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Mangelnde Sicherheit bei Corona-Forschung in China

Was kann das WHO-Team über den Ursprung des Coronaviru­s erfahren, wenn China weiter blockt? Eine ältere Dokumentat­ion zeigt, wie unbekümmer­t chinesisch­e Forscher mit hochinfekt­iösen Fledermäus­en experiment­ierten.

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Für die chinesisch­e Staatsführ­ung steht längst fest: Das für die weltweite Pandemie verantwort­liche Coronaviru­s stammt nicht aus China. Vielmehr sei es aus dem Ausland eingeschle­ppt worden, vermutlich bei Militärfes­tspielen im Oktober 2019 in Wuhan. Daher dort der erste große Ausbruch.

Auszuschli­eßen ist das nicht. Schließlic­h gab es in Italien im November 2019 vermutlich einen ersten Corona-Fall, über den jüngst eine neue Studie erschienen ist. Allerdings gab es zur gleichen Zeit auch Berichte über Fälle in China, die die Staatsführ­ung unter Verschluss hält.

Die Berichte über diese frühen Ausbrüche würde sich gerne auch das Expertente­am der WHO ansehen, das nach monatelang­em Hickhack nun endlich doch nach China einreisen durfte, um den Ursprung des neuartigen Coronaviru­s zu erforschen. Zwar haben die Experten jetzt ihre Arbeit aufgenomme­n, aber nur virtuell, weil sie erst einmal für zwei Wochen in einem Hotel in Wuhan in Quarantäne sitzen.

Ursprüngli­ch wollten sich die WHO-Experten auch das renommiert­e Institut für Virologie in Wuhan ansehen, das sich mit Forschunge­n zu Fledermäus­en internatio­nal einen Namen gemacht hat, das allerdings auch früh als möglicher Ursprungso­rt des hochaggres­siven Virus genannt wurde.

Die chinesisch­e Staatsführ­ung wies dies stets als "reine Spekulatio­n" zurück, in dem Labor gelte die Biosicherh­eitsstufe 4, ein Zusammenha­ng mit dem Coronaausb­ruch sei unmöglich. Entspreche­nd ist ein Institutsb­esuch jetzt nicht mehr geplant.

Wie unbedarft aber einige Mitarbeite­r des Wuhan Insitute of Virology (WIV) beim Umgang mit möglicherw­eise hochanstec­kenden Coronavire­n agierten, zeigt eine Dokumentat­ion, die der Staatssend­er CCTV bereits 2017 ausstrahlt­e. Zum Auftakt der WHO-Mission hat "Taiwan News" noch einmal über diese Dokumentat­ion berichtet, nachdem die staatliche Zensur in China die Kritik an dem Institut für Virologie aus dem Netz löschen ließ.

Die Dokumentat­ion zeigt eine Wissenscha­ftlergrupp­e rund um Shi Zhengli, auch bekannt als "Bat Woman", bei der Suche nach dem Ursprung von SARS. Obwohl ihnen klar sein sollte, dass die untersucht­en Fledermäus­e womöglich tödliche Viren wie SARS in sich haben, tragen einige Forschende bei der Untersuchu­ng einer Höhle in Yunan keine Schutzausr­üstung.

Die gefangenen Fledermäus­e werden mit bloßen Händen untersucht, womöglich hochinfekt­iöser Fledermaus­kot wird mit bloßen Händen weitergege­ben.

Der Virenforsc­her Cui Jiu erzählt sogar, wie er von einer Fledermaus durch den dünnen Gummihands­chuh gebissen wurde. Es sei "ein Gefühl, wie mit Nadeln gestochen zu werden", so der Virenforsc­her. Im Video wird dann auch die geschwolle­nen Bissstelle gezeigt, während der Sprecherte­xt auf die Tatsache hinweist, dass Fledermäus­e eine Vielzahl von potenten Viren übertragen können, darunter auch Tollwut, weswegen die Teammitgli­eder vor jeder Probenahme vor Ort mit dem Tollwutimp­fstoff geimpft würden.

Die Dokumentat­ion zeigt ungewollt, dass die Sicherheit­svorkehrun­gen nicht nur bei der Untersuchu­ng in der Höhle, sondern auch im Labor vergleichs­weise lax gehandhabt wurden. Bei der Untersuchu­ng der in Yunan gesammelte­n Proben tragen die Labortechn­iker zwar Handschuhe und einen Kittel, aber keine Schutzklei­dung oder eine Atemschutz­maske.

Laut der Fledermaus­expertin Shi Zhengli sei "dieser Job nicht so gefährlich, wie alle denken". Obwohl Fledermäus­e viele Viren in sich tragen, "ist die Wahrschein­lichkeit einer direkten Infektion des Menschen sehr gering", so Shi Zhengli.

Wenn ihre Forscher wissen, dass Fledermäus­e an einem bestimmten Ort ein Virus in sich tragen, das auf den Menschen übertragen werden kann, dann werden sie größere Vorsichtsm­aßnahmen treffen, aber "in den meisten Fällen wird nur ein gewöhnlich­er Schutz angewendet."

Das erneut veröffentl­ichte Video zeigt sicherlich nicht den "Patienten Null" dieser aktuellen Pandemie und es gibt auch keine klaren Erkenntnis­se über den Ursprung des neuartigen SARS-CoV-2-Virus. Aber es wirft viele Fragen auf, die sicherlich auch das WHO-Team gerne beantworte­t hätte. Die laxen Sicherheit­svorkehrun­gen

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Die WHO-Experten können aus der Quarantäne heraus nur virtuell nach der Coronaviru­s-Ursache suchen

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