Deutsche Welle (German edition)
Mehr Kurzsichtigkeit durch Corona-Maßnahmen
Durch Lockdown, lange Bildschirmzeiten und fehlende Aufenthalte im Freien leiden deutlich mehr Menschen unter Kurzsichtigkeit - vor allem Kinder.
Sehen Sie? Schon wieder schauen Sie auf den Bildschirm, um diesen Text zu lesen! Und, sehen Sie noch gut oder haben sich Ihre Augen auch in letzter Zeit verschlechtert?
Durch den Lockdown, Homeschooling und die Kontaktbeschränkungen starren wir alle in dieser Corona-Pandemie noch häufiger als ohnehin schon auf Bildschirme, Tabletts und Mobiltelefone. Die meisten Menschen verbringen unendlich viel Zeit zuhause und gehen kaum noch ins Freie. Durch die permanenten Fokussierung auf Objekte im Nahbereich fehlt den Augen der nötige Weitblick.
Uns fehlt der Weitblick
Der Bewegungsmangel macht sich vor allem bei Kindern bemerkbar - auch bei deren Augen. Jüngste Untersuchungen aus den Niederlanden und China zeigen, dass in Folge der Corona-Auflagen vor allem bei Kindern die Kurzsichtigkeit drastisch zugenommen hat - sie bezeichnen das Phänomen als "Quarantäne-Kurzsichtigkeit".
In China etwa zeigten die Daten von mehr als 120.000 Schulkindern zwischen sechs und 13 Jahren, dass die Kurzsichtigkeit 2020 drastisch zugenommen hat. Vor allem bei Kindern zwischen sechs bis acht Jahren sei Kurzsichtigkeit verglichen mit den Vorjahren bis zu dreimal häufiger festgestellt worden, so die Studie. In dieser Altersgruppe habe sich die Sehschärfe um etwa 0,3 Dioptrien in Richtung Kurzsichtigkeit entwickelt.
Prägende Faktoren
Diese drastische Verschlechterung der Sehschärfe bei den Kleinsten ist besonders erschreckend, weil sich bereits in frühster Jugend entscheidet, ob jemand kurzsichtig wird und eine Sehhilfe benötigt. Wer einmal kurzsichtig ist, bleibt es auch. Das gewachsene Auge schrumpft nicht wieder. Meist beginnt die Kurzsichtigkeit im Grundschulalter und sie nimmt im Laufe der Jahre zu. Je früher sie beginnt, desto stärker wird sie.
Wenn der Augapfel im Alter zwischen sechs und zehn Jahren zu stark wächst, bedeutet dies den Verlust der Sehschärfe im Fernbereich. Und eine starke Kurzsichtigkeit erhöht auch das Risiko für eine Netzhautablösung, für Grauen Star durch erhöhten Augeninnendruck oder eine spätere Erblindung.
Je besser die Bildung, desto schlechter die Augen
Bis Mitte des Jahrhunderts werden rund fünf Milliarden Menschen, also dann voraussichtlich die Hälfte der Weltbevölkerung, laut dem Brien Holden Vision Institute kurzsichtig sein. Vor allem in den Industrieländern ist die Anzahl kurzsichtiger Menschen in den letzten Jahrzehnten rasant angestiegen.
Der kontinuierliche Anstieg hängt mit unseren veränderten Lebensumständen zusammen, denn wir verbringen deutlich weniger Zeit im Freien und starren immer häufiger auf Computer- und SmartphoneBildschirme.
Es gibt sogar einen direkten Zusammenhang zwischen den wachsenden Bildungschancen und der Sehschwäche: Je höher der Ausbildungsgrad, desto höher das Risiko für Kurzsichtigkeit. "Die Zunahme ist vor allem auf sehr frühen und intensiven Gebrauch von PCs, Smartphones und Tablets bei gleichzeitig immer kürzeren Tagesaufenthalten im Freien zurückzuführen", sagt Professor Dr. Nicole Eter, Direktorin der Klinik für Augenheilkunde der Universität Münster.
