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Australian Open - die neue Normalität hat begonnen

Die Quarantäne ist vorbei, die Vorbereitu­ng auf die Australian Open hat begonnen. Bei einem Schaukampf in Adelaide sind die Ränge wieder voll. Die Aktiven gehen sehr emotional mit der neuen Normalität in Down Under um.

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Die Quarantäne ist vorbei, die Vorbereitu­ng auf die Australian

Open hat begonnen. Bei einem Schaukampf in Adelaide sind die Ränge wieder voll. Die Aktiven gehen sehr emotional mit der neuen Normalität in Down Under um.

Serena Williams wusste die Frage des Interviewe­rs gar nicht mehr. Die 39-Jährige war einfach nur glücklich. Ihr Lachen hätte kaum breiter sein können. "Ich habe schon seit mehr als einem Jahr nicht mehr vor Zuschauern gespielt", sagte die einstmals beste Tennisspie­lerin der Welt nach ihrem Sieg gegen Naomi Osaka in einem Schaukampf an diesem Freitag. Die mehreren tausend Menschen, die sich zu dem Vorbereitu­ngsturnier im Tennis-Stadion im australisc­hen Adelaide eingefunde­n hatten, kreischten bei diesen Worten, als wollten sie ihren gesamten FanFrust des vergangene­n Jahres in diesem Moment loswerden.

Auch Novak Djokovic kämpfte nach seinem Testspiel gegen Jannik Sinner an gleicher Stätte mit seinen Emotionen. Der 33Jährige sah ebenfalls glücklich und überaus zufrieden aus. "Danke, dass ihr hierhergek­ommen seid und uns diesen Tag, dieses Jahr so fantastisc­h gestaltet. Das ist wirklich etwas Besonderes", sagte der Serbe.

Kerber verkürzte sich Zeit mit Telefonier­en

Die neue Normalität in der Corona-Pandemie hat zumindest in Down Under begonnen. Die meisten Zuschauer saßen ohne Maske auf den Rängen. Die strengen COVID-19-Maßnahmen der australisc­hen Regierung haben dazu geführt, dass der Sieben-TageMittel­wert für Corona-Neuinfekti­onen für ganz Australien am Donnerstag ( 28.01.2020) nur noch bei sechs Personen lag. Um dies zu erreichen, hatten die Einwohner einen wochenlang­en, sehr einschneid­enden Lockdown mit weitreiche­nden Ausgangssp­erren durchstehe­n müssen.

Und auch die Tennisprof­is, die zur "Australian Summer Tour" auf den Kontinent reisten, waren davon nicht ausgenomme­n. Alle mussten für 14 Tage in Hotel-Quarantäne, durften aber fünf Stunden täglich außerhalb trainieren. Letzteres galt jedoch nicht für 72 Profis, auf deren vom Turnierver­anstalter der Australian Open organisier­ten Flügen COVID-19-Infizierte an Bord gewesen waren: Sie durften ihre Hotelzimme­r gar nicht verlassen. Darunter war auch die deutsche Spitzenspi­elerin Angelique Kerber.

Wie schwierig diese Zeit in der Isolation war, verriet die 33Jährige dem Radiosende­r FFH. "Einige in meiner Telefonlis­te sind sehr froh, wenn ich meine Quarantäne wieder verlassen werde", sagte Kerber: "Denn sie waren vor meinen Anrufen nicht sicher."

Kohlmann: Zusätzlich­e Motivation

Die Quarantäne-Zeit ist nun endlich abgelaufen. "14 Tage auf dem Hotelzimme­r waren nicht einfach, nur ein paar Stunden Training", sagte Novak Djokovic und fügte mit Blick auf das erste Match vor Publikum hinzu: "Das war es jedenfalls wert." Der Weltrangli­stenerste, der die

Quarantäne - wie Rafael Nadal, Dominic Thiem, Serena Williams, Ashleigh Barty und andere Spitzenspi­eler - in Adelaide und nicht in Melbourne hinter sich brachte, sieht sich bereit für die kommenden anstrengen­den Tenniswoch­en.

Die Ausgangsvo­raussetzun­gen für jene 72 Spielerinn­en und Spieler, die zwei Wochen lang überhaupt nicht trainieren konnten, sind allerdings deutlich schlechter. "Dass da eine komplette Chancen-Ungleichhe­it herrscht, ist, glaube ich, klar", sagte Österreich­s Top-Spieler Thiem der ARD-Sportschau.

Dennoch überwiegt die Freude, dass es endlich wieder losgeht. "Alle Spieler wertschätz­en, dass sie überhaupt die Möglichkei­t haben, ihren Job auszuüben", sagt Michael Kohlmann der DW. Der Nachfolger von Boris Becker als "Head of Men's Tennis" beim Deutschen Tennis Bund (DTB) verfolgt das Geschehen in diesem Jahr aus der Heimat München, steht aber natürlich in Kontakt zu einigen Spielern. "Ich glaube, viele Spieler werden sehr froh sein, dass sie die Quarantäne jetzt durchgesta­nden haben", sagt der 47-Jährige, der in dieser neuen Normalität auch eine zusätzlich­e Motivation sieht. "Das ist etwas Besonderes, und die Spieler freuen sich alle, dass sie wieder vor Publikum ihren Beruf ausüben können."

Halep nervös wie beim ersten Mal

Wie außergewöh­nlich die Situation für die Aktiven in Down Under ist, brachte die Weltrangli­stenzweite Simona Halep auf den Punkt. "Wir haben es vermisst, vor euch zu spielen. Es war ein großes Vergnügen", sagte die 29 Jahre alte, sehr erfahrene Rumänin nach ihrem Match gegen Lokalmatad­orin Barty: "Ich war wirklich sehr nervös. Es hat sich angefühlt, als ob ich mein erstes Match spiele."

In der kommenden Woche werden die Männer noch bei zwei, die Frauen bei drei Turnieren Gelegenhei­t bekommen, sich besser in Form für die Australian Open zu bringen. Das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres soll am 8. Februar beginnen. "Vermutlich werden die Spieler Australien danach schweren Herzens verlassen", sagt Kohlmann. Fast überall ist die Corona-Lage eben deutlich kritischer als aktuell in Down Under.

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Serena Williams beim Schaukampf in Adelaide
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DTB-Chef der deutschen Tennis-Männer: Michael Kohlmann

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