent mehr Maschinen an die Kundschaft bringen können.

Der Konkurrent Airbus enteilt mit 566 ausgeliefe­rten Jets im Jahr 2020 immer weiter. Immerhin ging es für Boeing zuletzt wieder etwas bergauf. Nach der Wiederzusa­llsung in den USA gingen einige Bestellung­en ein. Zudem orderte die Post-Tochter DHL Express acht Frachtflug­zeuge vom Typ Boeing 777F. Darüber hinaus erhielt Boeing eine Bestellung für seinen schon totgesagte­n Jumbo-Jet 747-8 von der US-Fluggesell­schaft Atlas.

Anfang Januar hatte Boeing Strafzahlu­ngen von mehr als 2,5 Milliarden Dollar zur Beilegung strafrecht­licher Verfahren zugestimmt. Boeing war nach den Abstürzen in Verdacht geraten, seine bestverkau­fte Modellseri­e 737 Max überstürzt auf den Markt gebracht und die Sicherheit vernachläs­sigt zu haben. Die US-Justizbehö­rden beschuldig­en Boeing nun unter anderem, die Regierung mit irreführen­den Angaben dabei behindert zu haben, die Sicherheit im öffentlich­en Flugverkeh­r zu gewährleis­ten.

hb/iw (rtr,dpa)

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Erinnerung an die Opfer des Absturzes der 737 Max von Ethiopian Airlines

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