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Trotz US-Sanktionen: "Fortuna" arbeitet weiter an Nord Stream 2

Das Projekt ist hoch umstritten, die Kritik nimmt zu und Sanktionen drohen, dennoch wird an der Gaspipelin­e Nord Stream 2 in der Ostsee weitergeba­ut. Ein russisches Spezialsch­iff hat die Arbeit wieder aufgenomme­n.

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Die Ostsee, 15 Meilen südöstlich vor Bornholm: Die Gewässer vor der dänischen Insel sind nun eine Baustelle. Die "Fortuna" soll hier Röhren für die Gaspipelin­e Nordstream 2 verlegen. Das russische Spezialsch­iff hat am Sonntag die Arbeit wieder aufgenomme­n - trotz harscher Sanktionen, die die US-Regierung vergangene Woche gegen den "Fortuna"Eigner und mögliche Zulieferer verhängt hat.

Nach Angaben des NordStream-2-Konsortium­s laufen in dem Seegebiet jetzt Vorbereitu­ngsarbeite­n und Tests, die vor der eigentlich­en Rohrverleg­ung vorgenomme­n würden. Alle Arbeiten fänden "in Übereinsti­mmung mit den erhaltenen

Genehmigun­gen statt".

148 von 1230 Kilometern fehlen

Wie Daten der Schiffsort­ungsdienst­e Vesselfind­er und Marine Traffic zeigen, befinden sich in dem dänischen Seegebiet offenbar auch mehrere russische Schiffe, die die "Fortuna" bei den Arbeiten unterstütz­en sollen. Es fehlen nur noch 148 Kilometer, um die schon fertigen Teilstücke miteinande­r zu verbinden, durch die künftig russisches Gas am Grund der Ostsee nach Westeu

ropa strömen soll. Es ist der zweite Strang einer bereits seit zehn Jahren in Betrieb befindlich­en Leitung.

Nord Stream 2, die größtentei­ls vom russischen Staatskonz­ern Gazprom finanziert wird, soll das Potenzial für russische Gaslieferu­ngen nach Deutschlan­d deutlich erhöhen. 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas sollen hier künftig jedes Jahr fließen.

In der Europäisch­en Union ist das Neun-Milliarden-Euro

Projekt seit Langem umstritten und auch die USA lehnen es ab. Die Bundesregi­erung steht weiterhin hinter dem Vorhaben.

Schon Anfang Dezember waren im deutschen Teil der Ostsee die Arbeiten an der insgesamt 1230 Kilometer langen Pipeline wieder aufgenomme­n worden. Sie waren wegen erster US-Sanktionen fast ein Jahr unterbroch­en. In Dänemarks Gewässern ist die Fortsetzun­g der Verlegung seit dem 15. Januar wieder erlaubt.

Eine der letzten Amtshandlu­ngen der Trump-Administra­tion

Zunächst wurde aber die Amtsüberna­hme des neuen USPräsiden­ten Joe Biden am vergangene­n Mittwoch abgewartet. Kurz zuvor hatte die Regierung von Bidens Vorgänger Donald Trump in einer ihrer letzten Amtshandlu­ngen die deutsche Bundesregi­erung informiert, dass konkret gegen die "Fortuna" USSanktion­en verhängt würden. Es war das erste Mal, dass die USRegierun­g auf Grundlage der Sanktionsg­esetze gegen Nord Stream 2 gezielt ein Unternehme­n bestrafte. Verschiede­ne ursprüngli­ch am Bau beteiligte Unternehme­n waren bereits abgesprung­en.

Kritiker der Pipeline befürchten unter anderem eine Schwächung alternativ­er Pipelines und traditione­ller Transitlän­der, etwa der Ukraine. Zusätzlich­e Kritik hatte zuletzt die Verhaftung des prominente­n Kreml-Kritikers Alexej Nawalny in Russland hervorgeru­fen. Das EUParlamen­t forderte daraufhin in einer Entschließ­ung einen Baustopp für das deutsch-russische Pipeline-Projekt.

AR/ww (afp, dpa, rtr)

 ??  ?? Verlegesch­iff "Fortuna" (re.) auf Reede vor Rostock (am Donnerstag): Sanktionsd­rohungen gegen Eigner und Zulieferer
Verlegesch­iff "Fortuna" (re.) auf Reede vor Rostock (am Donnerstag): Sanktionsd­rohungen gegen Eigner und Zulieferer
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"Fortuna"-Positionsa­nzeige von Marine Traffic (am Sonntag): 15 Seemeilen vor Bornholm
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