Deutsche Welle (German edition)
USA: Die Dating-Detektive von DC
Nach dem Sturm aufs Kapitol haben es sich einige HobbyDetektive in den USA zur Aufgabe gemacht, die Täter ausfindig zu machen - durch geschicktes Anpassen ihres Online-Dating-Profils.
Dank der sozialen Medien hat sich Online-Dating zu einer Art Detektivarbeit entwickelt. Misstrauisch, ob der Typ, mit dem du auf Bumble gechattet hast, tatsächlich so aussieht wie sein Profilbild? Einfach bei Instagram nachschauen! Das ganze Gerede über seine Karriere klingt zu schön, um wahr zu sein? Vielleicht lässt sich das ja bei LinkedIn überprüfen!
Nach dem Sturm auf das Kapitol in Washington durch rechtsextreme Aufständische haben die Nutzer von Dating-Apps jetzt ihre investigativen Fähigkeiten unter Beweis gestellt. Einige haben Hobbys und politische Präferenzen auf ihren Dating-Profilen so geändert, dass sie für Rechtskonservative interessant erscheinen. Wenn ein Kontakt zustande kommt, versuchen die Freizeit-Detektive herauszufinden, ob ihr potenzielles Date am 6. Januar Teil des gewalttätigen Mobs rund ums Kapitol war, um dann die entsprechenden Informationen an die Sicherheitsbehörden weiterzugeben.
Einen Tag nach dem Angriff schrieb Twitter-Nutzerin Alia Awadallah, dass es "dutzende Männer auf den Dating Apps in DC geben muss, die offensichtlich bei dem Aufstandsversuch waren."
Das FBI hatte am Tag des Aufruhrs einen Aufruf veröffentlicht, in dem es hieß, man suche nach "Hinweisen und digitalen Medien, die Ausschreitungen und Gewalt im US- KapitolGebäude und in der Umgebung in Washington, DC, zeigen." In dem Bemühen, entscheidende
Hinweise auf die Identitäten der Täter zu bekommen, teilte das FBI auch Aufnahmen von Personen beim Sturm aufs Kapitol, die Interessierte durchkämmen können, um zu sehen, ob sie jemanden wiedererkennen.
Für einige Nutzer von DatingApps wie Bumble und Tinder war die aktive Suche nach Aufrührern unter ihren vorgeschlagenen Dates der nächste logische Schritt.
"Ich ändere meine Vorlieben auf meinen Dating Apps von 'liberal' zu 'konservativ' und melde jeden, der damit prahlt, das Kapitol gestürmt zu haben, ans FBI", schrieb Twitter-Nutzerin Kat Mean Jean.
Suche nach Aufständischen unter Date-Vorschlägen
Overheard DC, ein InstagramAccount, bei dem Menschen lustige oder ungewöhnliche Gesprächsfetzen einreichen können, die sie auf den Straßen von Washington aufgeschnappt haben, hat nach dem Sturm aufs Kapitol Einsendungen von Online-Datern geteilt. Darunter: Profile von Menschen, die ihren eigenen Fotos zufolge bei dem Angriff dabei waren oder anscheinend daran teilnehmen wollten. Details versuchen die Hobby-Detektive dann in Chats mit besagten Usern herauszubekommen.
Overheard DC verdeckte die Gesichter der Nutzer und bat seine Follower, Original-Screenshots an das FBI zu schicken.
Eines der gezeigten BumbleProfile gehört Sebastian, 28. Auf seinem Foto ist er auf den Stufen des Kapitols mit einer Menschenmenge hinter ihm zu sehen. In seiner Beschreibung sagt er, dass er in Tampa, Florida lebt, aber dass er "für ein paar Tage in DC war." Seine Kurzbeschreibung endet mit den Worten, die Donald Trump seit seiner Wahlniederlage immer wieder wiederholt: "STOP THE STEAL", in etwa "Stoppt den Wahlbetrug."
Trump behauptet steif und fest, er habe die Wahl am 3. November eigentlich gewonnen. Seine Unterstützer glauben das und werfen den Demokraten vor, Trump eine zweite Amtszeit unrechtmäßig entrissen zu haben.
