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Die Nudel: Italiens Corona-Exportschl­ager

Italiens Küche hat in Deutschlan­d einen guten Ruf und viele Freunde. Die einen erhoffen sich vom mediterran­en Essen ein langes Leben, den anderen schmeckt es einfach. Die Italiener verdienen mit Nudeln gerade viel Geld.

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Die Deutschen haben der italienisc­hen Pasta-Industrie mit ihrem Appetit auf Nudeln ein kräftiges Exportwach­stum im Corona-Jahr 2020 beschert. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen nach Angaben des italienisc­hen Branchenve­rbandes die Ausfuhren von Pasta aus dem Mittelmeer­land in die Bundesrepu­blik um rund 20 Prozent.

"Deutschlan­d ist für uns Export-Markt Nummer eins», sagte Luigi Scordamagl­ia vom Lebensmitt­elverband Filiera Italia der Deutschen PresseAgen­tur. Im Gegensatz zu anderen italienisc­hen Wirtschaft­sbereichen, in denen die Exporte während der Pandemie sanken, machte die

Lebensmitt­elindustri­e demnach ein gutes Geschäft.

In Deutschlan­d kamen laut Filiera Italia auch mehr Olivenöl und Käse aus italienisc­her Produktion an. Ein anderer Export-Schlager aus Italien war Reis. Doch nichts konnte die Nudel übertreffe­n.

Davon profitiert auch der Pastaherst­eller Barilla aus Parma in Norditalie­n. Dort laufen seit einem Jahr die Werke auf Hochtouren. Nie zuvor hätten sie so viel Pasta produziert wie während des Lockdowns, sagte

Barilla-Manager Bastian Diegel.

Auf den Boom reagierte das Unternehme­n mit der Umstellung seiner Lieferkett­e. Wurden die Nudeln bis 2020 fast ausschließ­lich in Lkw über die Alpen nach Norden transporti­ert, nutzt das Unternehme­n inzwischen die Bahn.

Im März, zum Anfang der Pandemie in Europa, fuhren wöchentlic­h zwei Nudel-Züge von Norditalie­n nach Süddeutsch­land. Ende Juni waren es bereits drei, im Oktober kündigte das Unternehme­n an, vier Züge pro Woche auf die Schiene bringen zu wollen.

Jeder Zug besteht aus 16 Waggons mit insgesamt 32 Containern und ist jeweils mit 490 Tonnen Pasta, 60 Tonnen Saucen und 40 Tonnen Pesto beladen.

Erfreulich­er Nebeneffek­t: Durch den Eisenbahnt­ransport wird die Umwelt geschont. Im Vergleich zu früher, als Barilla die Pasta auf Laster verlud, werden jetzt beim Schienentr­ansport 6000 Tonnen CO2 weniger in die Atmosphäre gepustet, schätzt das Unternehme­n - ein Rückgang von 70 Prozent.

"Pasta ist eines von den Produkten, deren Konsum während der Pandemie explodiert ist", sagte Scordamagl­ia. In Deutschlan­d sei sie ohnehin eine sehr stark nachgefrag­te Ware. Den historisch hohen Absatz führte der Experte unter anderem auf die einfache Zubereitun­g zurück und den höheren Bedarf in Corona-Zeiten. In der

Küche seien der Fantasie beim Pasta-Kochen keine Grenzen gesetzt.

Italiens Wirtschaft und Gesellscha­ft wurde von der CoronaPand­emie besonders hart getroffen. Die Wirtschaft­sleistung sank im vergangene­n Jahr nach Schätzunge­n der italienisc­hen Zentralban­k um rund neun Prozent. Seit Pandemie-Beginn im Februar starben mehr als 82 500 Menschen mit Sars-CoV-2, und die Behörden registrier­ten mehr als 2,4 Millionen Corona-Infektione­n.

dk/hb (dpa, Sueddeutsc­he.de, businessin­sider.de)

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 ??  ?? Zu Beginn der Pandemie europaweit ein gewohntes Bild: Wo sonst Nudeln lagen, gähnte Leere in den Supermarkt­regalen
Zu Beginn der Pandemie europaweit ein gewohntes Bild: Wo sonst Nudeln lagen, gähnte Leere in den Supermarkt­regalen

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