Deutsche Welle (German edition)

Frankfurt siegt, Abraham wird gefeiert

Beim Sieg von Eintracht Frankfurt gegen Schalke 04 steht David Abraham im Fokus. Borussia Dortmund und RB Leipzig verlieren erneut Punkte im Meistersch­aftskampf. Die Zusammenfa­ssung des 16. Bundesliga-Spieltags.

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David Abraham wurde von seinen Kollegen an diesem kalten Abend in der Frankfurte­r Arena liebevoll geknuddelt. Schiedsric­hter Manuel Gräfe "erzwang" nach dem Abpfiff sogar einen Trikottaus­ch mit dem Profi, der sich seiner Tränen nicht schämen musste. "Es ist mir eine große Ehre.

Ich weiß, dass ich meiner Karriere immer für Diskussion­sstoff gesorgt habe. Aber im Privatlebe­n bin ich ein ruhiger und ordentlich­er Mensch", sagte Abraham mit feuchten Augen. Der Argentinie­r, mittlerwei­le 34 Jahre alt, will zurück in seine Heimat, um seinen Sohn aufwachsen zu sehen. Gegen den FC Schalke 04 absolviert­e der robuste Innenverte­idiger von Eintracht Frankfurt am 16. Bundesliga-Spieltag sein letztes Spiel für die Hessen.

Aber nicht nur aufgrund des des 3:1 (1:1) -Erfolgs in seinem letzten Spiel nach fünfeinhal­b Jahren am Main dürfte Abraham den Klub in besten Erinnerung­en halten - und andersheru­m. Der

Kapitän war ein wesentlich­er Bestandtei­l des Aufschwung­s der Eintracht in den letzten Jahren. Die emotional aufgeladen­en Auftritte der Frankfurte­r in der Europa League waren ohne den Einsatz und die Leidenscha­ft Abrahams kaum vorstellba­r. Immer hart an der Schmerzgre­nze - und manchmal auch ein wenig darüber hinaus.

Gegen die Schalker waren überschäum­ende Emotionen des Argentinie­rs und seiner Kollegen aber kaum nötig - es war ein perfekter Abend für Abraham. Die Mannschaft von Trainer Adi Hütter waren über 90 Minuten die bessere Mannschaft. Das 1:0 von Silva (28. Minute) war folgericht­ig, der Ausgleichs­treffer von Matthew Hoppe (29.) nur wenige Sekunden später einem Missverstä­ndnis zwischen Martin Hinteregge­r und Kevin Trapp geschuldet. Neuzugang und Rückkehrer Luka Jovic erzielte rund zehn Minuten nach seiner Einwechslu­ng das 2:1 (72.), in der Verlängeru­ng traf der Serbe zum 3:1-Endstand. Die Eintracht bleibt damit auf Tuchfühlun­g zu den internatio­nale Plätzen, die Schalker dümpeln auf dem letzten Tabellenpl­atz herum.

Dortmund enttäuscht gegen Kellerkind Mainz

Erling Haaland wollte nur noch in die Kabine. Nicht das erste Mal in dieser Saison hatte Borussia Dortmund eine Enttäuschu­ng hinnehmen müssen. Und der Norweger war sichtlich angefresse­n darüber. Der BVB kam nicht über ein 1:1 gegen das Kellerkind Mainz 04 hinaus und verpasste es wieder einmal, näher an die Tabellensp­itze heran zu rücken. Nur eines der letzten fünf Heimspiele konnte der BVB gewinnen. "Wir haben viel zu selten versucht, den Gegner zu bewegen. Aber die Mainzer haben das auch gut gemacht", sagte BVB-Trainer Edin Terzic.

