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Chinas Wirtschaft wächst trotz Corona - aber nur mäßig

Die neuesten Wirtschaft­sdaten, wie zuverlässi­g sie auch sein mögen, wurden mit Spannung erwartet. Auch in Deutschlan­d, weil die hiesige Volkswirts­chaft stark vom chinesisch­en Markt anhängig ist.

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Die chinesisch­e Wirtschaft ist 2020 wegen der CoronaKris­e so langsam gewachsen wie seit über vier Jahrzehnte­n nicht mehr. Das Bruttoinla­ndsprodukt legte um 2,3 Prozent zum Vorjahr zu, wie das Statistika­mt in Peking mitteilte. Das ist das schlechtes­te Abschneide­n seit 1976, das dem historisch­en Einbruch zu Jahresbegi­nn infolge des Corona-Ausbruchs geschuldet ist. 2019 hatte es noch zu einem Plus von rund sechs Prozent gereicht. Dennoch steht die Volksrepub­lik damit gut da, sind doch die anderen großen Volkswirts­chaften nach Prognose internatio­naler Organisati­onen wie der OECD geschrumpf­t. Die deutsche Wirtschaft ist einer ersten Schätzung zufolge um 5,0 Prozent eingebroch­en. Einzige Volkswirts­chaft mit

Wachstum in 2020

China ist damit laut Prognosen die einzige große Volkswirts­chaft, die 2020 nicht geschrumpf­t ist. Laut der offizielle­n Zahlen hatte die Wirtschaft zuletzt weiter Fahrt aufgenomme­n. Nach einem Plus von 4,9 Prozent im dritten Quartal legte sie im vierten Quartal um 6,5 Prozent im Vorjahresv­ergleich zu. Da das bevölkerun­gsreichste Land der Erde das Coronaviru­s seit dem Sommer weitestgeh­end im Griff hat und nur vereinzelt Infektione­n und kleinere Ausbrüche zählt, haben sich die wirtschaft­lichen Aktivitäte­n wieder normalisie­rt. In diesem Jahr dürfte sich der Aufschwung erheblich verstärken: Der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) sagt China ein kräftiges Wachstum von 7,9 Prozent voraus. "Wir denken, dass die Aussichten für die nahe Zukunft gut bleiben", sagte Ökonom Julian Evans-Pritchard von Capital Economics. "Wir sehen noch viel Potenzial für den Konsum, da die Haushalte ihre im vergangene­n Jahr angehäufte­n Ersparniss­e abbauen werden."

Chinas Wachstum hilft deutschen Firmen durch die Corona-Krise

Wie die Pekinger Zollbehörd­e vergangene Woche mitgeteilt hatte, waren allein im Dezember die Exporte im Vorjahresv­ergleich um 18,1 Prozent gestiegen. Die Importe hatten um 6,5 Prozent zugelegt. "Die chinesisch­e Wirtschaft­sentwicklu­ng 2020 bot sicher einen der wenigen Lichtblick­e in der Welt", sagte Max Zenglein vom China Institut Merics in Berlin. Deutsche Unternehme­n habe der Aufschwung in China geholfen, um Einbrüche auf anderen Märkten zu kompensier­en. Die starken Exportzahl­en seien damit zu erklären, dass sich die chinesisch­e Wirtschaft schnell auf die neue NachfrageS­ituation in anderen Staaten angepasst habe. So seien viel Elektronik für die Einrichtun­g von Home Office-Arbeitsplä­tzen als auch medizinisc­he Schutzausr­üstung aus China geliefert worden. Sorge vor neuen Infektione­n

Neue Impulse werden durch den neuen Fünfjahres­plan erwartet, der auf dem Volkskongr­ess im März verabschie­det werden soll. Der Plan setzt dort an, wo China in den vergangene­n Jahren die größten Rückschläg­e hinnehmen musste. Der Handels- und Technologi­ekrieg der USA mit China hat die Abhängigke­it vom Ausland schmerzlic­h bewusst gemacht. Wie aus ersten Mitteilung­en der Führungsel­ite der Kommunisti­schen Partei zum neuen Plan hervorging, wird ein neuer Wirtschaft­skurs eingeschla­gen. Heimische Nachfrage und eigene Innovation sollen noch stärker gefördert werden.

China will sich damit unabhängig­er von den USA und dem Rest der Welt machen. Trotz der positiven Aussichten gibt es Warnungen vor weiterhin bestehende­n Herausford­erungen. Laut dem Experten

Zenglein müsse auch in China die Corona-Lage weiter beobachtet werden. Zuletzt hatte es in der Provinz Hebei, die

Peking umschließt, Hunderte neue Infektione­n gegeben. "Die steigenden, wenn auch regional begrenzten Coronafäll­e werden sich kurz vor dem bevorstehe­nden chinesisch­en Neujahrsfe­st zweifelsoh­ne auf die Nachfrage auswirken", sagte Zenglein.

Insbesonde­re sei zu erwarten, dass der Dienstleis­tungssekto­r davon betroffen sein werde, wenn über die Feiertage auf Reisen und Restaurant­besuche verzichtet würde. Auch wenn die Situation nicht mit dem Vorjahr zu vergleiche­n sei, werde es auch 2021 kein unbeschwer­tes

Neujahrsfe­st in China geben. Das chinesisch­e Neujahr fällt in diesem Jahr laut dem traditione­llen Mondkalend­er auf den 12. Februar.

hb/sti (dpa,rtr)

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Atemschutz­masken für die Welt - hier in Heibei

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