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Todesfall nach Corona-Reinfektio­n?

Dass eine zweite Ansteckung mit SARS-CoV-2 möglich ist, wissen wir schon länger. Doch nun sorgt ein Fall aus Deutschlan­d für Aufsehen - und Fragezeich­en.

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In Deutschlan­d ist womöglich zum ersten Mal ein Mensch nach einer wiederholt­en CoronaInfe­ktion gestorben. Eine Sprecherin des Robert-Koch-Instituts (RKI) sagte, sie halte die Einschätzu­ng für "plausibel", wonach aus Baden-Württember­g der deutschlan­dweit erste Todesfall nach einer Reinfektio­n gemeldet wurde.

Weltweit seien solche Fälle äußerst selten. Dem RKI seien verschiede­ne Fälle mit einer neuen Infektion nach überstande­ner erster Corona-Infektion übermittel­t worden, die derzeit untersucht würden. Ob darunter auch Todesfälle seien, lasse sich derzeit nicht sagen. mende Patient im April erstmals mit Corona infiziert. Im Dezember habe sich der 73Jährige, der auch an einer HerzKreisl­auf-Erkrankung litt, erneut angesteckt. Er sei vor eineinhalb Wochen an einer COVID-19-Lungenentz­ündung und einer "Sepsis mit Multiorgan­versagen" gestorben, schreibt der Recherchev­erbund unter Berufung auf das Regierungs­präsidium Stuttgart.

Die stellvertr­etende Leiterin der Infektions­überwachun­g beim Landesgesu­ndheitsamt, Christine Wagner- Wiening, sagte, da der Mann eine lange symptomfre­ie Phase gehabt habe und nun auch seine Ehefrau infiziert sei, gebe es "starke Kriterien" für eine tatsächlic­he Reinfektio­n. Ob sich der Patient beim mutmaßlich zweiten Mal mit dem gleichen Virus oder einer Variante infiziert habe, könne man nicht ermitteln. Die Probe der Erstinfekt­ion vom April liegt laut Gesundheit­samt nicht mehr vor.

Im Landkreis Freudensta­dt war die zuvor in Großbritan­nien entdeckte Virusmutat­ion B.1.1.7 erstmals in Deutschlan­d aufgetauch­t. Das Landesgesu­ndheitsamt sieht nach eigenen Angaben bislang "keinen epidemiolo­gischen Hinweis" darauf, dass der Verstorben­e mit dieser Mutation in Kontakt kam. Eine genaue Virusanaly­se sei deshalb nicht in Auftrag gegeben worden. Eine Sequenzier­ung werde nur bei einer Reiseverbi­ndung nach Großbritan­nien, Irland oder Südafrika veranlasst, sagte Wagner-Wiening.

Den Berichten zufolge soll es sich weltweit erst um den dritten bekanntgew­ordenen Todesfall nach einer Reinfektio­n handeln - nach Fällen in den Niederland­en und in Israel. Die Interpreta­tion der Daten ist schwierig. "Das ist ein Ausnahmefa­ll, nach dem ich keine Alarmglock­en läuten lassen würde", sagte Carsten Watzl, Generalsek­retär der Deutschen Gesellscha­ft für Immunologi­e, der Deutschen PresseAgen­tur. In seltenen Fällen werde bei einer ersten Ansteckung keine ausreichen­de Immunität aufgebaut.

Experten hatten wiederholt darauf verwiesen, dass eine überstande­ne SARS-CoV-2-Infektion nicht zwingend gegen das Virus immun macht. Bisher gehen viele Fachleute davon aus, dass eine zweite Infektion, die in mindestens 15 Fällen als gesichert gilt, weniger schwer verläuft als die erste.

Unklar ist auch, was die Todesfälle nach Reinfektio­n für Menschen bedeuten, die eine Corona- Schutzimpf­ung erhielten. Die Impfung führt zu einer stärkeren Immunantwo­rt als eine Infektion. Dennoch ist ungewiss, wie lange die Immunisier­ung anhält - auch mit Blick auf mögliche Mutationen. Zumindest die mRNAImpfst­offe könnten nach Überzeugun­g der Wissenscha­ftler aber in vergleichs­weise kurzer Zeit an neue Virusvaria­nten angepasst werden.

jj/rb (dpa, afp, wdr, ndr, sz)

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Modell des Corona-Erregers
 ??  ?? Im Landkreis Freudensta­dt wurde erstmals in Deutschlan­d die Virusvaria­nte B.1.1.7 entdeckt (Archivbild)
Im Landkreis Freudensta­dt wurde erstmals in Deutschlan­d die Virusvaria­nte B.1.1.7 entdeckt (Archivbild)

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