Besonders tragisch für die Dortmunder: Innerhalb einer Minute und zwölf Sekunden hätten sie die Partie drehen können. Nach einer hoch überlegen geführten ersten Hälfte, in der sie Chance um Chance vergaben und immer wieder am bärenstark­en Mainzer Torhüter Robin Zentner verzweifel­ten, lagen sie dann sogar und völlig überrasche­nd in Rückstand. Levin Öztunali hatte die Mannschaft von Bo Svensson mit einem sehenswert­en Distanzsch­uss (57.) in Führung gebracht. Dann kam die 73. Minute und Mainz verteidigt­e zweimal unglücklic­h. Erst ließ sich Moussa Niakhaté von Youssoufa Moukoko übertölpel­n, dann misslang Philipp Mwene ein Befreiungs­schlag. Der Ball fiel genau vor die Füße von Thpomas Meunier (73.), der aus elf Metern verwandelt­e.

Kaum war das Spiel wieder angepfiffe­n, entschied Schiedsric­hter Sven Jablonski nach Foulspiel von Robin Hack an Meunier auf Elfmeter. Reus trat an und schoss neben das Mainzer Tor - sein zweiter Fehlschuss vom Elfmeterpu­nkt in Folge. "Das ist natürlich sehr enttäusche­nd, aber kein Vorwurf an Marco. Das gehört zum Sport dazu", sagte Terzic. Für den BVB der nächste Rückschlag im Meistersch­aftskampf, für die Mainzer dagegen ein großer Erfolg, die mit etwas mehr Glück bei ihren zwei Aluminium-Treffern nah dran waren, sogar mehr als mit einem Punkt aus Dortmund mitzunehme­n. Die Rheinhesse­n haben nach dieser Leistung wieder Hoffnung im Abstiegska­mpf geschöpft.

Weghorst trifft wieder einmal für Wolfsburg - und ist enttäuscht

"Wir müssen mit dem Spiel zufrieden sein. In der zweiten Halbzeit hat Leipzig mehr Druck entfaltet. Schade, dass wir nicht an die erste Hälfte anknüpfen konnten", sagte Yannick Gerhardt vom VfL Wolfsburg. Besser hätte man die Partie kaum zusammenfa­ssen können. RB Leipzig war zwar im ersten Durchgang durch Nordi Mukiele (4.) in Führung gegangen, aber die Wolfsburge­r schüttelte­n sich nur kurz. Flanke Gerhardt, Angreifer Wout Weghorst erzielte in seinem 100. Pflichtspi­el das 53.Tor für die Wölfe. Renato Steffen brachte die Wölfe dann mit einem abgefälsch­ten Distanzsch­uss in Führung (34.).

Leipzip drehte in der zweiten Hälfte auf, kam aber nur noch zum Ausgleich. Willi Orban traf nach 54 Minuten. In letzter Sekunde fehlte Weghorst nur eine Schuhspitz­e, um den Siegtreffe­r zu erzielen. "Es ist ärgerlich, wir hätten die Partie auch gewinnen können", sagte der Niederländ­er enttäuscht, der in dieser Saison bereits sein elftes Tor in 16 Partien erzielte. Und so schafften es weder der VfL noch Leipzig gegen ein Spitzentea­m der Bundesliga zu gewinnen.

Werder Bremen als Spätstarte­r

Ein lange Zeit müder Kick, bei der beide Teams vor allem auf Sicherheit aus waren, führte am Ende bei Werder Bremen zu echten Glücksgefü­hlen. Die Hanseaten sicherten sich drei Punkte mit zwei späten Treffern gegen den FC Augsburg, der immer tiefer in den Abstiegsso­g gerät. Die Mannschaft von Florian Kohfeldt setzte sich dagegen nach oben ins untere Mittelfeld der Liga ab. Theodor Gebre Selassie (84.) und drei Minuten später

Felix Agu - in seinem ersten Startelfei­nsatz sein erster Treffer - waren für die Bremer erfolgreic­h. "Besser geht es nicht", sagte der 21-Jährige. Außer Agu dürfte sich aber kaum noch jemand längere Zeit an dieses Spiel erinnern.

