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Warum die Zahl der Corona-Toten wieder steigt

Die Zahl der Corona-Toten hat einen neuen Höchststan­d erreicht. Aber warum? Wir sind wieder im Lockdown. Wir treffen uns kaum noch mit anderen Menschen. Trotzdem steigen die Zahlen. Gibt es dafür eindeutige Gründe?

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Endlich gibt es CoronaImpf­stoffe. Aber die Erleichter­ung darüber wird durch die vielen neuen Sterbefäll­e getrübt. "Der jetzige Lockdown ist nicht so effektiv", sagt RKIChef Wieler. An den Sonntagen im Dezember habe sich gezeigt, dass die Menschen wesentlich häufiger unterwegs gewesen seien als noch im Frühjahr letzten Jahres. Damit stieg die Gesamtzahl der nachgewies­enen Ansteckung­sfälle in Deutschlan­d seit Beginn der Pandemie auf fast zwei Millionen.

Das private Umfeld nennt das Robert Koch-Institut als einen wichtigen Grund für den Anstieg der Zahlen.

Bei einer Verzögerun­g von durchschni­ttlich mindestens 16 Tagen ergibt das als Datum der Infektion ziemlich genau den Jahreswech­sel 2020 / 2021. Selbst wenn die Zahl der Neuinfekti­onen sinkt, kann die Zahl der Sterbefäll­e damit zur gleichen Zeit wieder ansteigen. Sie wird – ebenfalls zeitverzög­ert – erst dann abnehmen, wenn sich wieder weniger ältere Menschen infizieren.

Bei älteren Menschen ist die Sterblichk­eitsrate besonders hoch, was nicht zuletzt einem schwächere­n Immunsyste­m dieser Menschen geschuldet ist. In der Gruppe der Älteren ist das Risiko einen schweren COVID-19Verlauf zu entwickeln und daran zu versterben ungleich höher als bei Jüngeren. Etwa 87 Prozent der bisher Verstorben­en waren mindestens 70 Jahre alt, der Durchschni­tt liegt bei 83 Jahren.

Laut Statista-Grafik vom 12. Januar 2021, die auf Zahlen des RKI basiert, gehören 89 Prozent der Sterbefäll­e in die Altersgrup­pe 69 plus. Den höchsten Anteil an allen Todesfälle­n seit Beginn der Pandemie gibt es mit 46,8 Prozent in der Altersgrup­pe von 80 bis 89 Jahren. Der Anteil der Todesfälle in der Altersspan­ne von 0 bis 49 Jahren beträgt laut dieser Erhebung bei lediglich 0,9 Prozent.

Den geringsten Anteil haben Personen im Alter von 10 bis 19. Hier liegt der prozentual­e Anteil mit drei Todesfälle­n bei 0,01.

Einige Statistike­n arbeiten mit absoluten Zahlen. Andere wiederum stellen die Sterbefäll­e in Relation zu den Einwohnern und kommen so zu entspreche­nden Prozentzah­len. Basis sind hierbei die Sterbefäll­e pro 100.000 Einwohner.

Auch in anderen Ländern ist die Zahl der Toten gestiegen. Damit beschäftig­t sich beispielsw­eise eine Studie der US-amerikanis­che Forscherin Elizabeth Lee von der "Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health" in Baltimore.

Auch in dieser Studie suchen Forscher nach möglichen Gründen für die Ursache der steigen Todesfälle. Die Studie,die im Fachblatt "Science" veröffentl­icht wurde, kommt zu dem Schluss, dass der Großteil der Infektione­n aus dem privaten Bereich stammen. In den USA sind das laut Studie zwischen 46 und 66 Prozent.

Auch in anderen Ländern sind die Zahlen in die Höhe geschnellt. Nach der Statistik der Johns Hopkins University nimmt Mexiko mit nahezu neun Prozent Sterblichk­eitsrate zurzeit einen traurigen ersten Platz ein. Dicht beieinande­r, im unteren Drittel liegen Deutschlan­d und die USA, wobei es nach dieser Statistik in Deutschlan­d prozentual sogar mehr COVID-19-Tote gibt als in den Vereinigte­n Staaten.

Die Erhebung der Sterbefäll­e ist komplizier­t. So sind in der Statistik des RKI die COVID-19Fälle berücksich­tigt, bei denen ein durch ein Labor bestätigte­r Nachweis vorliegt. Bei Personen, die an einer Vorerkrank­ung leiden, ist die Einordnung schwierige­r. Das Risiko, an COVID-19 zu versterben, ist bei ihnen höher.

Gleichzeit­ig ist es nicht einfach festzustel­len, ob sie nun an ihrer Vorerkrank­ung verstorben sind oder ob eine COVID-19Infektio­n ausschlagg­ebend für ihren Tod war. So wird die Sterberate immer mit dem Zusatz versehen: "die an oder mit dem Corona-Virus" verstorben sind.

Neue Virusvaria­nten bereiten zunehmend Sorge. Nach letztem Stand seien sie von Reisenden nach Deutschlan­d gebracht worden. Die letztendli­chen Auswirkung­en sind noch nicht klar. "Sie könnten sich aber auch hier durchsetze­n und zu noch mehr Fällen in kürzerer Zeit führen", sagt RKI-Chef Lothar Wieler.

Auf einer Pressekonf­erenz am 14. Januar 2021 kritisiert­e er, dass es noch immer zu viele Ausnahmen gebe und dass die Mobilität in Deutschlan­d noch immer zu hoch sei.

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Alte Menschen brauchen besonderen Schutz

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