"Kann den Bürgerkrieg gar nicht erwarten"
Instagram- Nutzer Zach Shaben reichte bei Overheard DC einen Chat ein, den er mit einer Frau namens Sarah auf der Dating-Plattform Hinge in der Woche des Aufstandsversuchs am Kapitol geführt hatte. Als Antwort auf Shabens Frage, wie ihre Woche gelaufen sei, schrieb Sarah: "[Ich] warte auf eine Waffe! Kann den Bürgerkrieg gar nicht erwarten. Nieder mit den Demokraten!" Shaben antwortete, er hoffe, sie scherze. Aber nein, Sarah meinte es ernst: "Sie haben uns schließlich den Wahlsieg gestohlen."
Bailey, 22, aus South Carolina war in der Woche des Kapitol-Sturms in Washington und schrieb auf seinem Tinder-Profil, dass er "nach Leuten sucht, die mit ihm zum DC-Protest am 6. Januar gehen." Overheard DC machte zwar nicht öffentlich, wer den Beitrag eingereicht hatte, teilte aber die Nachricht, die mit dem Screenshot einging: "Da ich nächste Woche versuchen werde, noch mehr Konservative so zu erwischen, würde ich es vorziehen, anonym zu bleiben."
Heldentaten oder besorgniserregende Überwachung?
Während diese Art und Weise, die Teilnehmer des Sturms auf das Kapitol zu identifizieren, in bestimmten Ecken des Internets Begeisterung ausgelöst hat (Overheard DC bezeichnete die Einsenderin, die anonym bleiben wollte, als "amerikanische Heldin"), machen sich Kritiker Sorgen über die Auswirkungen dieses Missbrauchs von DatingPlattformen.
"Es ist ein weiteres Beispiel dafür, wie diese Tech-Firmen unser Leben beeinflussen können, ohne dass wir ein Mitspracherecht haben", sagte Liz O'Sullivan, Technologie-Chefin des Surveillance Technology Oversight Projects, einer NGO, die sich gegen diskriminierende Überwachung einsetzt, gegenüber der Washington Post. "Was wäre, wenn das mit Black Lives Matter- Demonstranten passieren würde? … Letztlich ist das wahnsinnig viel Macht."
Als in den Tagen nach den Unruhen im Kapitol immer mehr Menschen über die Aktion twitterten und posteten, deaktivierte Bumble in den USA vorübergehend den Filter für politische Präferenzen in seiner App - allerdings nicht nur, um das Anlocken möglicher Aufständischer zu stoppen.
Das Unternehmen erklärte gegenüber der Nachrichtenwebsite Business Insider, dass es in den Tagen nach dem Anschlag auf das Kapitol einen "Anstieg von Nutzern gegeben hat, die den Politikfilter in einer Art und Weise verwendet haben, die unseren Geschäftsbedingungen widerspricht."
Viele Bumble-Nutzer waren über die Änderung verärgert und warfen dem Unternehmen vor, die Teilnehmer am Sturm auf das Kapitol zu schützen. Das mache einen "widerlichen Eindruck", schrieb Twitter-Nutzerin Natasha Boyd.
Inzwischen hat Bumble die Funktion wieder hergestellt. Nutzer können neben Sternzeichen und Kinderwunsch-Vorliebe auch politische Einstellungen für sich und für die gewünschten Dates einstellen. Die Option: unpolitisch, moderat, liberal und konservativ.
Dating- Apps kooperieren mit Strafverfolgungsbehörden
Bumble, Tinder und andere Dating Apps gehen auch selbst aktiv gegen Nutzer vor, die an kriminellen Aktivitäten beteiligt sind.
"Wir ermutigen unsere Community immer, jeden zu blockieren und zu melden, der gegen unsere Richtlinien verstößt, und wir haben bereits die Accounts von Nutzern gelöscht, die unsere App genutzt haben, um aufrührerische Inhalte zu verbreiten oder die versucht haben,
terroristische Akte zu organisieren und anzustiften", sagte Bumble in einer Erklärung gegenüber der Washington Post. "Wie immer, wenn jemand eine potenziell kriminelle Handlung auf unserer Plattform begangen hat oder dabei ist, sie zu begehen, werden wir die entsprechenden Schritte in Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden einleiten."