Überdurchschnittlich viele kurzsichtige Kinder und Jugendlichen gibt es in Asien. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren zum Beispiel in Hongkong, Taiwan und Südkorea etwa 20-30 Prozent der 20-Jährigen kurzsichtig, heute sind es mehr als 80 Prozent. In China sind inzwischen vier von fünf Jugendlichen kurzsichtig. In einzelnen asiatischen Ländern beläuft sich die Quote sogar auf bis zu 95 Prozent. Aber auch in Europa ist etwa die Hälfte der jungen Erwachsenen kurzsichtig.
Abstand und Tageslicht helfen gegen Kurzsichtigkeit
Reduzieren lässt sich das Risiko für Kurzsichtigkeit, indem man nicht zu lange auf einen Gegenstand im Nahbereich schaut, unabhängig davon, ob es sich dabei um ein Smartphone oder ein spannendes Buch handelt. Entscheidend ist die Entfernung und dass der Betrachter regelmäßig aufblickt, damit das Auge den Nahbereich verlässt und der Blick in die Ferne schweifen kann.
Das Risiko für Kurzsichtigkeit reduziert sich vor allem aber durch längere Aufenthalte im Freien, weil Tageslicht das weitere Wachstum des Augapfels hemmt. In Zimmern beträgt die Lichtstärke im Durchschnitt 300 bis 500 Lux, im Freien dagegen an einem hellen Sommertag rund 100.000 Lux. Auch Untersuchungen aus Skandinavien zeigen, dass die Kurzsichtigkeit in der dunklen Jahreszeit zunimmt, während sie in der hellen Jahreszeit stagniert.
Blaulicht der Bildschirme führt zu Schlafstörungen
Der ständige Blick auf den Bildschirm kann vor allem Kinderaugen reizen, ermüden und austrocknen. Eine übermäßige Nutzung von elektronischen Medien führt nach Ansicht der Wissenschaftler aber nicht nur zu mehr Kurzsichtigkeit, es leidet auch das räumliche Vorstellungsvermögen. Verschwommenes Sehen oder Schielen können die Folge sein.
Außerdem ist der abendliche Smartphone-Gebrauch möglicherweise für Schlafstörungen verantwortlich: "Der hohe Blaulichtanteil der Bildschirme hemmt die Ausschüttung des Hormons Melatonin, das schläfrig macht", so Prof. Nicole
Eter, die die Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Münster leitet. Zwar haben viele Geräte inzwischen einen Nachtmodus, der das Blaulicht reduziert, aber eigentlich sollten wir rund zwei Stunden vor dem Zubettgehen nicht mehr auf die Geräte schauen.
Augen brauchen Ruhe und Licht
Gerade bei den Kleinsten sollten Eltern die Nutzungsdauer digitaler Medien begrenzen. "Aus augenärztlicher Sicht sind PC, Smartphone oder Tablet für Kinder bis zu einem Alter von drei Jahren gänzlich ungeeignet", betont Prof. Dr. Bettina Wabbels von der Bonner Universitäts-Augenklinik. Die AugenExpertin empfiehlt für Vier- bis Sechsjährige eine tägliche Nutzungsdauer von bis zu dreißig Minuten. "Im Grundschulalter wäre eine Medienzeit von maximal einer Stunde täglich aus augenärztlicher Sicht vertretbar, ab einem Alter von etwa zehn Jahren von bis zu zwei Stunden pro Tag", sagt die Professorin.
Die guten Ratschläge gelten aber nicht nur für Kinder und Jugendliche. Betroffen sind auch Erwachsene, deren Augen auch zuweilen eine Pause brauchen. Also öfter mal vom Bildschirm aufschauen, den Blick schweifen lassen und sich häufiger im Freien aufhalten.
bryonen werden danach weiter ausgebrütet, männliche nicht. Deren Eier sollen zukünftig direkt zu Futtermittel weiterverarbeitet werden.
"Die analytische Geschlechtsbestimmung bereits im Ei darf nur eine Zwischenlösung sein", sagt Olaf Bandt, Vorsitzender beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Statt in technische Lösungen zu investieren, sollten laut Bandt die politisch Verantwortlichen jetzt den Umbau zu einer nachhaltigen Landwirtschaft angehen, und für mehr Platz in den Ställen und gesündere Lebensbedingungen der Tiere zu sorgen.
