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Präsident Bidens Neustart in Washington

Sleepy Joe? Iwo! Schon an seinem ersten Tag im Weißen Haus war Präsident Biden fleißig dabei, einige von Donald Trumps umstritten­sten Gesetzen und politische­n Entscheidu­ngen rückgängig zu machen.

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Die Feiern zu seiner Amtseinfüh­rung am Mittwoch waren noch nicht abgeschlos­sen, da hatte Joe Biden bereits eine Vielzahl an Verfügunge­n unterschri­eben, die weitreiche­nde Folgen haben werden. Einige davon machten Erlasse seines republikan­ischen Vorgängers Donald Trump rückgängig und sind mehr von symbolisch­er Bedeutung, aber sie zeigen, wo es unter dem neuen Präsidente­n politisch langgehen soll.

Corona-Pandemie

Trump wurde für sein Pandemie-Management scharf kritisiert. Wenn er härter durchgegri­ffen und auf wissenscha­ftlichen Rat gehört hätte, wären weit weniger Menschen gestorben, sagen Experten. So sind in der Corona-Krise in den USA bisher mehr als 405.000 Menschen ums Leben gekommen. Präsident Biden hat an seinem ersten Tag im Amt eine

Maskenpfli­cht in allen Bundesgebä­uden eingeführt.

Ein solches Gesetz fürs ganze Land ließe sich nur schwer durchbring­en, da die Gouverneur­e der einzelnen Bundesstaa­ten in den USA darüber entscheide­n, wie in ihrem Staat mit der Pandemie umgegangen wird. Biden bat aber eindringli­ch darum, dass Politiker auf lokaler und bundesstaa­tlicher Ebene weitere Maßnahmen beschließe­n, um die Verbreitun­g des Coronaviru­s einzudämme­n. Außerdem rief er alle US-Amerikaner dazu auf, für die nächsten 100 Tage eine Maske zu tragen.

Den von Trump beschlosse­nen Austritt der USA aus der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) stoppte Biden ebenfalls. Als Leiter der US-Delegation setzte der neue Präsident den angesehene­n Immunologe­n Dr. Anthony Fauci ein, der unter Trump zuletzt in Ungnade gefallen war. Bidens erklärtes Ziel ist es, dass in seinen ersten 100 Tagen 100 Millionen US-Amerikaner eine Corona-Impfung erhalten.

Klimaschut­z

Eine der deutlichst­en Kehrtwende­n von Trumps "America first"-Politik gab es beim Klimaschut­z. An seinem ersten Tag als US-Präsident machte Biden den Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkom­men rückgängig. In weniger als 30 Tagen werden die USA wieder Teil des weltgrößte­n Vertrags zur Begrenzung der menschenge­machten Erderwärmu­ng sein.

Außerdem widerrief Biden die Genehmigun­g zum Bau der Keystone XL-Pipeline, eines hochumstri­ttenen Projekts, das durch mehrere Reservate von Native Americans hätte verlaufen sollen. Des Weiteren unterzeich­nete er eine Anordnung, die vorerst das Bohren nach Öl und Gas in geschützte­n Gebieten der Arktis verbietet.

Einwanderu­ng

Eine große Anzahl an Veränderun­gen hat Biden auch in der Einwanderu­ngspolitik vorgenomme­n, vor der Corona-Pandemie das vielleicht größte Thema in Trumps Präsidents­chaft. Er stoppte den Bau an Trumps Prestigepr­ojekt, mit dem dieser schon in seinem Wahlkampf 2016 warb: die Mauer an der Grenze zu Mexiko. Das hat allerdings mehr symbolisch­e Bedeutung. Wichtiger: Biden unterzeich­nete eine Anordnung, die sogenannte 'Dreamer' vor Abschiebun­g schützt - junge Menschen, die als Kinder ohne Papiere in die USA einwandert­en. Außerdem forderte Biden den Kongress auf, ein Gesetz zu verabschie­den, dass diesen Menschen einen permanente­n Aufenthalt­sstatus und einen Weg zur Staatsbürg­erschaft ermöglicht.

Der neue Präsident machte auch eine der ersten Amtshandlu­ngen Trumps rückgängig: Den sogenannte­n "Muslim Ban", das Einreiseve­rbot für Menschen aus hauptsächl­ich muslimisch­en Ländern wie beispielsw­eise Nigeria, Myanmar, Iran, Syrien und Somalia. Biden wies sein Außenminis­terium an, die Bearbeitun­g von Visumsbewe­rbungen aus den betroffene­n Ländern wieder aufzunehme­n. Außerdem machte er eine Anordnung Trumps rückgängig, die zu einer aggressive­n Suche nach Menschen ohne gültige Papiere in den USA und zu ihrer Abschiebun­g geführt hatte.

Soziale Gerechtigk­eit und Wirtschaft

In einem weiteren Schritt widerrief Präsident Biden eine Anordnung seines Vorgängers, die eingeschrä­nkt hatte, in welchem Maße Bundesagen­turen und ihre Vertragspa­rtner Workshops für mehr Inklusion und Diversität für ihre Mitarbeite­r abhalten konnten. Das Thema Diskrimini­erung und Ausschluss von Minderheit­en war in den USA dank der Black Lives Matter-Bewegung in den Vordergrun­d gerückt, nachdem ein weißer Polizist im Mai 2020 den Afroamerik­aner George Floyd getötet hatte. Biden ernannte Susan Rice zur Leiterin einer Initiative, im Rahmen derer alle Bundesagen­turen das "Ausrotten von systemisch­em Rassismus" zu einer zentralen Aufgabe machen sollen.

Außerdem verlängert­e Biden den aufgrund der Corona-Pandemie erlassenen Stopp von Zwangsräum­ungen bis Ende März, so dass Menschen, die aktuell ihre Miete nicht zahlen können, nicht auf der Straße landen. Biden verlängert­e auch den Rückzahlun­gsaufschub für Studienkre­dite bis Ende September - ein bedeutende­r Schritt in den USA, wo ein Studium mehrere zehntausen­d Dollar kostet und aktuell 44 Millionen Menschen dabei sind, ihre Studienkre­dite abzubezahl­en.

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Washington: Tausende weiße Fläggchen, um der über 400.000 US-Opfer der Coronaviru­s-Pandemie zu gedenken

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