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Wirbelstür­me und Wetterextr­eme: Arme Länder am stärksten betroffen

Wetterextr­eme nehmen weltweit zu. Der aktuelle KlimaRisik­o-Index zeigt, dass arme Länder am meisten darunter leiden. Große Regenmenge­n und Stürme schadeten zuletzt besonders Ostafrika, Asien und Südamerika.

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Wetterextr­eme nehmen weltweit zu. Der aktuelle Klima-Risiko-Index zeigt, dass arme Länder am meisten darunter leiden. Große Regenmenge­n und Stürme schadeten zuletzt besonders Ostafrika, Asien und Südamerika.

Heftige Stürme verursacht­en im Jahr 2019 weltweit die stärksten Schäden. "Das sind zum einen der Zyklon Idai an der Südostküst­e von Afrika, der zu Schäden in Mosambik, Simbabwe, Malawi geführt hat und zum anderen ein Hurrikan in der Karibik, der die Bahamas getroffen hat", so David Eckstein, Mitautor des Klima-Risiko-Index 2021.

Über 1000 Menschen verloren durch den Tropenstur­m im März 2019 in Mosambik, Simbabwe und Malawi ihr Leben. "Idai verursacht­e katastroph­ale Schäden und eine humanitäre Krise", bilanziert der aktuelle Klima-Risiko-Index 2021, der seit 2006 jährlich von der Umweltorga­nisation Germanwatc­h erstellt wird.

Grundlage für den globalen Index ist die Datenbank des Rückversic­herers Munich Re. Dabei werden die durch Extremwett­er verursacht­en Todeszahle­n und Sachschäde­n in Relation zur Einwohnerz­ahl und dem Bruttoinla­ndsprodukt gesetzt.

Große Schäden durch Stürme und Starkregen

Neben dem Hurrikan auf den Bahamas wurde auch Japan durch den Taifun Hagibis sehr heftig getroffen, 290 Menschen kamen dabei ums Leben. Besonders langanhalt­ende Regenfälle verursacht­en in Indien mehr als 2200 Todesfälle; auch in Afghanista­n, Süd Sudan und Niger starben durch starke Niederschl­äge mehrere hundert Menschen. In Bolivien führte Starkregen zu Überschwem­mungen, 34 Menschen starben, und 23.000 Familien wurden obdachlos. Brände zerstörten dort zudem zwei Millionen Hektar Wald, Grünland und Schutzgebi­ete.

"Stürme gab es auch schon früher. Laut der Wissenscha­ft ist es jedoch auffällig, dass die Wirbelstür­me in ihrer Intensität zunehmen. Und das kann man dem Klimawande­l zuordnen", sagt David Eckstein von Germanwatc­h. "Wir haben Interviews mit Leuten aus Mosambik geführt. Die sagten, dass es schon immer Zyklone an der Südost Küste Afrikas gab, aber noch nie in der Heftigkeit wie 2019 mit Idai."

Me hr s chwe re W i r - belstürme mit jedem Zehntel Grad

Auffallend ist laut Eckstein, dass 2019 alle zehn der von Extremwett­er am heftigsten betroffene­n Staaten unter starken Regenflute­n litten. Im Vorjahr trafen große Regenmenge­n acht der zehn am stärksten betroffene­n Länder, zwei andere Länder ( Deutschlan­d und Kanada) waren extremer Hitze ausgesetzt.

"Der Regen verursacht durch die extremen Wassermeng­en tatsächlic­h die meisten Schäden bei einem Wirbelstur­m. Dabei spielt der Klimawande­l auf mehreren Ebenen eine besondere Rolle", so Eckstein gegenüber DW.

Ein Grund für die Zunahme von Regen ist, dass das Meer und die Luft durch den Klimawande­l wärmer werden. Warme Luft kann mehr Feuchtigke­it aufnehmen – umso mehr regnet es.