Bandt und andere Agrarexperten empfehlen auch, statt spezielle Arten nur als Legehennen oder nur für die Fleischmast einzusetzen, die sogenannten "Zweinutzungshühner" für die Produktion von beidem: Fleisch und Eiern. Diese Hühner gibt es in der traditionellen Hühnerhaltung, in Deutschland waren sie bis in die 1950er Jahre üblich.
Solche Hennen legen weniger und teils kleinere Eier als hochgezüchtete Legehennen, die nur für die Eierproduktion bestimmt sind. Hähne wachsen langsamer und werden nicht so groß wie die heutigen Masthühner. Trotzdem könnten Betriebe sowohl die Eier als auch das Fleisch verkaufen.
Der unmittelbare Preis für die Verbraucher wäre etwas höher, dafür gebe es andere Vorteile betont Brandt: "Die Hühner sind generell robuster, gesünder und benötigen in der Folge weniger Medikamente."
Das könnte auch den hohen Antibiotika- Einsatz in der Massentierhaltung reduzieren - vor den Folgen warnt die Weltgesundheitsorganisation WHO seit Jahren. Denn dadurch entwickeln sich vermehrt antibiotikaresistente Keime in den Ställen - mit gefährlichen Folgen für die Gesundheit der Menschen, wie ein Bericht der WHO zeigt.
Agrarwende gefordert
Nach Angaben der Albert-Schweitzer-Stiftung gibt es heute Hühnerfarmen mit über 200.000 Masthühnern. In der konventionellen Kurzmast werden Hühner nach 28-30 Tagen geschlachtet, dann wiegen sie etwa 1,5 Kg. Dabei dürfen bis zu 26 Hühner pro Quadratmeter gehalten werden.
Wissenschaftler, Verbraucher- und Umwelt organisationen sowie ein Teil der Landwirte fordern eine grundlegende Wende inder Landwirtschaft. Das Verbot der Kükentötung sei nur ein erster Schritt dazu.
"Dumpingpreise, Klimakrise und Artensterben zwingen uns alle zu Veränderungen. Wir Bäuerinnen und Bauern sind bereit, unseren Beitrag zu leisten", sagte Sandra Finke-Neuendorf, Bäuerin aus Blankenfelde bei Berlin am vergangenen Wochenende auf einer Demonstration unter dem Motto "Wir haben es satt!". "Von Ministerin Klöckner erwarten wir endlich die notwendigen Rahmenbedingungen. Gerechte Erzeugerpreise und ein ernsthafter Systemwechsel in der Agrarpolitik sind unabdingbar", so Finke-Neuendorf.
Mehr Gesundheit mit weniger Fleisch
Der wachsende Fleischkonsum, nicht nur von Hühnerfleisch, belastet weltweit Klima und Gesundheit.
Laut Umweltbundesamt werden inzwischen rund 71 Prozent der weltweiten Ackerflächen für Viehfutter verwendet und nur 18 Prozent für den Anbau von Nahrungsmitteln für Menschen.
Experten fordern deshalb ein Umdenken, um künftig die wachsende Weltbevölkerung gut zu ernähren und zugleich Flächen für Wiederaufforstungen zu haben.
„ Um die Nahrungsmittelproduktion innerhalb der planetaren Belastungsgrenzen und damit innerhalb eines sicheren Handlungsraums für die Menschheit zu halten, sollten wir mehr gesundes Gemüse und weniger Fleisch essen und systematisch Lebensmittelverschwendung vermindern", sagt Johann Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für
Klimafolgenforschung.
Rockström empfiehlt zusammen mit einer internationalen Kommission einen durchschnittlichen Konsum von etwa 300 Gramm Fleisch pro Woche (16 kg/Jahr) pro Person und von 630 Gramm Milchprodukten pro Woche (33 kg/Jahr). In Nord- und Südamerika, Europa und China wird derzeit vier bis sieben Mal mehr Fleisch konsumiert. Bei Milchprodukten ist der Konsum vor allem in Europa und USA fast acht Mal höher als empfohlen.
"Interessanterweise kann bereits der bloße Wechsel zu einer stärker pflanzlichen ' flexitarischen' Ernährung die Treibhausgasemissionen aus der landwirtschaftlichen Produktion ungefähr halbieren. Alle Maßnahmen zusammen können dazu beitragen, alle gesund zu halten: den Planeten, und die Menschen", so Rockström.