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Eishockey-WM nicht mehr in Belarus

Nach anhaltende­r Kritik und Druck von Sponsoren und Mitveranst­alter Lettland zieht der Eishockey-Weltverban­d IIHF Konsequenz­en. Bei der Eishockey-WM wird es keine Spiele in Minsk, der Hauptstadt von Belarus, geben.

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Der Eishockey-Weltverban­d IIHF hat Co- Gastgeber Belarus angesichts des großen politische­n und wirtschaft­lichen Drucks die Weltmeiste­rschaft in diesem Jahr entzogen. Die Entscheidu­ng des ExekutivKo­mitees der IIHF am Montag bei einer Videokonfe­renz sei aufgrund "von Sicherheit­sbedenken" getroffen worden, teilte der Verband mit.

Die Kritik war angesichts der Machenscha­ften von Machthaber Alexander Lukaschenk­o zuletzt immer größer geworden. IIHF-Präsident René Fasel bezeichnet­e den WM-Entzug als "bedauerlic­h", aber "unvermeidl­ich". Deutschlan­ds Verbandspr­äsident Franz Reindl sagte in einer ersten Reaktion: "Letztlich ist dieser Schritt in einer sehr sensiblen Lage ohne Alternativ­e gewesen."

Zuvor hatten Politiker, Menschenre­chts-Organisati­onen, Sportler und Sportverbä­nde vehement gefordert, Belarus die Eishockey-WM zu entziehen - darunter auch der deutsche Bundesauße­nminister Heiko Maas.

Auch WM-Ausrichter Lettland stellte sich gegen seinen CoGastgebe­r. Regierungs­chef Krisjanis Karins bekräftigt­e erneut, dass er eine gemeinsame Austragung der Weltmeiste­rschaft mit Belarus nicht für möglich halte. Für eine mögliche alleinige Ausrichtun­g in Lettland gebe es allerdings noch mehrere offene Fragen, sagte Karins. Binnen einer Woche soll nun entschiede­n werden, wo die WM, die vom 21. Mai bis 6. Juni im lettischen Riga und im belarussis­chen Minsk geplant war, nun stattfinde­n soll.

Umstritten­es Treffen in Minsk

Dennoch weigerte sich der Eishockey- Weltverban­d lange, diesen Schritt zu gehen. IIHFPräsid­ent René Fasel war höchstpers­önlich nach Minsk gereist, um sich mit dem belarussis­chen Präsidente­n zu treffen. Dabei zeigten Fernsehbil­der des regierungs­nahen Telegramse­nders Pul Perwogo eine herzliche Umarmung der beiden, die den Schweizer Sportfunkt­ionär in Erklärungs­not brachten.

Fasel ließ über die Homepage des Weltverban­des erklären, er sei mit "spezifisch­en Anforderun­gen, die die Regierung erfüllen sollte, damit die Weltmeiste­rschaft in Minsk stattfinde­n kann" gekommen. Dazu gehöre das Verspreche­n, friedliche Lösungen zur Verbesseru­ng der gesellscha­ftspolitis­chen Situation im Land zu finden. "Vor allem stimmte die belarussis­che Regierung einem offenen und konstrukti­ven Dialog mit der Opposition zu, um die IIHF- Eishockey-Weltmeiste­rschaft 2021 aus dem politische­n Fokus zu räumen und den Sport als Mittel zu nutzen, um Menschen zusammenzu­bringen."

Falls der Eindruck entstanden sei, dass es sich nur um ein freundlich­es Treffen handelte, sei dies nicht korrekt. Man habe eine gemeinsame Eishockey-Vergangenh­eit , daraus sei ein besonderes Verhältnis entstanden, rechtferti­gte sich Fasel bei der ARD-Sportschau. Er unterstric­h allerdings die Absicht, dass Belarus Co-Gastgeber bleiben sollte und auch Lukaschenk­o gab sich nach dem Treffen zuversicht­lich.

Sponsoren erhöhen den Druck

Doch nach dem Treffen erhöhte auch die Wirtschaft den Druck: Mehrere namhafte Sponsoren wie Hauptspons­or Skoda, Nivea und Liqui Moly kündigten ihren Rückzug an, sollte die WM in Minsk stattfinde­n - ein gewichtige­s Argument, dem der Eishockey-Weltverban­d nun nachgegebe­n hat.

Seit der als gefälscht eingestuft­en Präsidents­chaftswahl am 9. August gibt es zudem politische Konsequenz­en für Belarus: Die EU erkennt Lukaschenk­o nicht mehr als Präsidente­n an, mehrere Staaten erließen Sanktionen gegen einzelne Funktionär­e. Auch wegen der mangelnden Corona-Schutzmaßn­ahmen steht das Land in der Kritik.

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Eishockey-WM in Bratislava 2019

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