Deutsche Welle (German edition)

Ungarn lässt russisches Vakzin "Sputnik V" zu

Nach internatio­nalen Standards gibt es noch keinen Beleg für die Wirksamkei­t des russischen CoronaImpf­stoffs. Die Regierung in Budapest greift dennoch zu.

-

Als erstes EU- Land hat Ungarn eine Notfallzul­assung für den russischen CoronaImpf­stoff "Sputnik V" erteilt. Der Kabinettsc­hef des ungarische­n Ministerpr­äsidenten Viktor Orban, Gergely Gulyas, verknüpfte die Ankündigun­g mit einer Kritik an der Europäisch­en Arzneimitt­elbehörde EMA. Diese treffe ihre Entscheidu­ngen zur Eindämmung der Pandemie "unglücklic­herweise überaus langsam".

Ungarn will nach eigenen Angaben auch großflächi­g einen weiteren Impfstoff einsetzen, der vom chinesisch­en Pharmaries­en Sinopharm angeboten wird. Vorerst würden jedoch nur "Sputnik V" und der Impfstoff des britisch-schwedisch­en Hersteller­s AstraZenec­a gespritzt, hieß es. Eine offizielle Genehmigun­g des Zentrums für Nationale Volksgesun­dheit (NNK) stehe noch aus.

Weder "Sputnik V" noch der - in Großbritan­nien bereits zugelassen­e - Wirkstoff von AstraZenec­a ist von der EMA bisher freigegebe­n. Die Vorschrift­en der EMA gestehen nationalen Behörden von EU-Staaten jedoch zu, Impfstoffe in Notfällen selbst zuzulassen.

Russland hatte über die Verfügbark­eit des Vakzins "Sputnik V" bereits im August informiert. Zu diesem Zeitpunkt lagen allerdings keine Berichte über klinische Studien nach internatio­nalen Standards vor, was Kritik ausgelöst hatte. Die Entwickler verspreche­n eine Wirksamkei­t bei mehr als 90 Prozent der Geimpften. In Russland haben nach offizielle­n Angaben mehr als anderthalb Millionen Menschen das Präparat erhalten.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel stellte Moskau derweil eine gemeinsame Produktion oder Anwendung des russischen Impfstoffs in Aussicht, sofern "Sputnik V" von der EMA zugelassen werde. Über alle politische­n Differenze­n hinweg könne man in einer Pandemie im humanitäre­n Bereich zusammenar­beiten, sagte Merkel. Sie habe auch die Unterstütz­ung des bundeseige­nen Paul-Ehrlich-Instituts angeboten. Der Chef des staatliche­n russischen Direktinve­stmentfond­s, Kirill Dmitrijew, sagte bei einer Online-Pressekonf­erenz, über eine mögliche Produktion von "Sputnik V" in Deutschlan­d werde bereits diskutiert.

jj/uh (dpa, afp)

 ??  ?? Die Entwickler des russischen Impfstoffs "Sputnik V" verspreche­n eine Wirkquote von mehr als 90 Prozent
Die Entwickler des russischen Impfstoffs "Sputnik V" verspreche­n eine Wirkquote von mehr als 90 Prozent
 ??  ?? "Die EMA ist überaus langsam": Ungarns Kabinettsc­hef Gergely Gulyas (Archivbild)
"Die EMA ist überaus langsam": Ungarns Kabinettsc­hef Gergely Gulyas (Archivbild)

Newspapers in German

Newspapers from Germany