Vidhya Murugesan, eine Sprecherin der Match-Gruppe, zu der Apps wie Tinder, Hinge und OKCupid gehören, sagte der
Zeitung, dass die Match-Plattform eine Null-Toleranz-Politik für gewalttätige Aufständische hat: "Wir haben und werden weiterhin alle Nutzer, die vom FBI in Verbindung mit inländischem
Terrorismus gesucht werden, von allen unseren Plattformen entfernen, und wir kooperieren immer mit den Strafverfolgungsbehörden bei ihren Ermittlungen."
dieser Annäherung auf der richtigen Seite sein." er Boykott Katars durch SaudiArabien und seine Partner. Für die Türkei, die Katar während des Boykotts durch Lebensmittellieferungen unterstützt hatte, bedeutet dies, dass sie ihre Beziehungen zu beiden Seiten neu ordnen muss. Das birgt Chancen und Risiken zugleich. von saudischen Staatsdienern verübten Mord am Journalisten Jamal al-Khashoggi im Oktober 2018 in der saudischen Botschaft in Istanbul.
Saudi-Arabien und seine Partner sind hingegen verstimmt über die engen Beziehungen der Türkei und Katars zu den Muslimbrüdern. Mit ihrer religiössozialrevolutionären Agenda gelten diese in Saudi-Arabien, den VAE und in Ägypten als Terrororganisation." Aus diesem Grund führt Saudi-Arabien gegen die Türkei einen offiziell nicht erklärten Wirtschaftsboykott. Diesen will die wirtschaftlich stark gebeutelte Türkei rückgängig machen.
Saudi-Arabien nun aufeinander zubewegen, tun sie dies in einer Phase außenpolitischer Ungewissheit. Denn noch ist nicht klar, welchen Kurs der neue US-Präsident Joe Biden gegenüber Saudi-Arabien einschlagen wird. Im US-Wahlkampf hatte er sich ausgesprochen kritisch über das Königreich geäußert. Wie sich das Verhältnis zwischen den beiden bisherigen Partnern künftig gestalten wird, ist derzeit offen.
Auch zu Israel strebt die Türkei nach Jahren eines angespannten Verhältnisses offenbar bessere Beziehungen an. Wiederholt hatte Erdogan in den vergangenen Jahres seine Distanz zu Israel bekundet. Als USPräsident Trump im Dezember 2017 erklärte, die USA würden Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkennen, reagierte Erdogan scharf. "Wir werden die gesamte islamische Welt in Bewegung setzen", erklärte er auf einem Sondergipfel der Organisation für islamische Zusammenarbeit in Istanbul. Als Reaktion auf tödliche Zusammenstöße der israelischen Streitkräfte mit palästinensischen Demonstranten verwies die Türkei den israelischen Botschafter des Landes. Israel forderte im
Gegenzug den türkischen Gesandten auf, das Land zu verlassen.
Und als sich im Sommer andeutete, dass Israel und die VAE ihre Beziehungen normalisieren würden, drohte Erdogan, die diplomatischen Beziehungen mit den VAE zu kappen. Als Marokko Mitte Dezember vergangenen Jahres erklärte, Israel als Staat anerkennen zu wollen, beschränkte sich der türkische Außenminister Cavusoglu dann aber auf die Bemerkung, die Annäherung dürfte nicht zu Lasten der Palästinenser gehen.
Noch reagiert Israel auf die türkischen Annäherungssignale verhalten. Es gebe zwar eine grundsätzliche Bereitschaft zu einer Neujustierung der beidseitigen Beziehungen, sagt der Politologe Hay Eytan Cohen Janarcak vom Jerusalemer Institut für Strategie und Sicherheit dem Polit-Magazin Al-Monitor. Dafür müssten aber drei Bedingungen erfüllt sein. "Israel möchte, dass der türkische Botschafter zurückkehrt. Israel erwartet, dass die Türkei die Hamas nicht mehr unterstützt und dass Erdogan Israel gegenüber keine feindlichen Erklärungen mehr abgibt."