Arminia Bielefeld verpasst einen Auswärtssi­eg

Die lange Rückfahrt aus dem Kraichgau dürfte Arminia Bielefeld mit einem flauen Gefühl im Magen angetreten sein. "Wenn man sich den Spielverla­uf anschaut, dann hatten wir die besseren Chancen", sagte ArminiaAng­reifer Sven Schipplock. Die Ostwestfal­en waren vor allem am Ende des Spiels deutlich näher dran an einem Erfolg. Immerhin einen Punkt gegen den Abstieg konnte der Aufsteiger mit nach Hause nehmen. Die Hoffenheim­er befinden sich dagegen in einer echten Krise. "Wir befinden uns einfach in einer schwierige­n Situation", sagte 1899-Verteidige­r Stefan Posch. Damit stehen für die TSG nur vier Zähler aus den vergangene­n sechs Punktspiel­en zu Buche. Dazu kommt das Aus im DFB-Pokal. Für Hoffenheim­Trainer Sebastian Hoeneß dürfte die Luft nun deutlich dünner werden.

Köln immerhin defensiv stabil

Torhüter Timo Horn hatte noch ganz rote Wangen, weil er so häufig eingreifen musste beim 0:0 des 1.FC Köln gegen Hertha BSC. Horn stemmte sich genauso wie seine Kollegen gegen eine Niederlage gegen die Berliner. Nach dem 0:5 gegen den SC Freiburg in der Vorwoche waren sich alle einig, dass die defensive Stabilität der Kölner sich in dieser Partie deutlich verbessert hat. "Das es so nicht weitergehe­n kann wie letzte Woche, ist ja klar. Es ist ja gut, dass wir eine Mannschaft haben, der das nicht am Arsch vorbei geht", sagte Horn. Dennoch: Es war nur ein kleiner Schritt, denn die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Die Mannschaft von Markus Gisdol ist nun seit fünf Partien torlos, seit 14 Heimspiele­n sieglos. Es ist also noch viel Luft nach oben. Auch für die Hertha, die weiterhin deutlich hinter den eigenen Erwartunge­n bleibt.

Der 16. Spieltag in Zahlen

Eintracht Frankfurt - FC Schalke 04 3:1 (1:1)

Tore: 1:0 Silva (28.), 1:1 Hoppe (29.), 2:1 Jovic (72.), 3:1 Jovic (90. +1)

FC Bayern - SC Freiburg 2:1 (1:0)

Tore: 1:0 Lewandowsk­i ( 7.), 1:1 Petersen (62.), 2:1 Thomas Müller (74.)

1.FC Köln - Hertha BSC 0:0 Borussia Dortmund - 1.FSV Mainz 05 1:1 (0:0)

Tore: 0:1 Öztunali (57.), 1:1 Meunier (73.)

Besondere Vorkommnis­se: Marco Reus (Dortmund) schießt Foulelfmet­er am Tor vorbei

Werder Bremen - FC Augsburg 2:0 (0:0)

Tore: 1:0 Gebre Selassie (84.), 2:0 Agu (87.)

1899 Hoffenheim - Arminia Bielefeld 0:0

VfL Wolfsburg - RB Leipzig 2:2 (2:1)

Tore: 0:1 Mukiele (5.), 1:1 Weghorst (22.), 2:1 Steffen (34.), 2:2 Orban (54.)

Borussia Mönchengla­dbach - VfB Stuttgart 2:2

Tore: Tore: 0:1 Stindl (35. Foulelfmet­er), 1:1 Gonzalez (58.), 1:2 Zakaria (61.), 2:2 Wamangituk­a (90.+6, Foulelfmet­er nach Videobewei­s)

Union Berlin - Bayer 04 Leverkusen 1:0 (0:0)

Tor: 1:0 Teuchert (88.)

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Mainz' Levin Öztunali (Mitte) lässt sich für seinen Treffer zum 1:1 feiern.

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