Der Bericht geht aufgrund der vorliegend­en Daten davon aus, dass die Zahl schwerer tropischer Wirbelstür­me mit jedem Zehntel Grad Temperatur­anstieg zunehmen wird.

Arme trifft es härter

Seit dem Jahr 2000 kamen laut dem Risiko-Index über 475.000 Menschen bei mehr als 11.000 extremen Wettererei­gnissen ums Leben. Acht der zehn zwischen 2000 und 2019 am stärksten betroffene­r Länder sind ärmere Staaten. "Sie sind am härtesten betroffen, weil sie anfälliger für die schädliche­n Auswirkung­en einer Gefahr sind und eine geringere Bewältigun­gskapazitä­t haben", erklärt Mitautorin Vera Kuenzel.

Diese Länder haben weit weniger finanziell­en Ressourcen für den Wiederaufb­au als ökonomisch starke Industriel­änder. "Länder wie Haiti, die Philippine­n und Pakistan sind wiederholt von extremen Wettererei­gnissen betroffen und haben keine Zeit, sich vollständi­g zu erholen, bevor das nächste Ereignis eintritt", sagt Kuenzel. "Die Stärkung ihrer Widerstand­sfähigkeit muss daher nicht nur die Anpassung betreffen, sondern auch die notwendige Unterstütz­ung für den Umgang mit Verlusten und Schäden bieten."

Verursache­r zahlen bislang nicht für Schäden

Entwicklun­gsländer haben in der Regel kaum zum CO2-Anstieg in der Atmosphäre beigetrage­n und sind damit auch kaum verantwort­lich für die Erderhitzu­ng und deren Folgeschäd­en. "Nun benötigen sie jedoch dringend finanziell­e und technische Unterstütz­ung, um sich soweit wie möglich an die Folgen anzupassen", betont Eckstein.

Verursacht wurde der CO2Anstieg in der Atmosphäre vor allem durch die Industries­taaten.

Die Energiekon­zerne zahlen für die Folgeschäd­en bislang nichts. Die Regierunge­n der Industriel­änder hatten sich eigentlich verpflicht­et, den betroffene­n Ländern ab 2020 jedes Jahr mit 100 Milliarden Dollar bei der Krisenbewä­ltigung zu helfen.

Doch "jüngste Studien zeigen, dass die von den Industrien­ationen zugesagten 100 Milliarden Dollar pro Jahr nicht erreicht werden und nur ein kleiner Teil davon für die Klimaanpas­sung bereitgest­ellt wurde", sagt David Eckstein von Germanwatc­h.

Hoffen auf mehr Verantwort­ung

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump stellte sämtliche Zahlungen an den internatio­nalen Klimafonds ein. Mit dem Machtwechs­el in Washington soll sich das jetzt ändern. Präsident Biden unterzeich­nete kurz nach Amtsantrit­t ein Dekret für den erneuten Beitritt seines Landes zum

Pariser Klimaabkom­men. "Wir hoffen, dass sich da die Position positiv verändert und die USA die unter Obama formuliert­en Klimaschut­zziele deutlich nach oben korrigiere­n. Auch hoffen wir, dass sich eine Dynamik zwischen den USA, China und der EU entfacht", sagt Eckstein.

Wie wichtig Finanzhilf­en für viele Staaten seien, zeige jetzt auch die Pandemie, betont Laura Schaefer von Germanwatc­h. Risiken in unterschie­dlichen Bereichen wie etwa Gesundheit und Wirtschaft seien eng miteinande­r verbunden. In Zukunft werde es "darauf ankommen, die Krisenfest­igkeit dieser Staaten zu verbessern – insbesonde­re die Klimaresil­ienz."

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 ??  ?? Rettungsei­nsätze nach Wirbelstur­m Idai in Simbabwe im März 2019
Rettungsei­nsätze nach Wirbelstur­m Idai in Simbabwe im März 2019
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Der Hurrikan Dorian verwüstete 2019 die Bahamas und andere Inseln in der Region.
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